Mystery Thriller Band 224
Nacht, Dad.“
„Nacht, Kleines.“
Doch richtigen Schlaf fand sie in dieser Nacht nicht mehr.
5. KAPITEL
„Und du bist wirklich sicher, dass mit dir alles in Ordnung ist?“ Brad zog skeptisch die Augen zusammen, während er vorsichtig an seinem Coffee to go nippte. „Du wirkst jedenfalls nicht so.“
Genervt verdrehte Melissa die Augen und trank ebenfalls von ihrem Kaffee, wobei sie bedeutend weniger achtsam vorging als Brad, was dazu führte, dass sie sich prompt die Lippe verbrannte. „Autsch!“ Sie stellte den Becher vor sich auf den Stehtisch und fasste sich mit der Hand an den Mund. „Mist, tut das weh!“
„Lass mal sehen.“ Brad beugte sich zu ihr vor, nahm ihre Hand zur Seite und tastete mit dem Finger an ihre Lippe. Die Berührung war ganz sanft, leicht wie eine Feder, und doch so wirkungsvoll und intensiv, dass Melissa sofort wieder die berühmten Schmetterlinge in der Magengegend spürte. Ja, wirklich, genau so fühlte es sich an. Und mehr noch: Ihr wurde heiß und kalt zugleich, ihr Herz hämmerte wie verrückt in ihrer Brust, und ihre Handinnenflächen wurde feucht. Du meine Güte, hatte es sie etwa so sehr erwischt? Es konnte doch nicht sein, dass sie sich so sehr in Brad verknallt hatte, wo sie ihn doch gestern nach Jahren zum ersten Mal wiedergesehen hatte!
Die Frage ist nur, ob du tatsächlich wieder in ihn verknallt bist oder ob du im Grunde nie aufgehört hast, in ihn verknallt zu sein …
Melissa horchte in sich hinein. Sie war damals wirklich ziemlich in Brad verliebt gewesen. Und ja, wenn sie genauer darüber nachdachte und ehrlich zu sich selbst war, musste sie zugeben, dass sie auch später, selbst als sie schon mit Michael zusammen gewesen war, immer wieder mal an Brad hatte denken müssen. Irgendwie war er für sie so etwas wie ihre erste große Liebe, und das, obwohl sie doch nie zusammen gewesen waren. Streng genommen war er für sie immer unerreichbar wie ein Star gewesen, und vielleicht war es auch genau das, was so sehr den Reiz ausmachte.
Und unerreichbar ist er heute noch mehr denn je für dich. Immerhin hat er eine Freundin. Also krieg gefälligst deine Gefühle in den Griff, Melissa Carlisle!
„Das wird schon wieder.“ Seine Stimme, ungewohnt sanft und fürsorglich, holte sie ins Hier und Jetzt zurück. Zuerst wusste sie gar nicht, was er meinte, dann wurde ihr klar, dass es um ihr kleines Malheur von eben ging.
Sie winkte ab. „Na, zwei Tage hab ich da sicher was von, aber was soll’s? Halb so wild.“
„Klar.“ Er nickte. „Aber um auf meine Frage zurückzukommen: Geht’s dir nicht gut? Du wirkst jedenfalls den ganzen Morgen schon so abwesend.“
Melissa seufzte. Natürlich war ihr klar gewesen, dass Brad ihr Zustand nicht entging. Nachdem sie die halbe Nacht kaum ein Auge zugetan hatte, hatte sie sich am Morgen wie gerädert gefühlt. Zuerst hatte sie Sheriff Latimer anrufen und sich krank melden wollen, doch dann war ihr rasch klar geworden, dass das keine gute Idee war: Zum einen würde es ein mehr als ungutes Licht auf sie werfen, an ihrem zweiten Tag dem Dienst fernzubleiben, zum anderen hätte sie sich damit alles andere als unwohl gefühlt. Immerhin war in Deadman’s Landing ein Mord geschehen, und es war ihre Pflicht, alles Menschenmögliche dazu beizutragen, dem Killer so schnell wie möglich auf die Spur zu kommen.
Das war sie Harry einfach schuldig.
Daher war sie dann, nach zwei Tassen starkem Kaffee mit viel Zucker, pünktlich zum Dienst erschienen. Nach einer kurzen Lagebesprechung mit Sheriff Latimer und den anderen Kollegen hatten Brad und sie sich dann auf den Weg gemacht, um sich ein wenig im Ort umzuhören.
Inzwischen wussten die Bürger über das neuerliche Verbrechen Bescheid. Die Nachricht, was mit Harry passiert war, hatte sich wie ein Lauffeuer verbreitet, und natürlich waren die Leute schockiert. Sheriff Latimer würde heute Mittag im Lokalradio eine Ansprache zur aktuellen Situation halten. Dadurch hoffte er, die Leute beruhigen zu können und außerdem an wichtige Hinweise zu kommen.
Dennoch hörten Brad und Melissa sich jetzt schon so gut es ging um. Die Erfahrung zeigte einfach, dass es in einem kleinen Ort wie diesem wichtig war, die Leute direkt und einzeln anzusprechen, und zwar so schnell wie möglich.
Viel erreicht hatten sie jedoch bislang nicht. Sie hatten diverse Ladenbesitzer nach Harry befragt und auch einige Passanten, denen sie unterwegs begegnet waren. Doch die Antwort war einstimmig gewesen: Niemand
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