Mystic City 2. Tage des Verrats (German Edition)
und Davidas Herz war seine große Chance. Das leuchtet mir sogar ein.
Jarek hat uns nicht an Kyle verraten – es gab gar keinen Verräter, zumindest nicht in unseren eigenen Reihen. Die ganze Zeit hat Elissa die Strippen gezogen.
»Bestimmt hätte sich deine Freundin Davida niemals träumen lassen, dass ihr Herz eines Tages ausgerechnet mir gehören würde«, spottet Elissa.
Wieder streckt sie die Finger aus und dunkelgrüne Energie schießt daraus hervor. Dann verwebt sie die Lichtstrahlen so lange ineinander, bis sie eine Treppe bilden, auf der sie zu uns heruntersteigen kann.
»Wow, ich bin beeindruckt!«, zischt Landon und zeigt zu der Metallleiter. »Sie hätten auch die da benutzen können.«
Elissa lacht. »Ja, aber das hätte doch keinen Spaß gemacht.«
Sie breitet die Arme aus und die Treppe löst sich in einzelne Lichtstrahlen auf.
»Das war’s, du alte Hexe«, ruft Landon und feuert grüne Strahlen in Elissas Richtung; sie sind heller und kürzer als die von Elissa.
»Pass auf, Landon«, warne ich ihn, aber er beachtet mich nicht und geht auf sie zu. »Sie ist gefährlich.«
»Ich würde an deiner Stelle auf Aria hören«, sagt Elissa und verzieht den Mund. Ihre Augen leuchten genauso dunkelgrün wie ihre Energie. »Eine falsche Bewegung und euer Freund Jarek ist tot.«
Elissa lässt ihre Hand durch die Luft sausen. Ein Energieblitz trifft Jarek in den Bauch. Er schreit vor Schmerzen, gedämpft durch den Knebel.
»Aria«, sagt Elissa seelenruhig, »sag deinem Freund, er soll die Krallen einfahren.«
Ich sehe Landon an, er schäumt vor Wut. Aber ihm muss auch klar sein, dass er gegen Elissa keine Chance hat. Andererseits sind wir zu fünft, und sie ist allein. Ich wünschte, wir könnten einen Plan schmieden, wie wir sie zur Strecke bringen können. Shannon und Ryah lassen Elissa keine Sekunde aus den Augen. Vermutlich denken sie dasselbe wie ich.
»Warte«, sage ich zu Landon. »Hören wir uns an, was sie zu sagen hat.«
»Wenn’s sein muss«, knurrt Landon und das Licht aus seinen Händen erlischt.
Ich wende mich wieder an Elissa. »Was wollen Sie?«
Sie lacht. »Macht, was sonst? Ich dachte, inzwischen kennst du mich ein bisschen.« Sie ballt die Fäuste, und die Lichtstrahlen an ihren Fingerspitzen verschwinden. Allerdings glühen ihre Hände immer noch, bereit, jederzeit anzugreifen.
»Und die werde ich mir jetzt holen. Und zwar eine Menge« , fährt Elissa fort. »Sobald ich mir die Kräfte von Elissas Herz einverleibt habe, werde ich die mächtigste Mystikerin sein, die es je gab, so mächtig wie eine Schwester.« Sehnsüchtig starrt sie auf die Kühlbox. »Unversehrte Mystikerherzen sind so selten, und das von Davida ist ein ganz besonderes Exemplar …«
»Ich verstehe immer noch nicht, wozu Sie Jarek brauchen«, sagt Shannon mit leicht zitternder Stimme. »Lassen Sie ihn doch gehen.«
» Jarek interessiert mich nicht!«, brüllt Elissa und beäugt den armen Jarek von allen Seiten. »Du warst ziemlich dumm, Aria Rose. Du hast alles gehabt und hast es für deine Liebe geopfert. Doch wozu?« Elissa zeigt auf den Rest unserer Gruppe. »Wo ist er denn, dein Liebster? Dunkle Wolken am siebten Himmel?«
»Zumindest bin ich keine Lügnerin. Und keine Mörderin.«
Elissa wirft ihr Haar zurück. »Nenn mich, wie du möchtest, Aria. Das interessiert mich nicht. Ich weiß, was ich will, und das nehme ich mir. Du weiß nicht, was du willst, und deshalb lässt du andere die Entscheidungen für dich treffen. Du bist eine Nervensäge, und wenn es nach mir ginge, wärst du längst unter der Erde. Das wäre für dich und alle anderen das Beste.«
Elissa kommt langsam auf mich zu. Ich rieche ihr frisches, leichtes Parfüm, eine Mischung aus weißen Lilien und Pfirsich. »Aber deinen Eltern bist du anscheinend wichtig und der Revolution auch. Deshalb wirst du mich begleiten.«
Sie streckt ihre Hand nach mir aus, aber Landon schiebt mich zurück. »Aria!«, ruft er. »Das Herz!«
Es gibt einen grünen Blitz, als Elissa die Arme vor sich ausstreckt. Das beängstigende Geräusch von mystischer Energie, die auf nackte Haut trifft, erfüllt den Raum. Landon wird rückwärts gegen die Wand geschleudert und sinkt auf dem Boden zusammen.
Elissa schreit etwas, aber ich verstehe sie nicht. Die Fenster beginnen zu beben. Ich drehe mich um. Ryah hockt auf dem Boden. Ihr blaues Haar bildet einen scharfen Kontrast zu der Energie, die um sie herumwirbelt und sie in eine Staubwolke hüllt.
Ryahs
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