Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Mythor - 067 - Krieg der Hexen

Mythor - 067 - Krieg der Hexen

Titel: Mythor - 067 - Krieg der Hexen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolf Paul
Vom Netzwerk:
duckte er sich seitlich ab und hörte über sich das Klirren ihrer aufeinanderprallenden Schwerter. Die Amazone breitete ihre Arme aus und fiel, ohne einen Laut von sich zu geben, rücklings ins Gras. Die Pflanzen rings um sie welkten dahin, erneuerten sich aber schnell wieder und umrankten wie in liebevoller Umarmung ihre sterbliche Hülle.
    Mythor war von dem Kampf noch ganz ermattet, so daß er im ersten Moment gar nicht begriff, was passierte, als ein gellender Schrei die Stille der Nacht zerriß.
    Isgrin war auf die Beine gekommen und starrte auf den leblosen Körper der Amazone, den Ambes Liebesranken erst halb verhüllt hatten. Ihr Mund war weit geöffnet, und aus ihrer Kehle entrang sich der unheimliche Entsetzensschrei.
    Mythor eilte zu ihr und umarmte sie.
    »Es ist vorbei«, redete er ihr zu. »Du bist außer Gefahr. Ich habe die Amazone besiegt. Sie ist tot.«
    Isgrins Schrei ebbte ab, und ihr Körper wurde von lautlosem Schluchzen erschüttert.
    »Du… du…«, kam es über ihre Lippen. »Du hast alles zerstört. Warum nur mußtest du töten, Mythor?«
    »Ich mußte es tun, um dich zu retten.«
    »Ich war nie in Gefahr«, sagte Isgrin und wandte sich von ihm ab. »Ich hätte diese Kriegerinnen mit meiner Liebe besiegt und sie durch Ambes Lehre befriedet. Warum konntest du deine Leidenschaft nicht zügeln? Du hast damit der Gewalt Zugang zu Ambes Liebesgarten verschafft.«
    Mythor öffnete den Mund, um Isgrin zu erklären, daß für ihn Leidenschaft nicht gleichbedeutend mit Gewalt war. Doch noch bevor er einen Ton von sich geben konnte, stellte er fest, daß mit der Landschaft eine Veränderung vor sich ging. Er hatte diesen Vorgang schon einmal miterlebt, wie Ambes Liebesranken dahinwelkten und dem zerstörerischen Zauber von Zaems kriegerischen Hexen weichen mußten.
    »Wir werden uns auch in diesem mörderischen Dschungel behaupten können«, versicherte Mythor der Hexengärtnerin, doch sie schien ihm überhaupt nicht zuzuhören. Es schmerzte ihn, mitansehen zu müssen, wie sie litt, und er wußte nicht, wie er ihr Mut machen konnte. In seiner Verzweiflung holte er den Zauberring hervor, der einst Vina gehört hatte, und zeigte ihn ihr. Dazu sagte er: »Vielleicht kann uns dieser Ring vor Vones zerstörerischer Magie retten. Er gehörte Vina, die im achten Rang stand. Du könntest versuchen, die in ihm verborgenen Kräfte zu wecken.«
    »Dazu reicht mein Können nicht aus«, sagte Isgrin bedauernd und blickte versonnen auf den Ring. Plötzlich tat sie etwas Seltsames. Sie beugte sich vor und küßte den Kristall des Zauberrings. Dann hob sie den Blick, sah Mythor in die Augen und sagte: »Ich habe etwas von meinen Gefühlen auf den Kristall übertragen. So kann ich bei dir sein, auch wenn ich dir fern bin. Und nun komm, holen wir deine Gefährten.«
    Sie kehrten zur Grotte zurück, und Isgrin weckte Scida, Gerrek und Lankohr. Als sie wieder ins Freie kamen, stellte Mythor verblüfft fest, daß bereits der neue Tag graute. Die Nacht war wie im Fluge vergangen, und er fühlte sich überhaupt nicht müde, obwohl er kein Auge zugetan hatte. Er fragte sich, ob Isgrin irgend etwas mit ihm angestellt hatte, daß die Zeit für ihn so rasch verflogen war.
    Doch für solche Überlegungen war jetzt keine Zeit. Der Zauber der Hexe Vone wurde immer stärker spürbar, im selben Maß wie Ambes Einfluß schwand. Sie liefen so rasch sie ihre Beine trugen und wie es das sich trügerisch verändernde Gelände erlaubte. Sie flohen in der Hoffnung, rascher als Vones Zauber zu sein und wieder in Ambes Liebesgarten zu gelangen, bevor ihre Feindin übermächtig wurde.
    Ihre Hoffnungen wurden jedoch schon bald durch die brutale Wirklichkeit zerstört. Und sie wußten augenblicklich, daß dies Wirklichkeit war und kein magisches Blendwerk der Hexe Vone, als ihnen eine kleine Schar Amazonen den Weg versperrte.
    Sie trugen als Zeichen das Schwert der Zaem.

6.
    Hilsa, die Deuterin, hatte ihr Kommen vorausgesagt, so daß Weskina und ihre Kriegerinnen nur Stellung zu beziehen brauchten, um sie in Empfang zu nehmen. Die einäugige Amazone sah die Flüchtlinge schon von weitem, obwohl sie selbst nicht gesehen werden konnte. Denn der Zauber von Vones Kampfhexen schützte sie.
    Weskina zeigte sich die Landschaft in ihrem wahren Gesicht, als felsiger, von Rissen und Schluchten durchzogener Steilhang. Noch vor kurzem war dieses Gebiet von Ambes Pflanzen bewachsen gewesen, aber Vones Zauber hatte sie hinweggefegt. Weskina konnte sich

Weitere Kostenlose Bücher