Mystic City 2. Tage des Verrats (German Edition)
Schuppen sind schwarz und dunkelblau gezeichnet.
»Er will sich mit mir treffen«, berichtet Hunter. »Kannst du dir das vorstellen? Der hat Nerven. Wir sollen Friedensverhandlungen abhalten, zusammen mit Thomas Foster.« Seine blauen Augen blitzen zornig, dabei hätte ich gedacht, dass ihn der Vorschlag wenigstens ein klein wenig begeistert. »Donnerstagmittag.«
»Diesen Donnerstag?«, frage ich. »Gehst du hin?«
»Ja. Allerdings bleibt bis dahin kaum Zeit, um einen sinnvollen Plan auf die Beine zu stellen …« Er sieht mich an. »Soll ich das Angebot wirklich annehmen?«
Ich bin erleichtert, weil er mich nach meiner Meinung fragt. Offensichtlich bedeutet sie ihm noch etwas. »Ja«, antworte ich. Ich bin nervös, denn ich will nichts Falsches sagen, aber ich will unbedingt, dass es zu diesem Treffen kommt. »Zusammen könnt ihr einen Weg finden, um die Kämpfe zu beenden. Damit nicht noch mehr Unschuldige ihr Leben verlieren …« Meine Kehle fühlt sich trocken an. »Meinst du nicht auch?«
»Ich würde sagen: Vergiss es«, mischt sich Turk ein.
Halt bloß die Klappe, Turk , denke ich.
Hunter fährt sich durchs Haar und bringt es dadurch noch mehr durcheinander. Er steht auf und beginnt auf und ab zu laufen. »Woher weiß ich, ob ich ihm vertrauen kann? Er ist ein Stic-Junkie. Ein Lügner. Und ein Verräter.«
Ich gehe zu ihm und lege meine Hand an seine Wange. Ich denke an den Hunter, der mir das Leben gerettet hat, als ich beinahe von meinem Balkon in die finstere Tiefe gestürzt wäre.
Seine Wange fühlt sich wärmer an, als ich erwartet habe, und einen Augenblick lang gibt es nur noch uns beide: Hunter und mich. So wie es sein sollte.
»Du weißt nicht, ob du ihm über den Weg trauen kannst. Trotzdem ist es einen Versuch wert, oder?«, sage ich sanft.
Nach allem, was passiert ist, erwarte ich Widerstand von Hunter. Stattdessen scheint ihn meine Berührung milde zu stimmen. »Okay«, flüstert er in meine Hand und küsst sie zart.
»Okay? Das ist alles? Kein Protest?«, frage ich ungläubig.
»Was soll ich sagen?«, fragt Hunter und schlingt die Arme um meine Hüfte, fest und fordernd. »Du hast mich eben überzeugt.«
Ich lasse meine Hand von seiner Wange zur Schulter wandern, er beugt sich vor und küsst mich sanft auf den Hals. Mich überläuft es heiß und kalt.
Ich versuche mich seinen Küssen und Liebkosungen hinzugeben, alles andere auszublenden, doch ich kann meinen Kopf einfach nicht abschalten. Ich weiß, wie sehr Hunter Kyle verabscheut und wie wenig er einen Kompromiss sucht. Warum wehrt er sich nicht heftig gegen das Treffen? Irgendwie macht mich das misstrauisch.
Vielleicht ist es ihm ernst damit, den Krieg zu beenden. Vielleicht hat ihm der Überfall auf das Sanitätszentrum gezeigt, dass ein Kompromiss unausweichlich ist, wenn nicht noch mehr Menschen sterben sollen.
Ich verdränge meine Sorgen. Dann berühren meine Lippen die seinen; sie fühlen sich vertraut an und fremd zugleich – es ist so lange her, seit wir Zeit füreinander hatten.
Komm!, denke ich und versuche seinen Mund mit meiner Zunge zu öffnen, aber seine Lippen bleiben verschlossen. Ich spüre kaum seine Hände auf mir, es ist kein Feuer in ihm. Genauso gut könnte ich eine Statue küssen.
»Hunter«, flüstere ich. »Alles in Ordnung?«
Er schüttelt sich, als wäre er aus einem Albtraum erwacht. »Tut mir leid«, sagt er und sieht mich aus seinen schönen blauen Augen an. »Ich muss los.«
»Jetzt?«, frage ich verzweifelt.
Er nickt. »Ich werde erwartet.«
Eine Sekunde später ist er auch schon zur Tür hinaus.
»Nur, damit du Bescheid weißt«, meldet sich Turk zu Wort. Ich hatte völlig vergessen, dass er auch im Raum ist. »Rumknutschen in der Öffentlichkeit ist total uncool. Es sei denn, man gehört zu den unmittelbar Beteiligten.«
Er beugt sich vor, hebt den Tennisball auf und wirft ihn mit unvermittelter Wucht gegen die Wand.
Nach unserem Gespräch war Hunter in der Bibliothek verschwunden und später mit fünf oder sechs seiner Männer wieder aufgetaucht. Sie trugen schwarze Uniformen, auf denen vorn das grüne Rebellenauge aufgestickt war. Ihre Mienen waren ausdruckslos.
»Überfall auf der East Side in der Tiefe«, verkündete Hunter. »Die Fosters. Wir müssen los.« Mit »wir« waren Shannon, Landon und die älteren Mystiker gemeint. »Turk, Ryah, ihr bleibt bei Aria.«
»Wir können doch alle mitkommen und helfen«, wandte ich ein. »Ich bin mir sicher, dass …
»Zu
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