Mystic City Bd 1 - Das gefangene Herz
abhängen.
Meine Mutter sitzt, die Beine übereinandergeschlagen, auf dem Zweiersofa und bekommt den Mund nicht mehr zu. Erica Foster sitzt neben ihr, Thomas steht an der Bar und genehmigt sich gerade einen Drink, der wie Bourbon auf Eis aussieht. Garland unterhält sich mit seiner Frau, seine Hand liegt auf ihrer Schulter. Mitten im Satz hält er inne und starrt Hunter und mich an.
»Aria!« Meine Mutter bekleckert sich mit ihrem Martini. »Bei allen Horsten …«
Ehe sie weitersprechen kann, stürzen mein Vater, Klartino und Stiggson herein. Benedict folgt einen Moment später.
»Schnappt ihn euch!«, ruft mein Vater und einer seiner Gorillas wirft sich auf Hunter.
Der braucht nur Sekundenbruchteile, um zu reagieren, und schon sinken wir durch den Boden ins daruntergelegene Stockwerk, das ebenfalls zu unserer Wohneinheit gehört. Wir sind in einem spärlich eingerichteten Wohnzimmer gelandet.
»Nebenan sind bewaffnete Männer«, warne ich Hunter und deute zur Tür des Raumes, in dem die Bodyguards manchmal schlafen.
»Wo geht es raus?«, fragt er.
»Oben.«
Wir hören schnelle Schritte über uns – es klingt, als würde eine ganze Armee durch den Flur rennen.
»Komm«, sagt Hunter und ergreift meine Hand. »Sie müssen den Fahrstuhl nehmen. Das gibt uns genug Zeit, um sie abzuhängen.«
»Das ist verrückt!«
Wir hören das Klingeln des Fahrstuhls. Hunter küsst mich leidenschaftlich. »Ich bin jederzeit bereit, mich zu ergeben. Du musst es nur sagen.«
»Niemals«, erwidere ich und drücke seine Hand fester. »Los, weiter!«
Energie flammt auf und Hunter zieht mich durch die Wand. Einen Moment lang fühlt es sich an, als würde ich in einem Schraubstock zerquetscht. Dann bin ich auf der anderen Seite und frei. Im Flur taumele ich hinter Hunter her durch die nächste Wohnung.
Seine Hand ist schweißnass, aber ich denke keine Sekunde lang daran loszulassen.
Am Ende des Ganges packt er mich erneut und wir fallen durch den Boden, wie ein Gebäude bei einer Einsturzparty zusammensackt – rums! Und so geht es weiter durch die nächste und wieder die nächste Etage, bis wir in einer leeren Wohnung ankommen.
An der dunkelgrünen Wand neben uns hängen Gemälde in Goldrahmen, die gegenüberliegende Wand besteht ganz aus Glas. Die silbrig schimmernden Gardinen sind zurückgezogen.
»Weiter«, mahnt Hunter und zieht mich einen Korridor entlang, öffnet die Wohnungstür und späht nach rechts und nach links.
An den Aufzügen wandern die Leuchtziffern nach unten.
»Diese Fahrstühle bewegen sich nur zwischen den Etagen in unserer Wohneinheit«, erkläre ich.
»Wo sind die Expressfahrstühle?«, will Hunter wissen.
Ich zeige zur anderen Seite, wo ein riesiges Bild von Manhattan die Wand ziert. »Sie führen von hier direkt nach unten zum Ausgang.«
»Bestens.« Hunter hebt mich hoch und trägt mich auf seinen Armen.
Ich höre den Wohnungsaufzug. »Hunter, sie sind da!«, flüstere ich. Der Fahrstuhl klingelt.
»Juchhu!«, ruft Hunter und steckt den Kopf durch die Wand. Als sich die Fahrstuhltür gegenüber öffnet, zieht er uns ganz in den Expresslift. Wir krachen gegen die Kabinenwand und erschrecken unseren einzigen Mitfahrer. Es ist Bizwick, einer von Vaters Männern. Er will eine Pistole aus dem Gürtel ziehen, aber Hunter versetzt ihm einen Hieb. Bizwick schlägt hart mit dem Kopf gegen die Wand, dann bricht er bewusstlos zusammen.
Ich gebe Hunter einen Kuss auf die Wange. »Gute Arbeit.«
Wir erreichen das Erdgeschoss und steigen aus. Keiner unserer Verfolger war darauf vorbereitet, dass wir den Expresslift nehmen würden. Deshalb haben zwanzig Mann ihre Waffen auf den Ausgang des Treppenhauses gerichtet.
Ehe auch nur einer von ihnen einen Ton hervorbringen kann, hat mich Hunter schon durch die nächste Mauer getragen. Wir landen im Eingangsbereich, dessen Wände aus nacktem Beton sind. Noch eine letzte Mauer ist zu überwinden, dann befinden wir uns draußen auf einem Laufgang um das Gebäude. Wir sind allein.
»Lauf!«, drängt Hunter und wir rennen auf eine silberglänzende Brücke zu, die diesen Komplex mit dem gegenüberliegenden verbindet. Nach der Brücke biegen wir ab und passieren die Leichtbahnstation. Auf der anderen Seite bleiben wir im Schatten stehen und schnappen nach Luft.
»Ich kann nicht mehr«, schnaufe ich. Mein Hemd ist durchgeschwitzt, meine Augen brennen.
Die Männer meines Vaters strömen aus dem Gebäude und rennen auf uns zu, die Gewehre im Anschlag. Aus dem
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