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Mythor - 054 - Vina, die Hexe

Mythor - 054 - Vina, die Hexe

Titel: Mythor - 054 - Vina, die Hexe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: W. K. Giesa
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Freundlichkeit besitzen, mich loszulassen?«
    Mythors Hand glitt von ihrer Schulter ab. Der zwingende Blick! Dieses junge Mädchen steckte voller Überraschungen. Ein Verdacht keimte in ihm auf. »Besitzt du magische Kräfte?« fragte er mißtrauisch.
    Sie schüttelte nur den Kopf, daß das schulterlange rote Haar flog. »Nein, ich bin keine Hexe«, sagte sie. »Ich weiß auch nicht, was es ist, aber ich kann es.«
    Es - das war der zwingende Blick, wie sie es genannt hatte.
    »Laß uns weitergehen«, verlangte sie. »Denn bald werden sie zurückkehren. Sie sind jetzt eingeschüchtert, aber das wird nicht lange dauern. Beim nächsten Mal werden sie sich nicht mehr überraschen lassen.«
    Mythor nickte. Ramoa hatte recht. Die Fischköpfe wurden immer gefährlicher. Und wenn sie jetzt auch schon auf dem Land angriffen, würde es nicht bei diesem einen Angriff bleiben…
    Wieder marschierten sie weiter, der Regenbogen-Brücke entgegen.
     
     
    7.
     
    »Was ist denn das? «
    Überrascht waren sie stehengeblieben. Angestrengt sah Mythor zu dem eigentümlichen Bauwerk hinüber, das sich weit vor ihnen erhob. Es war noch undeutlich zu erkennen, aber es mußte ziemlich groß sein, und etwas daran bewegte sich.
    »Es könnte zu der Anlage gehören, die jene Zaubermutter damals schuf«, überlegte Ramoa. »Es sieht aus wie… wie…«
    »Wie eine Windmühle«, half Mythor aus.
    Er sah sich wieder um. Weit hinter ihnen bewegten sich dunkle Punkte über die Ebene. Die Fischköpfe!
    Diese Insel war ziemlich flach, nur an einer Seite ragten schroffe Felsen empor. Es war ein seltsames Bild; die Felszacken waren schneebedeckt und glitzerten in der Sonne, und hier unten blühten seltsam geformte Blumen. Kleinere Bäume erhoben sich hier und da, und am Horizont erhob sich nun jenes Bauwerk.
    Mythor setzte sich wieder in Bewegung. Ein Bauwerk aus der Anlage, zu der auch die Regenbogen-Brücke gehörte? Vielleicht gab es auch hier Hinweise oder Hilfsmittel…?
    Der Sohn des Kometen schritt auf die Windmühle zu. Näherkommend, erkannte er, daß sie ziemlich alt sein mußte und schon einigermaßen verfallen aussah. Die gut zwei Dutzend Windflügel waren teilweise geborsten oder nur noch als Stümpfe oder Rahmen vorhanden, aber sie drehten sich noch in der Brise, die vom Binnensee her kam.
    Und sie drehten sich schnell.
    »Warte«, sagte Ramoa plötzlich.
    Mythor drehte im Gehen leicht den Kopf. »Warum?« fragte er.
    »Die Fischköpfe«, sagte Ramoa. »Sie haben die Verfolgung aufgegeben.«
    »Gut für uns«, erwiderte Mythor nur und ging weiter.
    Ramoa schloß zu ihm auf. »Sie müssen einen Grund dafür haben«, sagte sie und griff nach seinem Arm. »Warte! Wahrscheinlich ist die Mühle gefährlich.«
    Mythor lachte auf. »Ein altes, halb verfallenes Bauwerk? Warum sollte es gefährlich sein?«
    »Weil die Fischköpfe sich nicht hierher wagen«, sagte sie scharf. »Honga, bleib hier. Dort lauert Gefahr, ich fühle es, wie es auch die Fischköpfe fühlen!«
    »Gefahr für die Fischköpfe vielleicht«, sagte er. »Aber nicht für uns.«
    »Bleib stehen!«
    Er reagierte nicht mehr, gab keine Antwort. Stur ging er weiter auf die Windmühle zu, deren Windräder sich schnell drehten.
    Er fand diese Drehbewegung aufregend. Er mußte hin. Es war ihm, als wollten ihm die Flügel etwas mitteilen. Auf eine nicht klar erfaßbare Weise sprachen sie zu ihm.
    An Ramoa dachte er nicht mehr. Er sah sie nicht mehr, hörte sie nicht mehr. Es gab nur noch die Windmühle vor ihm, die sich immer schneller drehte und zu ihm sprach. Deutlich sah er ihre Stimme in seinem Geist. Er sah sie. Hören konnte er nicht mehr. Alle Sinne bis auf seine Augen waren wie gelähmt.
    KOMM HIERHER, TRITT EIN UND WARTE MIT DEN ANDEREN AUSERWÄHLTEN AUF DEINE BESTIMMUNG.
    Eine Aufforderung, der er nicht widerstehen konnte. Warum sollte er auch? Er war doch ein Auserwählter!
    Und wie schnell sich die Flügel jetzt drehten, die bunt waren und ihm mit ihrer Farbenpracht die Aufforderung zuriefen!
    »Ich komme«, rief er. »Ja, ich komme doch!«
    KOMM HIERHER, TRITT EIN UND WARTE MIT DEN ANDEREN AUSERWÄHLTEN AUF DEINE BESTIMMUNG!
    Er ging schneller. Schneller drehten sich die Flügel und zwangen auch ihn, sich ihrer Geschwindigkeit anzupassen. Sie drehten sich für die Auserwählten, zu denen er doch gehörte. Er war einer von ihnen. Nur für ihn drehten sich die Flügel und riefen ihn zu sich.
    Er durfte sie nicht enttäuschen!
    Da griff jemand nach ihm!
    Wollte ihn aufhalten!

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