Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Mystic River

Titel: Mystic River Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dennis Lehane
Vom Netzwerk:
einen Augenblick lang konnte Sean erkennen, dass es seinem Vater wehtat zu wissen, dass sein Sohn Kummer hatte, zu wissen, dass er verlassen und verletzt worden war und es ihn nachhaltig verändert, ihm etwas genommen hatte, das er niemals zurückbekommen würde.
    »Na ja«, sagte sein Vater, »wenigstens siehst du gut aus. Nicht so, als ob du dich hängen lässt. Du trinkst doch nicht zu viel oder so?«
    Sean schüttelte den Kopf. »Arbeite nur viel.«
    »Arbeit ist gut«, erwiderte sein Vater.
    »Ja«, antwortete Sean und fühlte etwas Bitteres in seinem Hals aufsteigen.
    »Nun …«
    »Also.«
    Sein Vater klopfte ihm auf die Schulter. »Also gut. Vergiss nicht, Sonntag deine Mutter anzurufen!«, erinnerte er ihn und ließ Sean stehen. Mit dem Gang eines zwanzig Jahre jüngeren Mannes steuerte er auf die Haustür zu.
    »Mach’s gut!«, rief Sean und sein Vater hob noch einmal die Hand.
    Sean öffnete mit der Fernbedienung die Wagentür. Als er nach dem Türgriff tastete, hörte er seinen Vater rufen: »Hey!«
    »Ja?« Sean drehte sich um und sah seinen Vater vor der Haustür stehen, dessen Oberkörper die Dunkelheit bereits verschluckt hatte.
    »Das hast du damals richtig gemacht, nicht in das Auto zu steigen. Vergiss das nicht!«
    Sean lehnte sich gegen seinen Wagen, die Hände auf dem Dach, und versuchte, das Gesicht seines Vaters im Dunkeln zu erkennen.
    »Aber wir hätten Dave beschützen müssen.«
    »Ihr wart Kinder«, sagte sein Vater. »Ihr konntet es nicht wissen. Und selbst wenn ihr es gewusst hättet, Sean …«
    Sean dachte nach. Er trommelte mit den Händen aufs Wagendach und suchte die Augen seines Vaters. »Sag ich mir ja auch immer.«
    »Aber?«
    Er zuckte mit den Schultern. »Ich glaub trotzdem, dass wir es hätten wissen müssen. Irgendwie. Meinst du nicht?«
    Eine gute Minute lang sprach keiner von beiden und Sean konnte trotz des zischenden Rasensprengers Grillen zirpen hören.
    »Gute Nacht, Sean!«, sagte sein Vater.
    »Nacht«, erwiderte Sean und wartete, bis sein Vater hineingegangen war. Dann stieg er ins Auto und fuhr nach Hause.

21 KOBOLDE
    Dave saß im Wohnzimmer, als Celeste nach Hause kam. Er saß auf dem Rand der rissigen Ledercouch und neben der Armlehne türmten sich zwei Berge leerer Bierdosen, eine frische hielt er in der Hand, die Fernbedienung ruhte auf seinem Oberschenkel. Er sah sich einen Film an, in dem offenbar alle kreischten.
    Im Flur zog Celeste den Mantel aus und sah das Licht über Daves Gesicht flackern, die Schreie wurden lauter und panischer, vermischten sich mit Hollywoods Soundeffekten von zersplitternden Möbeln und anderen Geräuschen, die zweifellos das Zerquetschen von Körperteilen lautlich untermalten.
    »Was guckst du da?«, fragte sie.
    »So‘n Vampirfilm«, erwiderte Dave und starrte auf die Mattscheibe, während er die Dose zum Mund führte. »Der Obervampir killt alle auf dieser Party von den Vampirjägern. Die arbeiten für den Vatikan.«
    »Wer?«
    »Die Vampirjäger. Uh, Scheiße«, sagte David, »gerade hat er einem einfach den Kopf abgerissen.«
    Celeste betrat das Wohnzimmer und schaute zum Fernseher, wo ein Mann in Schwarz durch ein Zimmer flog, eine verängstigte Frau am Kopf packte und ihr das Genick brach.
    »Mensch, Dave!«
    »Nein, das ist super, weil jetzt ist James Woods sauer.«
    »Wer ist James Woods?«
    »Der Obervampirjäger. Der ist beinhart.«
    Jetzt sah sie ihn – James Woods in Lederjacke und enger Jeans, der eine Art Armbrust hob und auf den Vampir zielte. Aber der Vampir war schneller. Er schleuderte James Woods quer durch den Raum, als wäre er eine Motte, dann kam ein anderer reingelaufen und ballerte mit einer Automatik auf den Vampir. Das schien nicht viel zu nützen, aber dann rannten sie plötzlich am Vampir vorbei, als würde der sie nicht mehr sehen.
    »Ist das nicht einer von den Baldwins?«, fragte Celeste. Sie setzte sich auf die Armlehne der Couch und lehnte den Kopf gegen die Wand.
    »Glaub schon, ja.«
    »Welcher?«
    »Weiß ich nicht. Vergessen.«
    Sie sah zu, wie die Männer durch ein Motelzimmer hasteten, in dem mehr Leichen lagen, als Celeste sich in so einem kleinen Raum hätte vorstellen können, und ihr Mann sagte: »Mensch, der Vatikan kann bald eine neue Truppe ausbilden.«
    »Warum noch mal macht sich der Vatikan Sorgen wegen der Vampire?«
    Dave grinste, wandte ihr sein jungenhaftes Gesicht zu und schaute mit seinen hübschen Augen zu ihr hoch. »Die machen Riesenprobleme, Schatz. Sind berüchtigt

Weitere Kostenlose Bücher