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Mystic City 2. Tage des Verrats (German Edition)

Mystic City 2. Tage des Verrats (German Edition)

Titel: Mystic City 2. Tage des Verrats (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Theo Lawrence
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deine Eltern?«
    Ich lache. »Was für eine dumme Frage.«
    Er blickt über die Schulter. »Heißt das Ja?«
    »Klar. Obwohl sie furchtbare Dinge getan haben.«
    Turk nickt. »Sie sind und bleiben deine Eltern. Seine Familie kann man sich nicht aussuchen. Deswegen kann es sein, dass man sie hasst und doch vermisst.«
    Erinnerungen an die Kindheit ziehen vor meinem inneren Auge vorbei wie Szenen aus einem Film: wie ich mit meinem Vater die Gewächshäuser der Horste besucht habe und er mich immer eine Pflanze für zu Hause aussuchen ließ und wie mir meine Mutter gezeigt hat, wie man sich schminkt. Leider sind die guten Erinnerungen rar, meist habe ich von meinen Eltern nur Kälte erfahren.
    »Manchmal denke ich an sie«, sage ich. »Dann wünsche ich mir bloß, dass sie mich lieben, wie ich bin – ohne Wenn und Aber.« Ich merke, wie ich mich anspanne. »Aber das wird nie geschehen. Es geht ihnen nur um Macht und Geld. Deshalb seid ihr jetzt meine Familie, nicht sie.«
    Turk lächelt mich an. »Hunter war auch immer wie eine Familie für mich. Meine Eltern sind gestorben, als ich fünf war. Immer habe ich gegen die ganze Welt gekämpft. Ich wurde von einer Mystiker-Familie zur anderen weitergereicht … nur um ein Dach über dem Kopf zu haben und etwas zu essen. Trotzdem habe ich oft gehungert. Niemand wollte mich, das habe ich gespürt. Als ich Hunter traf, war es, als hätte ich auf einmal einen Bruder. Wir sind immer füreinander eingestanden. Jetzt stehst auch du für mich ein. Und ich habe das Gefühl, dass das immer so bleiben wird.«
    Ich werde rot und bin verwirrt von meinen eigenen Gefühlen. Ich bin traurig, weil meine Eltern und Kyle nicht die Familie sind, die ich mir gewünscht habe. Aber gleichzeitig bin ich glücklich, weil ich Menschen wie Hunter und Turk gefunden habe.
    Als ich meine Arme über der Brust verschränke, spüre ich die weiche Baumwolle des Nachthemds auf der Haut. »Kiki und Bennie vermisse ich auch. Hast du sie mal kennengelernt?«
    Turk schüttelt den Kopf. »Aber ich weiß, wer sie sind. Hunter hat mir alles über sie erzählt.«
    »Bennie war für mich wie eine große Schwester. Und Kiki erinnert mich an Ryah. Sie sind beide sehr …«
    »… quirlig«, hilft mir Turk aus und zieht eine Augenbraue hoch.
    »Nett ausgedrückt«, sage ich. »Allerdings haben wir inzwischen nicht mehr viel gemeinsam. Selbst wenn ich sie treffen würde, hätte ich ihnen wahrscheinlich nichts zu sagen. Sie wären bestimmt nur sauer, dass ich ihnen nichts von Hunter erzählt habe.«
    »Warum eigentlich nicht?«, fragt Turk.
    »Ich dachte, sie würden es nicht verstehen. Oder nicht akzeptieren.«
    »Die Beziehung zu Hunter?«
    »Ja.« Beim Gedanken an Kiki und Bennie und an meine Familie wird mir ganz eng in der Brust. Sie alle habe ich für Hunter aufgegeben. Und wofür? Dass er mich jetzt wie Luft behandelt.
    »Ich weiß, was du denkst«, sagt Turk.
    »Ja?«
    »Lass ihm Zeit.« Turk beißt sich auf die Lippe. Auf einmal sieht er viel jünger aus, als er ist, und beinahe verletzlich. »Hunter macht eine harte Zeit durch«, erklärt Turk. »Er muss sich erst einmal an das neue Leben gewöhnen. Wie wir alle.«
    »Natürlich. Das verstehe ich doch. Ich verstehe, dass er um seine Mutter trauert, aber …«
    Turk sieht mich fragend an. »Aber?«
    »Er ist überhaupt nicht mehr wiederzuerkennen.« Ich weiß, ich sollte nicht abfällig über Hunter reden, aber er ist praktisch ein anderer Mensch geworden. Der alte Hunter hat ein mystisches Portal zu unserem Haus geschaffen, damit wir uns treffen konnten, wann immer wir wollten. Der neue Hunter meidet mich und benutzt mich für seine Ziele, wie es ihm gerade passt.
    »Es liegt nicht an dir.« Turk nimmt die Hände aus den Hosentaschen. »Er hatte noch gar keine Zeit, den Tod seiner Mutter zu verarbeiten.« Turk wippt auf den Fersen vor und zurück. Sein Schatten tanzt mit ihm. »Er liebt dich. Mehr als alles andere auf der Welt. Im Augenblick zeigt er es nicht, aber das wird schon wieder, okay?«
    Ich will gerade antworten, als ich über uns ein lautes Prasseln höre. Regen! Jetzt sehe ich auch das Kraftfeld, das sich als irisierende Kuppel über uns und das ganze Haus wölbt. Die Regentropfen schlagen winzige Ausbuchtungen hinein, ohne es zu durchdringen. Es scheint aus einem magischen Stoff gefertigt, der in den verschiedensten Grüntönen changiert, als wären Abertausende von Schmetterlingsflügeln aneinandergenäht worden. Seine Oberfläche kräuselt

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