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Mystic

Mystic

Titel: Mystic Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mark T. Sullivan
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bellte Befehle in sein Handy. »Mir ist völlig egal, was die Banker in Boston dazu sagen – es ist eine rechtlich einwandfreie Vereinbarung, und sie muss durchkommen. Lawtons Zukunft hängt davon ab. Haben Sie verstanden?«
    »Da haben wir ja die ganze Bande«, murmelte Andie Nightingale und fuhr sich unsicher mit den Fingern durchs Haar.
    Sie wandte sich zu Gallagher um und deutete zur Hütte. »Warten Sie bitte dort drüben. Ich will noch mit Ihnen sprechen.«
    Gallagher trottete zu den Verandastufen, setzte sich und lehnte sich erschöpft gegen einen der Pfosten, die das durchhängende Verandadach trugen. Die Fahrer des Krankenwagens hatten schon ein Laken über die Leiche gebreitet, die jetzt im limonengrünen Gras zwischen zwei Birken lag. Fetzen kalten Bodennebels trieben zwischen den Bäumen auf die verdeckte Leiche zu. Gallagher erschauerte. Das Erschauern ging in ein starkes Zittern über. Er ging in die Hütte, um aus den Watestiefeln herauszukommen und sich etwas Trockenes anzuziehen. Er schleppte sich nach oben, und als er sich ein Paar flanellgefütterte Khakihosen und einen Wollpullover überzog, verspürte er auf einmal eine starke Übelkeit, so dass er die beiden Flügel des Schlafzimmerfensters weit aufstieß, um frische Luft zu atmen und die Gruppe zu beobachten, die sich im Hof der Hütte versammelt hatte.
    Die weißhaarige Frau im Trenchcoat führte Andie Nightingale von den anderen weg. Sie standen jetzt genau unter Gallaghers Fenster, ohne zu merken, dass er ihre Unterhaltung hören konnte.
    »Sergeant«, begann die Weißhaarige das Gespräch.
    »Lieutenant Bowman«, antwortete Andie Nightingale und lächelte gezwungen. »Ich hatte Sie nicht so schnell hier erwartet.«
    »Ich hatte erst vor zwanzig Minuten Dienstschluss und dachte, Sie könnten ein bisschen Hilfe brauchen«, antwortete die Kollegin. Lieutenant Brigid Bowman trug eine dicke Schicht Make-up, die ihre Akne fast verdeckte und ihre misstrauischen, blassblauen Augen betonte. Ihr weißes Haar war an den Ohren kurzgeschoren, um die Perlenstecker in den Ohrläppchen besser zur Geltung zu bringen, die zu ihrer Halskette passten.
    Andie Nightingales Hände ballten sich zu Fäusten. »Oder haben Sie sich vielleicht so beeilt, weil Sie nicht wollten, dass ich das hier allein mache?«
    »Vielleicht ein bisschen von beidem, Andie«, räumte Brigid Bowman kühl ein.
    Bevor Andie Nightingale antworten konnte, näherte sich der kräftige Bursche mit dem »Lawton«-Sweatshirt und der »Chief«-Baseballmütze, gefolgt von seinem schläfrigen Mitarbeiter und dem gut angezogenen, dicklichen Mann mit dem Walrossschnauzbart, der gerade dabei war, sein Handy zuzuklappen.
    Der Chief hieß Mike Kerris. Er war ungefähr in Gallaghers Alter, jedoch größer und muskulöser, mit stahlblauen Augen und einem dichten, braunen Haarschopf. Er hatte einen vorstehenden, kantigen Unterkiefer von der Art, die den Gebrauch von Steroiden nahelegt. Er nahm seinen Lutscher aus dem Mund. »Was haben wir denn da?«
    Bei seiner Frage nahm Andie Nightingales Gesicht einen aggressiven Ausdruck an. »Hank Potter. Die Leiche ist furchtbar zugerichtet.«
    Der Dicke mit dem silbergrauen Schnauzbart fuchtelte mit seinem Handy in der Luft herum und rief: »Hank Potter! Das ist der Zahnarzt! Der hat doch keinen einzigen Feind in – was soll das heißen: furchtbar zugerichtet?«
    »Schnittwunden, Bürgermeister, ziemlich hässliche«, sagte Andie Nightingale. »Sieht aus, als wäre er zehn-, fünfzehnmal mit einem schweren, scharfen Gegenstand geschlagen worden, bevor man ihn in den Fluss warf. Wollen Sie’s sehen?«
    Bürgermeister Bruce Powells rosige Gesichtshaut wurde mit einem Schlag so bleich wie ein Forellenbauch. Er fuhr sich mit der Hand über seine brillantinegepflegte, silbergraue Frisur. »In Lawton hat es seit zwanzig Jahren keinen Mord mehr gegeben.«
    »Seit achtundzwanzig Jahren, Onkel Bruce«, berichtigte ihn der Chief. Er behielt dabei den Lutscher in einer Backentasche wie ein Eichhörnchen, das an einer Buchecker knabbert.
    »Wie lange auch immer, Mike«, meinte der Bürgermeister. Er wies mit dem Handy auf die gesamte Gruppe. »Hört gut zu: Ich will das hier gelöst haben, und zwar schnell, ist das klar? Lawton kann sich eine solche negative Publicity nicht leisten. Vor allem jetzt nicht, wo wir mitten in schwierigen Verhandlungen stehen.«
    Lieutenant Bowman klopfte mit der Gummisohle ihres Stiefels auf den schlammigen Boden der Einfahrt. »Unsere

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