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Mythor - 043 - Am Kreuzweg der Lichtwelt

Mythor - 043 - Am Kreuzweg der Lichtwelt

Titel: Mythor - 043 - Am Kreuzweg der Lichtwelt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Werner K. Giesa
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den Palastwächtern. Markalf trat näher herein. Es war im Grunde Unsinn gewesen, noch einmal herzukommen. Die Fremden würden nicht unbedingt in diesem Augenblick den Palast verlassen, um ihre Pferde zu besteigen und Markalf Gelegenheit zu einem kleinen Plausch mit ihnen zu geben.
    Achselzuckend wandte er sich wieder um. Da erreichte ihn der Klang einer befehlsgewohnten Stimme. »Halt!«
    Als der Abend hereinbrach, hatten sie Horai noch nicht erreicht. »Wir rasten hier«, bestimmte Jassam und ließ sich von seinem Orhako gleiten. Seine Männer folgten seinem Beispiel und ließen auch die vier »Gäste« absitzen.
    »Warum reiten wir nicht weiter?« fragte Larashi. »Es ist doch nicht mehr weit bis Horai.«
    »Ich habe meine Gründe«, versetzte Jassam kurz angebunden. In Mythor schlug eine Alarmglocke an. Was hatte Jassam vor? Mythor an seiner Stelle wäre weitergeritten. Ob sie eine Stunde früher oder später ankamen, spielte doch keine Rolle, und selbst wenn es eine Stadtmauer gab und das Tor zu einer bestimmten Stunde geschlossen wurde – Mythor kannte Horai nicht –, war ein Nachtlager im Schutz der nahe liegenden Stadt sicherer als in freiem Gelände. Im Süden hing ein Streifen düsterer Farben am Abendhimmel.
    Jassams Männer sammelten in erstaunlicher Geschwindigkeit Holz und schichteten es auf, um es zu einem kleinen, rauchlosen Feuer zu entzünden. Die Proviantfrage wurde rasch geklärt; Mythor und seine Gefährten hatten Vorräte von Salzfleisch und Salaten aus dem von Larashi betreuten Garten des Stummen Großen mitgenommen, und Jassam und seine Männer hatten offenbar tagsüber gejagt; jedenfalls packten sie jetzt Beutetiere aus.
    Nicht viel später drehten sie sich über dem Lagerfeuer, und ein verheißungsvoller Duft zog sich durch die Lüfte. Sadagar knurrte vernehmlich. »Salzfleisch«, brummte er ungnädig. »Wir essen Salzfleisch, gut getrocknet, und die da haben saftigen Braten.«
    »Vielleicht überlassen sie uns ein wenig Wein aus ihren Schläuchen«, hoffte Mythor und fragte Jassam danach.
    Der Anführer lachte breit. »Ihr seid unsere Gäste«, behauptete er. »Bedient euch. Wein und auch Braten stehen euch zur Verfügung.«
    »Ich danke dir«, sagte Mythor. Er fragte sich, warum Jassam so großzügig war. Die vier Männer bedienten sich von den Vorräten der Vogelreiter.
    »Wann brechen wir auf?« fragte er plötzlich.
    Jassam grinste wieder. »Wenn es Tag wird«, sagte er. »Sorgst du dich, dass du zu spät ankämest? Bedenke, dass du durch uns mehr als einen Tag gewonnen hast.«
    »Nur eine Frage«, wehrte Mythor ab. »Wir sind viele Männer, wie sollen wir die Nachtwache einteilen?«
    »Oh, wolltet ihr euch beteiligen?« fragte Jassam und lachte wieder. »Oh, ihr braucht es nicht. Wir sind Männer genug. Wir machen das schon unter uns aus.«
    Mythor nickte und schwieg. Was Jassam damit sagen wollte, war mehr als deutlich. Wir passen schon auf, dass ihr nicht verschwindet.
    Und just dieses hatte Mythor beabsichtigt. Aber er dachte nicht daran, seinen Plan aufzugeben. Wenn nur ein Wachtposten aufgestellt wurde, konnte man den wohl überlisten und vorübergehend außer Gefecht setzen. Es kam lediglich darauf an, wie weit Horai noch entfernt war; ob die Vögel die Läufer einholen konnten. Denn ein Vogelraub kam für Mythor nicht in Frage, nicht nur, weil Diebstahl seiner unwürdig war, sondern weil sich die Orhakos wohl kaum von Fremden reiten lassen würden. Er musste sich mit Larashi besprechen. Der Alte kannte den Weg genau, er würde wissen, wie weit es noch war.
    Am nördlichen Teil des Himmels begannen die Sterne kalt zu funkeln, im Süden glomm düster ein seltsames Farbenspiel. Welche Phänomene der Düsterzone mochten es hervorrufen? Mythor wusste es nicht, und es reizte ihn auch nicht, darüber zu grübeln. Wichtiger war, Logghard zu erreichen und davor Horai.
    »Halt!« rief die harte Stimme nochmals. Markalf erstarrte; seine Gedanken überschlugen sich. Langsam sah er zu dem Wachtposten hinüber, der gerufen hatte. Der Mann näherte sich gemessenen Schrittes, die Hand am Schwertgriff. Durchdringend sah er Markalf an.
    Markalf fragte sich, was der Posten von ihm wollte. Hatte er sich den Pferden zu sehr genähert? Waren die Reiter so hochgestellte Persönlichkeiten, dass selbst die Annäherung an ihre Reittiere fast ein Verbrechen war? Markalfs Hand tastete nach dem Knauf seines auf dem Markt der Krieger gekauften Schwertes. Er war bereit, sich notfalls mit der Waffe zu

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