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Mythor - 054 - Vina, die Hexe

Mythor - 054 - Vina, die Hexe

Titel: Mythor - 054 - Vina, die Hexe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: W. K. Giesa
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ist mit dir los?« fragte Mythor leise, nachdem er sich dicht zu Oniak gesellt hatte. Die Feuergöttin der Tau bewegte sich ein paar Schritte weiter hinter ihnen.
    »Was soll mit mir los sein?« wiederholte Oniak. »Nichts. Ich werde wieder gesund.«
    Mythor wagte dem Verwundeten nicht zu sagen, daß er nicht daran glaubte. Nach allem, was er wußte, konnte es nach dem Fieberanfall am Abend keine Gesundung mehr für den kleinen Mann geben. Aber sein jetziges Verhalten war mehr als seltsam.
    »Wir sind bald am Wasser«, sagte Oniak plötzlich. »Ich spüre es.«
    »Wie?« fragte Mythor. Seine Hand griff nach der Schulter des Mannes. Sofort zuckte er wieder zurück. Die Haut fühlte sich heiß an, das Fieber steckte noch in ihm, auch wenn es äußerlich nicht so aussah. Aber Oniak brannte innerlich.
    »Wie spürst du es?«
    »Ich kann es nicht erklären«, sagte Oniak heiser. »Ich weiß nur, daß wir gleich da sein müssen.«
    Sie hatten einen kleinen Gletschersee umrundet und stiegen jetzt immer tiefer abwärts. Nebel drangen durch die flachen Büsche. Bäume gab es hier nicht mehr, aber Gräser und seltsame Blumen, die im Wind eigenartige Klappergeräusche von sich gaben, so als schlügen Gebisse aufeinander. Aber die Pflanzen griffen nicht mehr an.
    Warum nicht?
    Unwillkürlich sah er sich um. Ramoa befand sich dicht hinter ihm. Auf ihrem Körper hatte sich eine Gänsehaut gebildet Es war nicht mehr so kühl wie weiter oben, daß sie in ihrer verhältnismäßig leichten, Kleidung hätte frieren können. Es mußte etwas anderes sein.
    Das, was Oniak spürte?
    Auch in Mythor regte sich irgend etwas. Das Gefühl, einer Gefahr gegenüberzustehen, die er nicht kannte…
    »Da«, sagte Oniak plötzlich und blieb stehen. Er streckte den Arm aus und deutete mit dem Dreizack nach vorn.
    Der Nebel riß auf.
    »Wasser«, flüsterte Ramoa.
    Ein paar Mannslängen vor ihnen hörte das feste Land auf. Ein breiter Wasserlauf versperrte ihnen den Weg. Zu breit, um hinüberzuspringen. Mythor erkannte, daß er es beim besten Willen nicht schaffen würde. So sehr er sich auch anstrengen würde - er konnte nicht trockenen Fußes hinüberkommen.
    Steil fiel das Ufer vor ihnen ab. Es mochte etwas über sieben Fuß sein. Dort zog sich das Wasser entlang. Es gab kaum Strömung.
    »Ein Graben? Ein Fluß?«
    »Drüben ist eine andere Insel«, sagte Ramoa. Mythor spürte ihren Atem im Nacken. Sie mußte ganz dicht hinter ihm stehen. »Wir müssen hinüber«, fuhr sie fort.
    Mythor trat an den Rand des Steilufers. Er sah hinunter. »Ein eigenartiges Wasser«, stellte er fest. »Es ist grau, und man kann nicht tiefer als eine Handspanne sehen.«
    »Es kommt von links«, sagte die Tau. »Es ist das Wasser aus dem Binnenraum der Blutigen Zähne, und es strömt zwischen den Inseln hindurch langsam nach außen.«
    »Es muß tief sein«, murmelte Oniak. Seine Augen glänzten seltsam. »Wenn das Ufer sich weiter so steil in die Tiefe fortsetzt…«
    »Tief genug, um darin zu ertrinken«, stellte Mythor fest.
    »Tief genug, um Fischköpfe zu verbergen«, sagte Ramoa.
    Leicht drehte Mythor den Kopf. »Bitte?«
    »Erinnerst du dich nicht, was ich sagte, Honga? Die Fischköpfe sind Männer, die ausgesetzt wurden, weil sie von Dämonen besessen sind. Man setzt ihnen Fischmasken auf, daher der Name. Aus eigener Kraft können sie diese Masken nicht mehr lösen. Ich weiß nicht, wie es gemacht wird, wahrscheinlich mit Hexenkraft. Aber diese Fischköpfe sind auch hier nicht ungefährlich. Sie sind Menschenfresser und Kopfjäger und leben gewöhnlich im Binnenwasser, aber manchmal kommen sie auch zu den Inseln. Wenn jemand zu den Blutigen Zähnen kommt, was öfters geschieht, spüren sie es manchmal und versuchen zu morden.«
    »Interessant«, sagte Mythor grimmig. »Hindurchschwimmen scheidet also auf jeden Fall aus. Springen können wir nicht, Oniak schon gar nicht. Aber wir müssen hinüber. Gibt es schmalere Stellen?«
    »Sicher nicht«, erwiderte Ramoa.
    Mythor zuckte mit den Schultern. Er begann sich nach seitwärts zu bewegen. Er wollte feststellen, ob es stimmte, ob es wirklich keine schmalere Stelle gab. Aber nach einem längeren Marsch in beiden Richtungen wußte er, daß sie sich an der schmasten Stelle überhaupt befanden. Dafür aber hatte er in nicht allzugroßer Entfernung dicht am Ufer einige schlanke, dünne Bäume entdeckt, die ihm wie geschaffen schienen für das, was er mit ihnen vorhatte. Er hoffte nur, daß sie stark genug waren, das

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