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Mythor - 037 - Der Koloss von Tillorn

Mythor - 037 - Der Koloss von Tillorn

Titel: Mythor - 037 - Der Koloss von Tillorn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Terrid
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Mythor spürte, dass er Luft brauchte, dass seine Lungen gierig sogen, spürte, wie seine Brust sich zu dehnen versuchte, aber an dem steinernen Klammergriff des Heroen Rokkun zerstob diese letzte Sammlung aller Körperkräfte. Es war vorbei.
    Haltlos irrlichterte Mythors umflorter Blick. Er sah, zum Greifen nahe, den Sonnenschild vor sich an der Wand hängen, das Ziel seiner Anstrengungen, die nun zu seinem Tod führen sollten.
    Wenigstens einmal wollte er den Schild in der Hand halten.
    Während sich rote Schleier vor seine Augen schoben und qualvoller Schmerz seinen Brustkorb durchraste, tasteten seine Hände nach dem Schild, bekamen ihn zu fassen, hoben ihn an.
    Ein Schrei löste sich von Mythors Lippen. Der Druck der steinernen Arme ließ nach.
    Mythor bekam wieder Luft. Er spürte den Schild in den Händen, er fühlte, wie kühle, klare Luft in seine Lungen eindrang.
    »Du hast gesiegt, Mythor«, sagte Rokkun. Seine Stimme war klar zu hören, tief, und wohlwollend, vermischt mit leiser Trauer. »Nimm, was nun dir gehören wird.«
    Mythors Blick war noch immer umflort. Der letzte Druck des Steinernen hatte ihm das Blut ins Gesicht getrieben, er brauchte daher einige Minuten, bis er wieder klar sehen und denken konnte.
    Von weit her drang Rokkuns Stimme an sein Ohr. »Trage ihn mit Würde und für die Sache der Gerechtigkeit!« sagte Rokkun.
    Ungeheure Kraft strömte in Mythor. Fast schien es, als übergebe Rokkun nicht nur den Schild, als ströme auch seine Heldenkraft in Mythor über.
    Hell wurde es vor Mythors Augen. Er sah den klaren blauen Himmel, die langsam treibenden Wolken.
    Er drehte sich um.
    Nichts mehr war von Rokkun zu sehen, auch seine Stimme war beinahe erloschen. Nur als feines Wispern war sie zu hören, und sie schien aus Mythors Innerem zu ertönen. Dann war sie ganz verschwunden.
    Ehrfürchtig hielt Mythor den Sonnenschild in Händen. Kreisrund war der Schild, und er durchmaß etwa eine halbe Mannslänge. Der Schild war gewölbt, die Höhlung war dem Träger zugekehrt. Eine lederne Schlaufe diente als Halt. In der Mitte des Schildes gab es eine Erhöhung, einen Buckel. Der Schild bestand aus Metall, das matt schimmerte.
    Dann begriff Mythor auch die Zeichen auf dem Orakelleder.
    Sechs halbe Kreise, gegenüberliegend, einander überlappend – das Symbol war auch auf dem Sonnenschild zu finden, auf der Oberfläche in das Metall graviert.
    Mythor wog die magische Wehr in seinen Händen. Er wollte versuchen, Rokkuns Willen zu erfüllen, sie mit Würde zu tragen. Er spürte etwas von der Stärke und Kraft Rokkuns in sich, und er wusste, dass er diese Kraft brauchen würde für seinen Kampf. Er benötigte sie, um als Kämpfer der Lichtwelt die Ruhe und Gerechtigkeit aufzubringen, die nötig waren, wenn man tatsächlich das Recht vertreten und schützen wollte. Schwer wog die Verantwortung, die Mythor auf sich geladen hatte, als er Rokkuns magischen Schild übernommen hatte.
    Die Wirklichkeit drängte sich in Mythors Gedanken.
    Er kletterte durch die Öffnung, die der Sonnenschild verdeckt hatte, und sobald er das Freie erreicht hatte, begriff Mythor, was es mit dem Sonnenschild – zum Teil -auf sich hatte.
    Der Sonnenschild Rokkuns war der Brennpunkt seines großen Abbilds gewesen, den der äußere Koloss von Tillorn trug. So erklärte sich auch die geheimnisvolle Wirkung des Mondstrahls – Magie war daran schuld, gebündelt durch den Sonnenschild.
    Diese Tatsachen warfen ein bezeichnendes Licht auf die Fähigkeiten des Süder-Magiers Vangard. Wenn er - wie er behauptet hatte – fast alle seine Fähigkeiten eingebüßt hatte, war es umso erstaunlicher, dass er in der Lage gewesen war, Rokkuns kostbares Eigentum von der seltsamen Grotte aus nach seinem Willen zu lenken.
    In ihm dämmerte dumpf die Ahnung, dass Vangard erheblich mehr magische Fähigkeiten und Kenntnisse besaß, als er bei dem Gespräch mit Mythor eingestanden hatte.
    Mythor hörte einen Schrei, einen Ruf der Wut und Enttäuschung. Unverkennbar Luxon.
    Mythor trat ein paar Schritte zur Seite. Offenbar war es dem Halunken gelungen, sich tatsächlich der fünf Paladine zu entledigen – vielleicht waren sie aber auch bei Rokkuns Verschwinden den gleichen Weg gegangen wie Rokkun.
    Jedenfalls erschien Luxon in der Öffnung, die Mythor durch die Wegnahme des Sonnenschilds geschaffen hatte. Er kroch ins Freie.
    Mythor legte die Hand an den Schwertgriff.
    Minutenlang starrten sich die beiden Männer an. Es war zu sehen, wie es in Luxon

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