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Mythor - 043 - Am Kreuzweg der Lichtwelt

Mythor - 043 - Am Kreuzweg der Lichtwelt

Titel: Mythor - 043 - Am Kreuzweg der Lichtwelt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Werner K. Giesa
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wusste ebenso wie Mythor, dass Mythor es nicht auf einen Kampf ankommen lassen würde angesichts der Überzahl. Ein Laut würde genügen, die Männer zu wecken.
    Und Mythor begriff noch mehr.
    Jassam war schlau genug gewesen und hatte den Fluchtversuch erahnt. Mythor war sicher, dass außer dem Wächter, der am Feuer saß, ständig ein weiterer Mann wach sein würde, der sein Wachsein nicht verriet, sich aber zum Eingreifen bereit hielt. Immerhin waren Jassams Männer zahlreich genug, um Doppelposten einrichten zu können.
    Mythor und seine Gefährten waren Gefangene.
    *
    Markalf eilte zur Karawane zurück. Der Posten hatte ihn verabschiedet. Es lag kein Grund mehr vor, sich länger zu unterhalten. Krieger und Händler waren stets verschiedene Sorten Mensch gewesen, und der eine verstand das Handwerk des anderen nicht. Die gemeinsame Einstellung fehlte, obgleich Markalf sich sicher unter dem Schutz der Krieger fühlte und die Krieger sich freuten, wenn sie von den Händlern kaufen konnten.
    Markalf überlegte, wer die Fremden sein mochten. Sie mussten über gewaltige Macht verfügen, wenn sie ungehindert die Posten durchschreiten und den Palast betreten konnten, obgleich niemand sie kannte. Wer waren sie? Abgesandte der Schattenzone, der bösen Mächte? Markalf wusste es nicht. Und er war auch nicht begierig, es zu erfahren, trotz seiner sprichwörtlichen Neugier. Der Hauch des Bösen hatte ihn gestreift und ließ ihn erschauern. Er war froh, wieder bei den Gefährten im Schutz der Karawane zu sein.
    *
    Gegen Morgen brachen sie wieder auf. Mythor entging nicht das spöttische Grinsen Jassams, und er lächelte resigniert. Es musste eben eine andere Möglichkeit geben, sich zu entfernen, denn dass Jassam keine guten Absichten hegte, war den vieren nach dieser Nacht nun endgültig klar. Aber Jassam hüllte sich in Schweigen. Mit keinem Wort verriet er, was er wirklich beabsichtigte.
    Auf den Orhaken kamen sie rasch voran. Als weit vor ihnen die Stadt auftauchte, bereitete Mythor sich innerlich auf einen kurzen, aber heftigen Kampf vor. Doch Jassam ließ ihm kaum eine Chance. Er saß hinter Mythor und war dadurch im Vorteil. Mythor beschloss zu warten, bis sie in der Stadt waren.
    Je näher sie kamen, um so phantastischer wurde das Bild, das vor ihnen emporwuchs. Horai lag direkt am Rand des Salzspiegels, jener sich endlos erstreckenden, weißbraunen Fläche, wo sich nur hin und wieder eine wandernde Salzdüne oder andere dunkle Punkte erhoben. Horai war ausgedehnt und wimmelte von Menschen. Schon am frühen Morgen herrschte in den Straßen reges Treiben.
    Erstaunt stellte der Sohn des Kometen fest, dass sich etwa fünf oder sechs Karawanen hier getroffen hatten. Aber sie hielten sich nicht in einer Karawanserei auf, wie man das normalerweise erwartet hätte, sondern sie bildeten einen Teil der Stadt! Zelte beherrschten das Stadtbild. Große, kleine, flache, hohe und bunte. Sie waren in schreienden Farben oftmals kunstvoll bemalt, Frauen und Kinder eilten über die Straße, ohne sich um Laufvögel oder Karren zu kümmern. Stimmengewirr schmetterte in seine Ohren; so bunt Zelte und Kleidung der Südländer waren, so laut waren sie auch.
    Als sie den Stadtrand erreichten – eine Befestigungsmauer gab es nicht –, kamen sie an einer Streife von fünf schwerbewaffneten Fußsoldaten vorbei, die ihre Runde um die Stadt zogen wie etliche andere Trupps auch; sie befanden sich in Rufweite voneinander entfernt. Jassam gab barsch Auskunft über den Zweck seiner Ankunft, und der Streifenführer lachte rau auf. »Das ist gut, Mann«, brüllte er. »Wir können nicht genug Krieger haben, um gegen die Düsternis anzustehen.«
    Mythor glaubte Jassam nicht mehr, dass dieser sich mit seinen Männern tatsächlich anwerben lassen wollte. Dieser Bursche hatte etwas anderes im Sinn, und es wurde Zeit, sich von ihm zu trennen. Es fehlte nur noch die passende Gelegenheit. Dichtgedrängte Menschenmassen, zwischen denen man blitzschnell untertauchen konnte, verwinkelte Zeltstraßen… Mythor ließ seine Blicke wandern. Palast und Festung lagen dicht beieinander, beide in ihrer Form deutlich zu unterscheiden. Die Festung mit ihren protzigen Bollwerken und Wehrtürmen, der Palast mit weit ausladenden Freitreppen und Balkonen und verspielten Türmchen… Unwillkürlich stellte Mythor sich Arruf, den Meisterdieb, vor, wie er sich als Fassadenkletterer betätigen mochte. Der Palast bot sich förmlich für abenteuerliche Verfolgungsjagden an.
    Mythor

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