Mythor - 043 - Am Kreuzweg der Lichtwelt
ahnte nicht, wie bald er sich schon wieder an dieses Gedankenspiel erinnern sollte…
Eine Reihe fester Steinhäuser gab es auch unter den Zelten und Jurten. Mythor fragte sich, wer wohl darin wohnen mochte. Vielleicht auch der Stumme Große, zu dem Larashi ihn führen wollte?
Sie kamen an mehreren ausgedehnten Märkten vorbei, auf denen die Händler sich zu überschreien versuchten. Direkt an der Straße warf eine lautstark keifende Marktfrau einem in weiten Sprüngen davonhetzenden Sklaven ganze Salven von leicht platzenden Früchten nach; ihrem Geschrei war zu entnehmen, dass der Sklave eine eben dieser Früchte hatte stibitzen wollen und dabei von der Marktfrau ertappt worden war. Unwillkürlich lächelte Mythor.
Wieder Zelte, Menschen, Tiere. Auffällig waren die groß angelegten Gehege mit Laufvögeln: Diatren und Orhaken, vornehmlich aber die kräftigen Diromen, die neben ihren Reitern auch noch Lasten tragen konnten. Mythor entdeckte auch einige Yarls, und Erinnerungen an Churkuuhl wurden in ihm wach, das »entlaufene« Wanderfort, auf dem er seine Jugend zugebracht hatte und das an der tainnianischen Steilküste ins Meer der Spinnen stürzte… Aber diese Yarls, auf deren gepanzerten Rücken sich Häuschen erhoben, waren nicht besessen und waren fest in der Hand ihrer Yarl-Führer.
Wieder tauchte ein Markt vor der Reitergruppe auf. »Der Markt der Bräute«, schnappte Mythor aus der lautstarken Unterhaltung einiger Männer auf. Er konnte sich nicht allzu viel darunter vorstellen, aber er sah dichtgedrängte Menschenmassen und hoffte, dass die anderen ebenso rasch reagieren würden wie er.
Jäh stieß er beide Ellbogen nach hinten. Jassam, der zu diesem Zeitpunkt nicht mehr mit einem Angriff gerechnet hatte, flog fast aus dem Sattel und musste mit beiden Händen zugreifen, um nicht tief zu stürzen. Unglücklicherweise hielt er sich dabei mit einer Hand an Mythors Oberarm fest, und da dieser sich im gleichen Moment nach vorn vom Orhako fallen ließ, stürzten beide.
»Achtung!« schrie Jassam und prallte schwer auf den hartgetretenen Sand der Straße.
Menschen sprangen überrascht zur Seite. Irgendwo ertönte ein schriller Schrei, und einer von Jassams Männern flog in hohem Bogen von seinem Laufvogel. No-Ango hatte ihn aus dem Sattel befördert und machte jetzt einen Sprung zum Nachbartier, auf dem sich der Vogelreiter gerade näher mit Larashi befassen wollte, der zu langsam reagiert hatte.
Die Vögel wurden unruhig und tänzelten. Mythor begriff, dass sie sich plötzlich einmal in höchster Gefahr befanden, angegriffen zu werden, zum anderen aber die Reiter genug zu tun hatten, ihre Tiere unter Kontrolle zu halten. Denn wenn diese durchgingen und die Menschenmengen niederrannten, konnte es für ihre Besitzer übel ausgehen. Die Soldaten des Shallad waren überall, und sie würden mit den Unruhestiftern kurzen Prozess machen.
Jassam kam fast so schnell wieder hoch wie Mythor, zog dabei aber blank. Sein Gesicht war ausdruckslos, als er das Schwert schwang.
Da war ein Schatten hinter ihm, holte einmal kurz aus und rieb sich dann die schmerzende Faust, während Jassam mit törichtem Gesichtsausdruck besinnungslos auf die Straße stürzte.
»Beim Kleinen Nadomir, hat der Bursche einen Eisenschädel«, murmelte Sadagar.
Mythor fasste ihn am Arm und zog ihn mit sich. No-Ango hatte seinen zweiten Gegner inzwischen ausgeschaltet und zerrte Larashi mit sich. Er hatte erkannt, was Mythor beabsichtigte: im Gewühl auf dem Markt der Bräute zu verschwinden.
Flüche und Beschimpfungen wurden hinter ihnen laut, während die vier Männer sich durch die Menge arbeiteten. Jassams Männer folgten ihnen, aber schon sehr bald zeigte sich noch ein weiteres Phänomen. Mythor und seine Begleiter hatten ihre Waffen steckenlassen, die anderen aber schwangen wild ihre Schwerter und Dolche. Und wunderbarerweise war die Menschenmauer, die sich hinter Mythor und den Gefährten schloss, ungleich dichter und schwerer zu durchdringen als vor den Flüchtenden.
Sie schlugen Haken, achteten darauf, sich nicht gegenseitig aus den Augen zu verlieren, und wurden langsamer. Aber Jassams Leute waren ihnen nach wie vor auf den Fersen, als sie den Rand des Marktes auf der gegenüberliegenden Seite erreichten. Hier schlossen ein großes Laufvogelgehege und eine Unmenge von Zelten an.
Mythor hob die Hand und deutete auf das erste Zelt. »Frechheit siegt«, sagte er. »Hinein. Niemand wird annehmen, dass wir ausgerechnet in ein Zelt
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