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Mystic City 2. Tage des Verrats (German Edition)

Mystic City 2. Tage des Verrats (German Edition)

Titel: Mystic City 2. Tage des Verrats (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Theo Lawrence
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Kampfübungen zu stören.«
    »Wer ist da unten?«
    »Keine Ahnung.« Ryah zuckt mit den Schultern. »Hier kommen und gehen die Leute, wie es ihnen passt. Aber Jarek, Landon und ich trainieren hier auch manchmal.«
    Ich denke an meine Zeit mit Shannon auf der Farm. Daran, wie hart das Training für mich war.
    »Müsst ihr trainieren?«, frage ich.
    »Klaro, Dummerchen!«, sagt Ryah und lacht. »Was hast du denn erwartet?«
    Da bin ich nicht so sicher. Turk und Hunter wirken immer so souverän im Umgang mit ihren mystischen Kräften. Dass man sie »trainieren« muss, ist mir nie in den Sinn gekommen.
    »Ich bin erst sechzehn«, sagt Ryah. »Vor drei Jahren haben sich meine Kräfte entwickelt, also bin ich noch nicht so geübt in ihrer Anwendung. Manches ist angeboren, aber das meiste muss man lernen.«
    »Wer sind die Lehrmeister?«, erkundige ich mich. Ich bin froh, dass mir endlich mal jemand meine Fragen beantwortet.
    »Eltern. Freunde. Mein Dad hat mir vor seinem Tod eine Menge beigebracht. Registrierte Mystiker können allerdings nie etwas lernen, weil sie abgeschöpft werden, sobald sie in die Pubertät kommen.«
    »Tut mir leid, dass dein Vater tot ist«, sage ich. »Das wusste ich nicht.«
    »Woher auch?« Ryah blinzelt. »Wir haben uns ja gerade erst kennengelernt. Er wurde vor zwei Jahren bei einem Anschlag getötet. Mom hat seinen Tod nicht überwunden und wurde schwer krank. Sie starb kurz nach ihm. Seitdem bin ich allein.«
    Es erstaunt mich, wie jemand, der beide Eltern verloren hat, noch so zuversichtlich sein kann.
    »Wir sind irgendwie alle Sonderlinge«, fährt Ryah fort. »Deshalb sind wir hier. Landons Eltern leben allerdings noch. Seine Mutter ist mit seiner jüngeren Schwester in einem Lager vor der Stadt. Sein Dad wohnt irgendwo anders, ich weiß nicht, wo.«
    »Und Jarek?«
    »Er hat auch keine Eltern mehr. Wir Waisen müssen zusammenhalten.« Ryah streicht sich durch das blaue Haar, weicht einen Schritt zurück und geht mir voraus durch den Flur.
    »Rechts liegt die Krankenstation.« Sie zeigt auf eine große schwarze Tür. »Ausgebildete Schwestern haben wir hier nicht, aber wenn nötig findest du dort Verbandszeug.«
    Mystiker verfügen über unglaubliche Selbstheilungskräfte, daher vermute ich, dass dieser Raum nur selten genutzt wird.
    »Und hier essen wir«, sagt Ryah. Der Flur mündet in einen größeren Raum mit vier langen Tischen. Die Bänke bieten vielen Dutzend Menschen Platz.
    Hinten ist eine Treppe. Ryah hüpft hinauf, ich folge ihr in etwas langsamerem Tempo. »In diesem Stockwerk liegt die Bibliothek«, erklärt sie und führt mich in einen Raum, der vollgestopft ist mit Büchern. Bücher aus Papier sind selten und eine solche Menge ist einzigartig. Selbst in den Horsten verfügen nur die bedeutendsten Bibliotheken und die reichsten Familien über größere Mengen an gedruckten Büchern.
    Die Regale biegen sich unter ihrer Last. Die Bände scheinen sehr alt zu sein, manche fallen schon auseinander. Vor den Regalen ist eine Metallschiene angebracht, an der eine Schiebeleiter befestigt ist. So kommt man auch an die obersten Regale heran.
    »Hier halten wir meist unsere Besprechungen ab.« Ryah deutet auf einen großen Konferenztisch, der aus unterschiedlich langen Brettern zusammengezimmert und mit einer glänzenden Lackschicht versiegelt ist.
    »Diese Bücher …«, beginne ich.
    »Ja, sie sind wirklich alt, die meisten von ihnen sind sogar älter als die Horste. Verrückt, was?«
    »Wow!« Ich muss an meine Videochats mit Hunter zurückdenken – im Hintergrund war immer so eine Bücherwand zu sehen. »Ist Hunter hier?«, frage ich deshalb.
    Ryah schüttelt den Kopf. »Tut mir leid.« Sie führt mich zur nächsten Treppe. »Die Mädchen haben ihre Zimmer im zweiten Stock, die Jungen im dritten.«
    »Wie lange wohnst du schon hier?«, erkundige ich mich.
    »›Wohnen‹ ist vielleicht zu viel gesagt«, meint Ryah. »Es ist mehr ein Zwischenaufenthalt. Draußen in der Stadt gibt es nur wenige Verstecke, und nachdem das U-Bahn-System ausgeräumt wurde, wandern die Leute von einem Unterschlupf zum anderen. Im Augenblick ist dieses Haus unsere Basis, aber das kann sich jeden Moment ändern.«
    Wir erreichen das zweite Stockwerk und Ryah bringt mich in ein Zimmer mit drei Betten. Es ist gemütlich, aber karg eingerichtet. »Die Farbe heißt Rosé «, sagt Ryah und deutet auf die hellrosafarbenen Wände. »Gefällt es dir? Habe ich selbst gestrichen. Passt doch,

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