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Mystic City Bd 1 - Das gefangene Herz

Mystic City Bd 1 - Das gefangene Herz

Titel: Mystic City Bd 1 - Das gefangene Herz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Theo Lawrence
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sind schmutzig. Die Kraftwerke sind über die ganze Stadt verteilt. Sie haben die Form riesiger Prismen und speisen Energie in das Stromnetz ein. Hier steht gerade eine Luke offen, die den Blick auf ein Röhrensystem freigibt – diese Röhren bestehen aus dickem Glas und sind mit hellgrüner mystischer Energie gefüllt. Sie pulsiert und wirbelt herum, als wäre sie ein lebendiges Wesen.
    Einer der Arbeiter, ein Mann mit rotblondem Haar und Bart, hält inne und bemerkt mich. Ich trete einen Schritt zurück. Er stellt seinen Bohrer ab, die anderen folgen seinem Beispiel.
    Vier Augenpaare starren mich unverwandt an. Diese Männer wissen ganz genau, wer ich bin. Die blasse, trockene Haut ihrer Gesichter lässt mich frösteln. Abgeschöpfte Mystiker.
    Ich spähe über die Brücke und versuche Davida auszumachen. Aber hier ist kein Mensch außer mir und diesen traurigen Gestalten. Ich habe Davidas Spur verloren. Sofort mache ich kehrt und eile zurück nach Hause.
    »Wie war das Dinner?«, fragt meine Mutter. Sie sitzt auf dem schwarzen Ledersofa im Wohnzimmer. Sie hat sich schon abgeschminkt, ihr Haar ist noch feucht vom Duschen. Sie trägt einen dicken rosafarbenen Bademantel und nippt an einem Getränk. Alle Gardinen sind zugezogen und das Deckenlicht ist gedämpft. Hat sie auf mich gewartet?
    Klartino ist schon gegangen, nicht ohne mich gründlich ausschimpfen, weil ich ihn so lange in der Lobby habe warten lassen. Auf ein Verhör durch meine Mutter bin ich jedoch nicht vorbereitet. »Nett war’s«, lüge ich.
    Sie zieht eine Augenbraue hoch. »Nur nett?«
    »Sehr nett«, berichtige ich mich. »Es war ausgesprochen nett.«
    »Gut.« Sie schlägt die Beine übereinander. »Du solltest schlafen gehen. Vergiss nicht, du musst morgen bei einem Werbespot für unsere Wahlkampagne auftreten.«
    »Wie bitte?«
    »Hat Thomas dir nichts davon erzählt?«
    »Nein, hat er nicht.« Ich klammere mich an meiner Handtasche fest und denke an das Medaillon.
    »Heute Abend hat es eine Explosion auf der Lower East Side gegeben. Bei einer … Demonstration , die diese verdammten Rebellen organisiert haben.«
    »Eine Explosion?«, frage ich schockiert.
    Meine Mutter schwenkt die Flüssigkeit in ihrem Glas. »Ja. Wir müssen die Gelegenheit nutzen. Der Spot wird dich und Thomas vor der Ruine zeigen und Garland, der beim Feuerwehreinsatz mithilft. Die armen Idioten in der Tiefe wiegen sich in der trügerischen Hoffnung, die Mystiker könnten ihnen helfen, aber wir werden ihnen einen Strich durch die Rechnung machen. Bei der Wahl haben die Mystiker keine Chance.«
    »Wie viele Opfer gab es?«
    Meine Mutter nimmt einen Schluck aus ihrem Glas. »Was spielt das für eine Rolle? Diese Narren wollen die Armen in der Tiefe mit solchen Aktionen beeindrucken, dabei beweisen sie damit nur einmal mehr, wie gefährlich die Mystiker sind. Die Rebellen werden niemals aufgeben. Sie müssen beseitigt werden.«
    Mir fehlen die Worte. Ich bin wie betäubt. Sie könnte doch wenigstens so tun, als würde sie der Tod unschuldiger Menschen berühren. Ich will nach oben in mein Zimmer.
    »Du hast was vergessen«, sagt meine Mutter.
    Verwirrt drehe ich mich um.
    Sie klimpert mit den Wimpern. »Den Gutenachtkuss.«
    Ich zwinge mich, ihr ein Küsschen zu geben. Ihre Wange ist eiskalt. »Gute Nacht.«
    »Kannst du dann bitte auch gleich Davida runterschicken? Ich habe noch ein paar Aufgaben für sie.«
    Das kann ich natürlich nicht, weil Davida weg ist. Auf gar keinen Fall will ich sie in Schwierigkeiten bringen. »Äh, ich habe sie losgeschickt, um etwas zu besorgen.«
    Meine Mutter wirkt erschrocken. »Tatsächlich?«
    »Ja, ich wollte … dass sie eins meiner Armbänder zur Reparatur bringt.« Ich presse die Lippen aufeinander.
    Sie sieht auf die Uhr. »So spät noch? Es ist schon nach zehn.«
    Überraschenderweise schluckt meine Mutter diese hanebüchene Geschichte. »Immerhin hast du offenbar inzwischen gelernt, dass Dienstboten zum Arbeiten da sind und nicht zu deiner Unterhaltung. Wurde ja auch Zeit, nach all der Verbrüderung. Bald wirst du deinen eigenen Haushalt führen.« Sie leert ihr Glas. »Schick mir Magdalena. Und sei leise – dein Vater schläft schon.«
    Oben an der Treppe wartet Kyle mit verschränkten Armen.
    »Hi«, sage ich. »Was machst du jetzt?«
    »Ich geh rüber zu Bennie«, antwortet er.
    Ich will mich an ihm vorbeischieben, aber er versperrt mir den Weg. Er trägt ein marineblaues T-Shirt und Jeans. Sein Haar ist verwuschelt, aber

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