Mythor - 067 - Krieg der Hexen
nichts Ehrenrühriges, wenn ich mich um Isgrin kümmere.«
»Du hast eine Bestimmung, Mythor.«
»Das sind hochtrabende Worte«, erwiderte Mythor. »Ich habe mir meine Aufgabe selbst gestellt und behalte mir vor, sie nach eigenem Ermessen zu erfüllen.«
Scida seufzte.
»Ich habe gehofft, daß du einsichtig sein würdest. Aber da dich diese Hexe verblendet hat, muß ich dir die Augen über sie öffnen.«
»Was willst du damit sagen?«
»Ich will damit sagen, daß sie dich getäuscht und für ihre Zwecke mißbraucht hat.«
»Du sprichst doch nicht von Isgrin!«
Scida nickte nachdrücklich.
»Isgrin ist keine unbedeutende Gärtnerin in Ambes Zaubergarten. Ich habe erfahren, daß sie eine mächtige Hexe ist. Sie war es, die Trittorhain für Ambe erobert hat. Erkennst du jetzt, was sie mit dir gemacht hat?«
»Nein«, sagte Mythor. »Und wenn Isgrin eine Zaubermutter wäre – ich habe keine Vorurteile gegen sie. Wir mögen aus gänzlich verschiedenen Welten stammen, aber menschlich sind wir uns näher als…«
Mythor verstummte.
Scida preßte die Lippen fest aufeinander.
»Ich bange um das Kämpferherz meines Beutesohns«, sagte sie und wandte sich ab.
Mythor sah ihr nach. Im Hintergrund waren die gegnerischen Amazonen aufeinandergeprallt. Was wie ein Kampf spiel begonnen hatte, war in Wirklichkeit ein Zeremoniell des Todes. Einige Kriegerinnen würden gewiß auf der Strecke bleiben, bevor die Überlebenden sich über die Sinnlosigkeit dieser Auseinandersetzung klar würden.
Mythor dachte über Scidas Worte nach, als er über den von Ambes Liebesranken befriedeten Kadaver des Landkraken in das Trittorhaus kletterte. Wenn die Amazone recht hatte und Isgrin ihn nur ausgenutzt hatte, würde sie ihn verschmähen. Im anderen Fall…
»Du bist gekommen, Mythor.«
Isgrin lag eingebettet zwischen duftenden Blüten und streckte ihm die Arme entgegen. Er übergab sich ihnen. Isgrins Nähe berauschte ihn, und er mußte sich zwingen, einen klaren Kopf zu behalten.
»Warum hast du mir nicht gesagt, daß du mehr als nur eine einfache Gärtnerin bist, Isgrin?« fragte er.
»Und wer bist du?« fragte sie zurück.
Er wollte schon sagen, daß er sich nur Ambe selbst anvertrauen könne, verkniff es sich dann aber. Eigentlich hatten sie sich beide nichts vorzuhalten.
Er küßte sie.
»Mythor«, sagte sie etwas später und befreite sich aus seinen Armen. »Über eines mußt du dir im klaren sein. Meine Stellung erlaubt es mir nicht, eine festere Bindung mit dir einzugehen. Aber wie immer es kommt, ich werde dich nie vergessen.«
»Das klingt wie ein Abschied.«
»Die Trennung wird unvermeidlich sein. Aber zuerst werde ich dich noch mit Ambe zusammenbringen. Und jetzt…«
Isgrin sprang plötzlich hoch.
»Wir müssen fort von hier«, sagte sie erregt. »Über Trittorhain braut sich etwas zusammen. Cele und Niez haben noch nicht aufgegeben.«
Mythor war enttäuscht, aber er sah ein, daß sie ihre Sicherheit nicht für einige Augenblicke des Glücks aufs Spiel setzen durften.
Hand in Hand eilten sie ins Freie, wo Scida, Gerrek und Lankohr sie bereits erwarteten. Die Amazonen der Zahda und der Zaem kämpften noch immer miteinander und merkten gar nicht, daß sich jene, die der Anlaß für diesen Streit waren, hinter ihren Rücken davonstahlen.
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