Mystic City 2. Tage des Verrats (German Edition)
mich ab.
Turk schluckt. »Ist sie …«
»Tot?« Shannon schüttelt den Kopf. »Sie atmet. Aber schwach. Ich traue mich nicht, sie zu berühren«, sagt sie leise. »Ich will nichts falsch machen und ihr noch mehr wehtun.«
Turk schließt die Augen. Mit leisem Summen fangen seine Hände grün zu leuchten an und er legt sie Ryah sanft auf die Beine.
Voller Hoffnung schauen wir zu, doch nichts passiert. Turk öffnet die Augen, steht auf und schüttelt den Kopf. »Das übersteigt meine Fähigkeiten. Wir müssen sie zu einem erfahrenen Heiler bringen. Und zwar sofort.«
Shannon nickt. »Du hast Recht.« Sie schaut sich um und entdeckt Jarek, der zusammengekrümmt auf dem Boden liegt. Neben ihm liegt die aus der Wand gerissene Kette.
»Wo ist Landon?«, frage ich.
Turk schließt die Augen, murmelt etwas vor sich hin und legt sich beide Hände auf die Brust. Shannon macht das Gleiche.
Turk schwankt leicht. Nach einigen Sekunden öffnet er die Augen wieder und sieht mich traurig an. »Landon ist fort.«
»Fort?« Was soll das bedeuten? »Wo ist er denn hin?«, frage ich.
»Manchmal setzt ein Mystiker zu viel seiner Energie ein«, erklärt Shannon matt. »Er ist … einfach explodiert.«
Ich erinnere mich an das weiße Licht, das Landon umgab. Wie fremdartig und grell es war. Ich fand es so schön … Dabei habe ich Landon sterben sehen? »Das kann nicht sein«, erwidere ich. »Ihr müsst euch irren.«
Turk legt mir die Hand auf die Schulter. »Tut mir leid, Aria. Eigentlich hofft man als Mystiker, eines Tages genau so zu sterben: im weißen Licht zu verglühen.« Er beißt sich auf die Lippe. »Er hat sein Leben für uns gegeben. Wenn das alles hier vorbei ist, werden wir ihn dafür ehren.«
Dankbarkeit erfüllt mich. Wenn Landon nicht gegen Elissa sämtliche Kräfte zum Einsatz gebracht hätte, wären wir jetzt vielleicht alle tot. Er hat uns gerettet. So wie Davida. Und wie Davida war er viel zu jung zum Sterben.
Turk schaut zu Elissa hinüber. »Höchste Zeit, diesem Albtraum ein Ende zu setzen.«
»Nein.« Shannon packt ihn am Arm. »Lass sie.« Ihr Haar ist schweißverklebt, die Augen sind vom Rauch gerötet. »Wahrscheinlich ist sie sowieso tot. Und wenn nicht« – sie blickt auf Ryah – »müssen wir zuerst Ryah helfen. Ihr bleibt nicht mehr viel Zeit.«
»Du hast Recht«, sagt Turk. Er geht zu Jarek und knackt seine Ketten. Jarek will etwas sagen, aber Turk verpasst ihm eine Ohrfeige. »Jetzt nicht. Du musst mir mit Ryah helfen. Und sei vorsichtig.«
Gemeinsam erzeugen sie mystische Strahlen, die sie zu einer Trage verweben. Alle packen mit an, um Ryah auf die Strahlen zu legen. Dann heben Turk und Jarek sie hoch.
»Kommt.« Turk gibt Shannon und mir einen Wink. Ich sehe mich noch einmal um und betrachte fassungslos das Ausmaß der Zerstörung: die eingestürzte Wand, den Schrotthaufen aus Metall, der einmal ein Steg war, das Wasser überall.
Dabei fällt mein Blick auf die Kühlbox.
Elissas Kraftfeld ist zusammengebrochen. Die weiße Kühlbox ist unversehrt. Ich hebe sie auf und folge den anderen nach draußen.
Vor dem Lagerhaus setzen Turk und Jarek die Trage mit Ryah am Kanal ab. Die Strahlen erlöschen. Turk nimmt seinen TouchMe aus der Gesäßtasche und tippt eine Nachricht. »Hilfe ist unterwegs«, sagt er zu Shannon.
»Okay«, antwortet sie. »Ich bleibe bei ihr.« Sie sieht auf ihren TouchMe. »Gleich ist das Treffen. Ihr habt nicht mehr viel Zeit.«
»Wir werden rechtzeitig da sein«, sage ich. »Pass du gut auf Ryah auf, ja?«
Shannon nimmt meine unversehrte Hand und drückt sie. »Mach ich. Ach, und Aria …«
»Ja?«
Sie sieht mich aus ernsten Augen an. »Sorg dafür, dass alle wieder heil nach Hause kommen.«
»Versprochen«, antworte ich.
Kurz darauf kommt ein älterer Mystiker in einer Gondel angefahren. Er ist dünn wie eine Bohnenstange, hat einen dunklen Schnurrbart und welliges braunes Haar.
Er hilft Shannon, Ryah in die Gondel zu laden. Shannon steigt ein, und Turk, Jarek und ich schauen ihnen hinterher, bis das Boot nur noch ein schwarzer Punkt zwischen den eingestürzten Gebäuden ist.
Jarek sieht erst mich und dann Turk an. »Leute«, sagt er nervös. »Ich wollte nur noch mal sagen …«
Turk verpasst ihm einen Klaps auf den Hinterkopf. »Jetzt nicht, Jarek.« Dann schaut er zurück zum Lagerhaus. »Wo ist eigentlich mein Bike?«
Jarek zeigt uns das Motorrad, das unter einer Plane versteckt ist.
Turk wirft einen Blick auf seinen TouchMe. »Bis zum
Weitere Kostenlose Bücher