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Mystic City Bd 1 - Das gefangene Herz

Mystic City Bd 1 - Das gefangene Herz

Titel: Mystic City Bd 1 - Das gefangene Herz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Theo Lawrence
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Terminal beobachten uns Schaulustige. Die Bahn können wir auf keinen Fall nehmen.
    »Stehen bleiben!«, ruft ein Schütze. »Oder wir schießen!«
    »Was jetzt?«, frage ich. Ich sehe keinen Ausweg.
    »Jetzt wird’s ein bisschen nass«, sagt Hunter ungerührt. Er springt auf das Geländer, das das Dach der Leichtbahn umgibt, zieht mich nach und schlingt seine Arme um mich. Wir springen.
    Ich habe von einem Sport gehört, der »Fallschirmspringen« genannt wird. Man springt aus einem Flugzeug und stürzt Hunderte von Metern in die Tiefe, bis sich der Fallschirm öffnet, an dem man sicher durch die Luft hinab auf die Erde gleitet. Es heißt, das solle Spaß machen. Mir nicht. Was wir hier machen, ist freier Fall ohne Fallschirm. Der Wind raubt mir den Atem und zerreißt meine Schreie, bläst meinen Rock hoch und weht mir das Haar ins Gesicht. Hunter krallt die Finger in meine Schultern. Er drückt mich so fest an sich, dass es mir so vorkommt, als wären wir ein einziger Körper. Ein lebender Körper, der in den Tod stürzt. Mir bleibt nicht einmal Zeit zu sagen: »Ich liebe dich.«
    Plötzlich werden wir leichter, unsere Körperdichte nimmt ab wie bei den Sprüngen durch Decken und Wände. Die Luft fließt durch uns hindurch.
    Über dem Kanal haben wir die Geschwindigkeit eines Heißluftballons im Sinkflug. Wir tauchen sanft ein, das Wasser bewegt sich kaum.
    Es ist kälter, als ich es mir vorgestellt habe. Und dass wir so tief herabsinken würden, habe ich auch nicht erwartet. In diesem Moment fällt mir ein, dass ich nicht schwimmen kann. Wasser dringt in meine Nase, läuft mir in den Mund und ich bekomme keine Luft mehr.
    Aber da zieht mich Hunter auch schon wieder nach oben, im Nu erreichen wir die Wasseroberfläche. Er schleppt mich zu einem Anleger, hebt mich hoch, als wäre ich leicht wie eine Feder, und schiebt mich an Land. Dann klettert auch er aus dem Wasser.
    »Aria, ist alles in Ordnung?«
    »Du hast gesagt: Ein bisschen nass«, schnaufe ich. »Ich bin … klitschnass.«
    »Ich habe geflunkert.« Er lacht. »Wir haben nicht viel Zeit. Dein Vater und seine Männer sind wahrscheinlich längst im AP .«
    Nickend stehe ich auf. Meine Kehle fühlt sich rau an und ich sehe alles ein wenig verschwommen, aber sonst geht es mir gut. In der Nähe unterhalten sich ein paar Gondolieri vor einem Imbisslokal; sie scheinen keine besondere Notiz von uns zu nehmen.
    Hunter wählt eine der leeren Motorgondeln aus und hilft mir beim Einsteigen. Er hüpft hinter mir ins Boot, macht es los, startet den Motor und braust los. Wir sind schon ein paar Meter weit, ehe die Gondolieri etwas merken. »Hey!«, ruft einer, rennt zum Anleger und schüttelt die Faust. »Kommt zurück!«
    »Entschuldigung!«, antworte ich. »Ich kaufe Ihnen ein neues Boot. Versprochen!« Ich winke und sehe Hunter an. Auf einmal fangen wir beide an zu lachen: Durch Wände gehen und Hunderte von Stockwerken hinunter in die Tiefe springen … »Das ist Wahnsinn!«, rufe ich und wringe mein Hemd aus.
    Inzwischen ist es stockdunkel. Ich sehe und höre nichts von meinem Vater, aber bestimmt sind er und seine Männer dicht hinter uns. Wir fahren nach Süden durch die kleineren Kanäle und biegen so oft wie möglich ab.
    Als ich schon glaube, wir hätten sie abgehängt, höre ich das Geräusch fremder Motoren.
    »Das sind Boote der Wasserpolizei.« Hunter deutet auf den Motor der Gondel. »Das Ding kann da nicht mithalten. Sie werden uns gleich einholen.«
    »Ich halte dich nur auf. Fahr dort zu dem Anleger, steig aus und flieh.«
    »Ich habe dich schon einmal verloren.« Hunter schüttelt den Kopf. »Noch einmal wird mir das nicht passieren.«
    »Was? Was sagst du da?«
    Hunter fährt an den Steg heran und wirft das Tau der Gondel um einen Pfahl. Er hebt mich hinauf und steigt ebenfalls aus. Dann holt er das Medaillon aus seiner Jeanstasche.
    In diesem Augenblick ist in den grauen Wolken über uns ein Donnergrollen zu hören. Ein Blitz fährt nieder, und schon prasseln Regentropfen auf meine bereits durchnässte Kleidung.
    Hunter zieht mich von der Straße in eine düstere Gasse. Die Sirenen der Polizeiboote werden immer lauter, bis ich es kaum mehr ertragen kann.
    »Ich habe es sofort wiedererkannt. Es ist ein Speichermedaillon«, sagt Hunter. »Solche Stücke sind sehr selten und besitzen große Kräfte. Benutze es nur, wenn du allein bist und keine andere Möglichkeit hast.«
    »Aber wie funktioniert es?«
    Ich kann seine Miene nicht lesen, sein Gesicht ist

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