Mystic City 2. Tage des Verrats (German Edition)
den ich liebe.«
»Du bist so verdammt stur, Aria, und genau das ist von Anfang an dein Problem gewesen«, sagt Kyle. »Es geht dir immer nur um dich und deinen Freund. Deine Familie ist dir egal.«
»Es geht mir vor allem um Gerechtigkeit«, erwidere ich. »Für die Mystiker. Für alle.«
Kyle lacht hämisch. »Glaubst du wirklich, dass Hunter für Gerechtigkeit kämpft? Diese Rebellen nutzen dich doch nur aus. Und Hunter auch.« Er zögert, und ich höre, wie er einen Schluck trinkt. »Ich muss dir etwas über Davida sagen.«
Davida . Den Namen meiner früheren Dienerin und Freundin zu hören, macht mich traurig. Weil sich die Ereignisse überschlagen haben, hatte ich keine Zeit, um sie zu trauern und das Opfer zu würdigen, das sie für mich und Hunter gebracht hat. Dass sie, wie ich erst nach ihrem Tod erfuhr, selbst in Hunter verliebt war, macht ihre Tat nur umso größer.
»Wie wäre es mit morgen Früh?«
»Mal sehen. Warum sollte ich dir trauen? Womöglich willst du mich kidnappen.«
»Das Risiko musst du schon eingehen«, erwidert er. »Also: ja oder nein?«
Eigentlich möchte ich mich gar nicht mit Kyle treffen, denn ich nehme ihm einfach nicht ab, dass es ihm wirklich um mich geht. Er will nur diesen Krieg gewinnen. Aber Hunter ist in letzter Zeit so verbohrt und glaubt, dass eine Einigung mit den Horsten unmöglich ist. Wenn ich ihm Friedensverhandlungen anbieten kann, die von Kyle angestoßen wurden, wird Hunter die Einladung vielleicht annehmen. Und vor allem: Er wird sie ernst nehmen.
»Komm schon, Aria. Ich habe nicht den ganzen Tag Zeit.«
»Gut«, sage ich. »Wenn du Hunter und Thomas anrufst und Friedensverhandlungen in die Wege leitest, treffe ich mich vorher mit dir unter vier Augen. Aber ich lasse mich nicht als Geisel nehmen.«
»Das habe ich auch gar nicht vor. Ich möchte mich nur ungestört mit meinem Schwesterchen unterhalten, ohne dass andere dabei zuhören. Früher war das doch auch möglich.«
»Das hättest du dir überlegen sollen, bevor du mich verraten hast.«
»Hätte ich tatenlos zusehen sollen, wie sich meine eigene Schwester mit diesem Pack …« Kyle schluckt den Rest des Satzes herunter. »Ach, egal. Ich will mich nicht mit dir streiten. Besprechen wir das unter vier Augen. Ich rufe Hunter an. Wenn ich mit ihm geredet habe, nenne ich dir Ort und Zeit unseres kleinen privaten Treffens. Versetz mich nicht.« Die Verbindung wird unterbrochen und der TouchMe leuchtet auf. Anruf beendet.
»Hallo?« Vorsichtig betrete ich das Zimmer. Ich war noch nie im dritten Stock, wo die Jungen schlafen. Die Zimmer sehen im Prinzip genauso aus wie unsere, nur sind die Betten nicht gemacht. Überall fliegen Kissen und Klamotten herum – Jeans, schmutzige Socken und zusammengeknäulte T-Shirts.
Seit meinem Gespräch mit Kyle ist fast eine Stunde vergangen. Hunter sitzt zurückgelehnt an einem Schreibtisch und hat die Füße auf Turks Bett gelegt, während Turk daraufliegt und einen Tennisball gegen die weiße Wand wirft.
»Hast du gut geschlafen?«, erkundigt sich Hunter. Das Haar an seinem Hinterkopf steht kreuz und quer. Ich würde es gern glatt streichen, aber das würde ihm sicher nicht gefallen. Stattdessen stecke ich die Hand in die Hosentasche.
»Nicht wirklich«, sage ich. Nach meinem Schwätzchen mit Kyle konnte ich nur daliegen und an die Decke starren. Aber das erzähle ich Hunter nicht.
»Nickerchen sind sowieso total sinnlos«, sagt Turk und der Tennisball fliegt wieder gegen die Wand. »Man kann nachts nicht schlafen, ist am nächsten Tag müde und muss wieder ein Nickerchen machen. Ein Teufelskreis.«
»Vermutlich«, antworte ich.
Hunter legt den Kopf schief. »Während du geschlafen hast, habe ich einen sehr interessanten Anruf bekommen.«
»Wer denn?«
»Es heißt ›Von wem denn‹«, korrigiert mich Turk. »Wenn du eines Tages diese Stadt regieren willst, solltest du erst mal Grammatik lernen.«
»Du kannst mich mal«, gebe ich zurück. »War das grammatikalisch korrekt?«
Turk lacht und wirft den Ball wieder unter die Decke. Werfen, fangen. Werfen, fangen.
Ich wende mich wieder Hunter zu. »Also, was für einen Anruf?«
»Von deinem Bruder«, erklärt Hunter.
»Oh!«, sage ich mit gespielter Überraschung. Genau in diesem Moment knallt der Tennisball auf den Boden.
»Entschuldigung«, sagt Turk. Er legt die Hände hinter den Kopf, sodass ich den grünen Schwanz seines Drachentattoos sehen kann, das sich um den linken Bizeps windet. Die Umrisse der
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