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Mystic River

Titel: Mystic River Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dennis Lehane
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dem Blut zu tun haben, das sie Samstagnacht aus Daves Kleidung gewaschen hatte. Und deshalb musste Katie noch irgendwie am Leben sein. Weil alle anderen Alternativen entsetzlich waren.
    Und unlogisch. Völlig unlogisch, davon war Celeste überzeugt, als sie auf die Küche zusteuerte, um noch mehr Essen zu holen.
    Sie wäre fast mit Jimmy und ihrem Onkel Theo zusammengestoßen, die gerade eine Kühlbox durch die Küche Richtung Esszimmer schleppten. Theo wich ihr im letzten Moment aus und sagte: »Auf die musst du aufpassen, Jimmy. Die ist nicht zu stoppen.«
    Celeste lächelte schüchtern, so wie ein Frauenlächeln bei Onkel Theo sein musste, und schluckte das Gefühl herunter, das sie immer hatte, wenn Onkel Theo sie ansah (und zwar seit ihrem zwölften Lebensjahr): dass seine Blicke ein bisschen zu lange auf ihr ruhten.
    Theo und Jimmy trugen die riesige Kühlbox an ihr vorbei, die beiden waren ein wirklich komisches Paar: der rotgesichtige Theo mit dem massigen Körper und dem lauten Organ und der ruhige, hellhäutige Jimmy, an dem kein Gramm Fett oder sonst irgendetwas Überflüssiges war, so dass er immer wirkte, als wäre er gerade aus dem Ausbildungslager zurückgekehrt. Die Gäste im Durchgang machten ihnen Platz, die beiden zogen die Kühlbox zum Tisch hinüber und stellten sie vor die Wand. Celeste registrierte, dass sich alle im Raum umdrehten und zusahen, wie die beiden Männer das Gerät unter dem Tisch verstauten, als wäre die Last zwischen ihnen nun plötzlich nicht mehr eine riesige Kühlbox aus rotem Hartplastik, sondern die Tochter, die Jimmy in dieser Woche zu Grabe tragen würde, die Tochter, die sie alle hier zusammengeführt hatte, um miteinander zu reden, zu essen und zu prüfen, ob sie genug Mut hatten, ihren Namen auszusprechen.
    Als die Leute sahen, wie Jimmy und Theo die Kühlboxen nebeneinander aufstellten und sich anschließend durch das Gedränge in Wohn- und Esszimmer schoben – Jimmy, der verständlicherweise traurig war, aber doch bei jedem Gast stehen blieb, um ihm mit einer fest vornehmen Wärme zu danken und dessen Hand mit beiden Händen zu umschließen, daneben Theo wie immer aufgeplustert, eine Naturgewalt –, bemerkten einige, die beiden seien sich im Laufe der Jahre so nahe gekommen, dass sie sich wie ein richtiges Vater-Sohn-Gespann durchs Zimmer bewegten.
    Das hatte niemand für möglich gehalten, als Jimmy Annabeth heiratete. Theo war damals nicht als umgänglicher Mensch bekannt gewesen. Er war ein Säufer und Schläger, ein Mann, der seinen Taxifahrerlohn aufstockte, indem er nachts als Rausschmeißer in verschiedenen berüchtigten Kneipen arbeitete, was ihm auch noch Spaß machte. Er war gesellig und brachte andere zum Lachen, aber sein fröhliches Händeschütteln hatte etwas Herausforderndes, sein Gekicher etwas Bedrohliches.
    Jimmy hingegen war ruhig und ernst, seit er aus Deer Island entlassen worden war. Er war freundlich, aber reserviert, und hielt sich bei geselligen Zusammenkünften gerne im Hintergrund. Er gehörte zu den Männern, denen man zuhörte, wenn sie sprachen. Er sprach nur einfach so selten, dass man sich oft fragte, wann ihm denn mal etwas über die Lippen käme.
    Theo war unterhaltsam, wenn auch nicht sonderlich sympathisch. Jimmy war sympathisch, aber nicht sonderlich unterhaltsam. Dass diese beiden Freundschaft schließen würden, war das Letzte, mit dem man rechnete. Aber hier standen sie, Theo passte auf, dass Jimmy sich nicht den Hinterkopf am Tisch stieß, und gelegentlich hielt Jimmy inne, um Theo etwas in sein riesiges Ohr zu sagen, dann schoben sie sich weiter durch die Menge. Beste Kumpel, sagten die Leute, so sehen sie aus, wie beste Kumpel.
     
    Da es bald Mittag wurde – nun, eigentlich war es erst elf, aber irgendwo war ja schon Mittag –, brachten die meisten, die nun vorbeischauten, Alkohol statt Kaffee und Fleisch statt Gebäck mit. Als der Kühlschrank voll war, gingen Jimmy und Theo Savage auf der Suche nach weiteren Kühlboxen und Eis nach oben in die zweite Etage zu den Savages – die Wohnung teilte sich Val mit Chuck, Kevin und Nicks Frau Elaine, die immer Schwarz trug, entweder weil sie sich für eine Witwe hielt, bis Nick aus dem Gefängnis entlassen wurde, oder, wie manche behaupteten, weil sie Schwarz einfach gerne mochte.
    Theo und Jimmy fanden zwei Kühlboxen in der Vorratskammer neben dem Trockner und mehrere Tüten Eis im Gefrierfach. Sie füllten die Kühlboxen damit, warfen die Plastiktüten in den Müll und

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