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Mystic

Mystic

Titel: Mystic Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mark T. Sullivan
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glaube nicht, dass wir schon die ganze Story haben.«
    »Du hast heute ein ordentliches Stück davon bekommen, aber noch nicht alles«, stimmte Gallagher zu und sann dann über etwas nach, das ihm keine Ruhe ließ. »Der Bericht aus Waterbury gibt an, dass Bürgermeister Powell mit dem Spiritismus und Okkultismus geliebäugelt hat. Die Danbys?«
    »Wer sonst in Lawton?«, antwortete Andie. »Also können wir Terrance auch noch nicht ausschließen.«
    »Oder Monsignore McColl«, meinte Gallagher.
    »Monsignore McColl?«, rief Andie ungläubig aus. »Wie kommst du denn darauf?«
    Gallagher berichtete ihr in allen Einzelheiten von seinem Gespräch mit dem Ehepaar Stubbins, einschließlich der Tatsache, dass der Priester das Waisenhaus geleitet hatte, während Terrance Danby dort Zögling war und der Gewalttätigkeit und möglicherweise sogar der Beteiligung an einem Mord verdächtigt wurde.
    »Er ist seit fast zehn Jahren unser Gemeindepfarrer«, sagte Andie fassungslos. »Er hielt damals die Totenmesse für meine Mutter. Sie sah in ihm fast einen Heiligen.«
    »Ein Heiliger«, wiederholte Gallagher und musste zum ersten Mal seit vielen Tagen wieder an Pater D’Angelo denken. Da war irgendetwas bei seinen Begegnungen mit dem Monsignore gewesen, das an ihm nagte, aber er konnte sich nicht erklären, was es war.
    »Ich werde mich morgen Vormittag mal mit Monsignore McColl unterhalten«, versprach Andie.
    »Ich kann dir nicht sagen, wie gern ich bei dem kleinen Plausch dabei wär«, sagte Gallagher. »Aber ich glaube, ich fliege lieber nach Washington.«
     
    Gleich nach seinem Weggang bei den Stubbins hatte Gallagher zu seinem Handy gegriffen und Jerry Matthews, seinen Partner, angerufen. Es war fast zwei Wochen her, dass sie zuletzt miteinander geredet hatten, zwei Wochen, seit er vierzig geworden war und Emily wieder geheiratet hatte. Im selben Augenblick, als Jerry antwortete, tauchte in Gallaghers Kopf das Bild seiner Exfrau auf, wie sie mit ihrem neuen Ehemann an irgendeinem Palmenstrand lag, doch zwang er sich, nicht nach der Hochzeit zu fragen. Die Antwort, die zu erwarten war, wirkte ebenso bedrohlich wie ein Mörder, der in Vermont umherschlich.
    Stattdessen gab er Jerry einen kurzen Bericht über alles, was seit ihrem letzten Gespräch geschehen war, einschließlich der Leichen, des Tagebuchs, Charuns Zeichnungen und der Geschichte Danbys. Jerry hatte beim alten
Washington Star
über die Armee berichtet, bevor er eine ähnliche Stelle bei der
Time
annahm. Wie Gallagher hatte er Anthropologie studiert, und er hatte die dunkle Welt des Verteidigungsministeriums als eine Kultur angesehen, die entschlüsselt werden musste. Das hatte ihn zum Bücherschreiben und später auch zum Verfassen von Drehbüchern gebracht, und so hatten sie sich schließlich kennengelernt.
    Zuerst war Jerry wütend darüber, dass Gallagher so wenig für die D’Angelo-Story getan hatte, doch je mehr er über die Morde in Lawton erfuhr, umso größer wurde sein Interesse. »Zum Teufel mit dem Dokumentarfilm!«, meinte er schließlich. »Schreib diese Story als Buch, mach eine Million damit und verkauf dann noch die Filmrechte.«
    »Die amerikanische Tour«, witzelte Gallagher.
    »Na, komm schon, spiel ruhig den Zyniker«, frotzelte Jerry. »Aber wenn schon, dann einen reichen Zyniker. Wenn du dir das entgehen lässt, dann bist du wirklich nicht mehr zu retten.«
    »Ich lass es mir schon nicht entgehen«, versicherte ihm Gallagher. »Im Moment brauche ich alles, was du über Terrance Danbys Armeelaufbahn finden kannst.«
    »Das kann ein paar Tage dauern.«
    »Mach, so schnell du kannst«, antwortete Gallagher. »Es sterben Menschen hier oben.«
    »Keine Sorge. Pat?«
    »Ja?«
    »Ich find’s gut, dass du wieder zur Arbeit zurückgefunden hast.«
    Anderthalb Stunden später, als Gallagher gerade durch die überdachte Brücke fuhr, die nach Lawton hineinführte, klingelte sein Handy. Jerry klang höchst erregt.
    »Partner, du hast mit dem Namen großen Alarm ausgelöst. Ich habe Terrance Danby einfach mal in ein paar alte Quellen beim militärischen Abwehrdienst eingespeist, weil ich dachte, die könnten den Knaben schneller aufspüren als irgendjemand sonst. Und gerade hat mich – aus heiterem Himmel, fünfzehn Jahre nachdem ich ihn zuletzt gesehen habe – einer der sonderbarsten Typen zurückgerufen, die ich je kennengelernt habe.«
    Gallagher fasste das Handy fester. »Ich höre.«
    »Nein, nein, auf keinen Fall. Nicht über ein Handy«,

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