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Mythor - 067 - Krieg der Hexen

Mythor - 067 - Krieg der Hexen

Titel: Mythor - 067 - Krieg der Hexen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolf Paul
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das er von Fronja in sich trug.
    Isgrin erzählte ihm über ihre Tätigkeit als Gärtnerin.
    »Es ist eine schöne Aufgabe, Ambes Blumen zu betreuen, es sind ganz besondere Pflanzen, mußt du wissen. Ich kann mit ihnen sprechen, sie sind gute Zuhörer. Wohl können sie mir nicht auf die gleiche Weise antworten. Aber sie sind fühlende Wesen, und ich kann erkennen, welchen Stimmungen sie gerade unterworfen sind, ob sie glücklich oder traurig sind, ob sie Freude oder Leid empfinden, O, sie brauchen viel Liebe, aber sie haben auch viel Liebe zu geben.«
    »Ich weiß«, sagte Mythor, »ich habe Ambes Gefühlsblumen bereits kennengelernt – und ich habe sie zum Welken gebracht.«
    »Das ist sehr bedauerlich«, sagte Isgrin betrübt. »Es zeigt, daß du tief in deinem Herzen unglücklich bist. Ich möchte dir helfen, Mythor. Ich werde dir beibringen, wie man Ambes Blumen zum Erblühen bringen kann, und ihr Glücksempfinden wird auf dich übergehen und dich befrieden.«
    »Nein!« sagte Mythor barsch. Gemäßigter fügte er hinzu: »Du könntest mich auf eine andere Weise glücklich machen, Isgrin. Deine Nähe gibt mir mehr als alle Blumen von Ambes Liebesgarten zusammengenommen.«
    Er blickte sie von der Seite an und stellte fest, daß sie geradeaus blickte. Aber es entging ihm nicht, daß sie schwer atmete und ihr Busen wogte. Er tastete nach ihrer Hand und ergriff sie. Isgrin erwiderte den Druck seiner Finger, und diesmal entzog sie ihm die Hand nicht.
    »Ich ahne, was du meinst«, flüsterte sie, den Blick ihrer Augen starr geradeaus gerichtet. »Aber ich muß dir gestehen, daß ich diese Art von Liebe noch nicht kennengelernt habe. Ich habe ein wenig Angst davor.«
    »Meine Liebe ist das Leben«, erwiderte Mythor ebenso leise. »Das Leben ist nun mal nicht nur eitel Wonne, besteht nicht aus reinem Müßiggang. Ambe hat dich in einer Traumwelt gefangen, die irgendwann zusammenstürzen wird. Dieses falsche Glück kann nicht von Bestand sein. Das wahre Leben besteht nicht aus ewigem Glück, es hat Höhen und Tiefen, und nur jener kann wahre Liebe empfinden, der auch den Schmerz kennengelernt hat. Ist es nicht auch der Leitsatz aller Magie, daß alles seine Entsprechung hat? Es gibt kein Licht ohne Schatten, jedes Ding hat zwei Seiten, eine dunkle und eine helle, das Gute trägt das Böse in sich. Ambes Lehre aber, daß das Schöne und Gute für sich allein stehen und aus sich selbst wirken kann, spricht allen magischen Praktiken entgegen.«
    »Ich sehe, du mußt erst deinen inneren Feind überwinden«, sagte Isgrin, »um Ambes Liebesbotschaft verstehen zu können. Ich werde dich an einen Ort führen, wo du geläutert werden kannst…«
    »Wann gelangen wir denn endlich zu Ambe?« Scidas schneidende Stimme fuhr wie eine Schwertklinge zwischen sie. »Wir sind schon eine halbe Ewigkeit unterwegs, ohne zu wissen, wann wir unser Ziel erreichen werden.«
    Isgrin blieb stehen, ohne Mythors Hand loszulassen, und blickte sich um, als sei sie aus einem Traum erwacht. Der Abend dämmerte bereits, die Sonne stand irgendwo tief im Westen hinter den Pflanzen des Zaubergartens.
    »Wir machen Rast und verbringen die Nacht an einem anheimlichen Ort«, verkündete Isgrin. »Kommt mit mir.«
    Mit diesen Worten enteilte sie leichtfüßig, sprang und tänzelte wie ein kleines, übermütiges Mädchen. Mythor fragte sich unwillkürlich, wie alt sie sein mochte. Ihrem niederen Rang nach mochte sie sechzehn Lenze zählen, aber sie schien das Gemüt eines Kindes zu haben. Andererseits war ihr Körper voll erblüht, ihr ausgeprägtes Gesicht ließ eine ausgereifte Persönlichkeit erahnen, doch wirkte sie in Belangen des Lebens unerfahren.
    Mythor schob diese Gedanken beiseite und folgte Isgrin. Hinter sich hörte er Scida sagen:
    »Ambe hätte uns statt dieses unreifen Mädchens auch eine erfahrene Hexe schicken können.«
    »Mythor scheint an Isgrin Gefallen gefunden zu haben«, meldete sich Lankohr.
    »Er ist ihr verfallen, wenn du mich fragst«, meinte Gerrek. »Aber wäre ich ein Mann, würde ich dieses knusprige Geschöpf auch jeder herrschsüchtigen Amazone vorziehen. Mythor ist es aus seiner Welt gewöhnt, von Frauen umschwärmt zu werden…«
    Sie kamen an einen Teich, in dem sich die untergehende Sonne golden spiegelte. Dahinter lag eine Grotte, deren Zugang von einem Vorhang aus Pflanzen versperrt wurde. Als sich Isgrin näherte, wichen die Blütenranken zur Seite und gaben den Weg frei. Die Grotte wurde von einem Meer von Leuchtblumen

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