Mythor - 063 - Die Bestie erwacht
noch.
»Vorwärts«, sagte Scida leise und deutete mit ihrem Seelenschwert Laythy dorthin, wo Yacub verschwunden war. »Ihm nach! Er darf uns nicht entkommen!«
10.
Von Yacubus war nichts mehr zu sehen, als sie den weißen, körnigen Sand unter ihren Füßen spürten. Mythor warf den knielangen Mantel ab und begann seinen ledernen Leibrock zu säubern. Das Schlammwasser in der Yacubus-Grotte, in das er gestürzt war, hatte seine Spuren hinterlassen. Erfreulicherweise war der Schmutz inzwischen getrocknet, so daß Mythor die Kruste praktisch nur abzuklopfen brauchte.
»Eitel?« fragte Gerrek und führte vor, wie man mit einem Drachenmaul unverschämt grinsen kann. Mythor grinste zurück. »Wenn ich dir jetzt eine passende Antwort gäbe, würde sich das Schimpfwort beleidigt fühlen«, stellte er fest.
Gerrek rollte seine Glubschaugen wild hin und her.
»Du bist nicht nur eitel, sondern auch gemein«, sagte er.
Er deutete auf Mythors Mantel, dessen Rückenteil vom Wappen der Walangei geziert wurde, Scidas Heimat. Es war ein geflügelter Löwe. »Alles mögliche Viehzeug hat Flügel«, beschwerte Gerrek sich. »Bloß ich nicht! Oh, verflucht sei die Hexe, die mir diese Gestalt gab…«
Scida stand wieder ruhig da und lauschte der Unterhaltung der beiden seltsamen Gefährten. Dann aber hob sie die Hand.
»Wir befinden uns auf Gavanque«, sagte sie.
Mythor, der wieder nach seinem Mantel griff, zuckte mit den Schultern. »Und?«
Ein finsterer Blick traf ihn als Antwort auf die respektlose Frage.
»Wir sind auf Zaems Seite gelandet«, führte die Amazone weiter aus. »Wir werden also noch ein hartes Ringen erleben. Zahda und Zaem beanspruchen die Herrschaft über diese Insel, die im Grenzbereich beider liegt. Aber vielleicht sollten wir hier zunächst eine kleine Ruhepause einlegen.«
»Irgendwoher kenne ich das doch«, sagte Mythor bitter. »Zwei Machtbereiche… Zaem und Zahda, in Korum! Und Burra ist auch wieder in der Nähe…«
»Burra hat vorläufig genug mit den Enterseglern zu tun«, wandte Scida ein. »Außerdem wird der Streit um Gavanque auf eine etwas andere Weise ausgetragen als in Korum. He, was macht denn die Klaubacke da?«
Damit hatte sie Gerrek gemeint, mit dessen Drang, irgendwelche Dinge zu stibitzen und in seinem Bauchbeutel zu verstauen, sie auch schon Bekanntschaft gemacht hatte. Gerrek watschelte auf seinen kurzen Beinen unter dem birnenförmigen Leib über den Strand dem Palmenwald entgegen, schnüffelte mal hierhin und mal dorthin, war ein paarmal nahe daran, die Richtung zu ändern und blieb schließlich dicht vor dem Waldrand stehen, um heftig zu winken.
»Was hat der Bursche?« fragte auch Mythor überrascht.
»Wir folgen ihm«, entschied Scida.
Der Sandstrand mochte vielleicht eine Pfeilschußweite breit sein, ging in Grasfläche über und endete übergangslos vor einer Reihe hoher Palmen, zwischen denen mehr und mehr dichtes Unterholz aufwuchs. Ein paar schmale Schneisen führten in den Wald hinein, der sich weiter nach innen änderte und keine Palmen mehr aufwies, sondern seltsam anmutende Bäume, die Mythor noch nie gesehen hatte.
»Ich habe sie«, sagte Gerrek selbstzufrieden.
Mythor und Scida sahen zu ihm empor. »Wen oder was?« fragte der Gorganer. »Läuse?«
Unwillkürlich begann Gerrek sich zu kratzen. »Aber nein, wie kommst du darauf?« ereiferte er sich. »Nein, ich habe Yacubs Spur gewittert! Er ist hier im Wald untergetaucht.«
Verblüfft sahen sich Scida und der Gorganer an. Gerrek offenbarte immer neue Fähigkeiten. Und dann suchte Mythor im lockeren Sand des Strandes vergeblich nach Yacubs Spur.
Es gab sie nicht! Obgleich er, der Steinerne, mit seiner Gefangenen ein nicht unerhebliches Gewicht auf die Waage bringen mußte, war nichts davon zu sehen, daß er sich hier bewegt hatte, aber Gerreks, Scidas und Mythors Spuren waren deutlich ausgeprägt.
»Oh, bei Quyl«, stieß Mythor hervor. »Jetzt weiß ich, was mir die ganze Zeit schon aufgefallen ist und so seltsam vorkam! Wir haben doch alle miterlebt, wie Yacub vom Schollenrand sprang, und dann haben wir hier keine Spuren gesehen! Er muß sie irgendwie unsichtbar gemacht haben!«
»Zauberei«, stieß Scida wütend hervor. »Aber wir werden ihn erwischen! Gerrek, du gehst vor undwitterst weiter! Im Wald wird es vielleicht leichter sein, abgebrochene Zweige zu erkennen, aber es ist gut, sich daßei auf deine Witterung verlassen zu können. Aufgeht’s!«
Sofort begann Gerrek wieder zu maulen. »Mich,
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