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Mystic City Bd 1 - Das gefangene Herz

Mystic City Bd 1 - Das gefangene Herz

Titel: Mystic City Bd 1 - Das gefangene Herz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Theo Lawrence
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erinnern mich an die flockige Zuckerwatte beim Jahrmarkt.
    »Und was schlägst du vor?«, frage ich. »Sollen wir mal kurz zum Mond fliegen?«
    »Aber nein!«, sagt Hunter und lässt meine Hand los. »Ich hab da eine viel bessere Idee.«
    Vorsichtig hebt er eine Hand, aus den Fingerspitzen schießen grüne Lichtstrahlen, ganz wie damals, als er mich in der Tiefe gerettet hat.
    Zuerst sind es fünf, jeder Strahl schlank und lang wie ein Degen. Jetzt schließt Hunter die Hand zur Faust, und die Strahlen verschmelzen zu einem einzigen, der sich in den Himmel bohrt. Ich bin vollkommen fasziniert.
    Er nimmt Schwung und wirft den Lichtstrahl wie ein Lasso um einen der Dachpfosten. Seine Gesichtsmuskeln sind angespannt vor lauter Konzentration, seine Haut glüht im Widerschein des Lichts. Dann streckt er seine freie Hand nach mir aus. »Bist du bereit?«
    »Bereit wozu?«
    Er zwinkert mir zu und winkt mich heran. »Ach komm, Aria«, sagt er. »Jetzt vertrau mir einfach mal!«
    »Bist du durchgeknallt? Du glaubst doch nicht etwa, dass ich mit dir aufs Dach klettere?«
    »Warum nicht?«
    Der Strahl scheint jetzt fest mit dem Dachpfosten verbunden. Aber ein Lichtstrahl ist doch kein Seil, wie soll er uns halten? Allerdings hat mich Hunter noch nie in Gefahr gebracht.
    »Okay«, sage ich deshalb.
    Als sich unsere Finger berühren, durchfährt mich ein Schock, das Blut schießt heiß durch meine Glieder – als hätte mich der Blitz getroffen. »Hunter!«, rufe ich, aber seine Augen sind nur noch Schlitze, er konzentriert sich ganz auf meine Hand. Der Energiefluss versiegt, zurückbleibt nur ein dumpfes Vibrieren, das ein warmes Kribbeln auf meiner Haut hinterlässt.
    »Ich tue alles, was ich kann«, sagt er. »Natürlich sollst du bei mir absolut sicher sein. Immer.« Er zieht mich in seine Arme; ich schmiege mich an seine Brust und es fühlt sich an, als wären wir schon immer füreinander bestimmt gewesen. Ich schlinge meine Arme um seinen Hals und klammere mich an ihn.
    »Halt dich fest«, sagt er.
    »Da mach dir mal bloß keine Sorgen.«
    Und dann setzen wir uns in Bewegung. Mit einem Satz springt Hunter vom Balkon. Eine Sekunde lang scheinen wir mitten in der Luft zu stehen, so als hätte jemand die Zeit angehalten. Dann fallen wir.
    Es zieht mir im Magen. Ich schnappe nach Luft, muss husten. Ich kneife die Augen zu: Wenn ich schon sterben muss, dann will ich es wenigstens nicht sehen.
    Im nächsten Moment spüre ich, wie wir nach oben schießen und durch den Himmel jagen, als würden wir auf Wolken reiten. Ich öffne die Augen. Mein Herz rast, als könnte es jederzeit aus dem Brustkorb katapultiert werden.
    »Aria«, flüstert Hunter. »Sieh doch!«
    Wir fliegen hoch oben über den Horsten, der Wind kommt von allen Seiten. »Wow!«, entfährt es mir. Das Mitternachtsblau hüllt uns ein. Die Glasfassaden der Wolkenkratzer glitzern wie Juwelen.
    Als wir ganz nah am Dach sind, schreit Hunter: »Spring!« Ich lasse ihn los und lande auf beiden Füßen. Meine Knie geben nach, aber ich halte die Balance und richte mich auf. Wenn ich doch bloß statt dieses dünnen Nachthemds etwas Vernünftiges anhätte!
    Der mystische Strahl erlischt und Hunter landet, ebenfalls taumelnd.
    Er braucht ein Weilchen, bis er wieder bei Kräften ist. Vornübergebeugt holt er tief Luft.
    »Das war unglaublich.« Ich kann kaum sprechen.
    »Das?«, meint Hunter cool und wischt sich die Hände an der Jeans ab. »Nur ein billiger Trick.« Er zuckt mit den Schultern. »Trotzdem schön, dass es dir gefallen hat.«
    »Es war super.« Ich schaue mich um und entdecke mehrere Verdampfer, in denen Luft gekühlt wird, und Rauchglasscheiben zum Schutz der Terrasse. Ein paar Gartenmöbel stehen bereit, falls jemand der Hitze zu trotzen wagt, und auf der anderen Seite des Daches befindet sich ein winziger Wintergarten, in dem meine Mutter ihre Rosen züchtet.
    »Also«, sagt Hunter. Einen Moment lang wirkt er tief in Gedanken versunken. Mir gefällt es, wie die Schatten seine Gesichtszüge modellieren und sein Kinn hervorheben, wie das Blau seines T-Shirts das Blau seiner Augen betont, Augen, die vor Begeisterung leuchten. Nase, Mund, Zähne – alles hat die richtige Proportion.
    Dann legt er plötzlich die Arme um mich und zieht mich wieder an sich. Durch den Stoff meines Nachthemds kribbelt meine Haut. Bei Thomas habe ich so etwas nie gefühlt. Doch beim Gedanken an seine Briefe bekomme ich ein schlechtes Gewissen.
    »Nun sag endlich: Warum bist du gekommen?«

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