Mythor - 067 - Krieg der Hexen
wieder als sie selbst fühlen und brauchte nicht gegen die verderblichen Einflüsterungen anzukämpfen, die ihren Kampfwillen abzutöten drohten. Geike mußte ihnen schließlich erlegen sein, denn wie sonst war es möglich, daß sie einem der Flüchtlinge zum Opfer fallen konnte? Sie hatten ihre Leiche in der Nähe eines Tümpels gefunden.
»Es war Honga, der Mann«, sagte Hilsa, als könne sie Weskinas Gedanken erraten. »Geikes Wunde stammte von der Klinge seines Schwertes.«
Weskina konnte es nicht fassen, daß eine ihrer besten Kriegerinnen von einem Mann getötet worden war. Aber es mußte wohl so sein – und sie durfte nicht einmal Rache nehmen. Was war das für ein grotesker Krieg!
»Gleich ist es soweit«, verkündete Hilsa.
Als die Flüchtlinge nur noch zehn Schritte von ihnen entfernt waren, hielt die Hexe im schwarzen Mantel, die die Führung übernommen hatte, abrupt an. Das war das Zeichen für Weskinas Amazonen, die Waffen zu zücken.
Weskina trat mit in die Hüften gestemmten Fäusten vor.
»Ergebt euch!« rief sie. »Im Namen der Vone, ihr seid unsere Gefangenen.«
Weskina sah überrascht, wie der Mann an der Seite der schwarzbemantelten Hexe sein Schwert zog. Die Amazone hatte zuvor noch nie eine solche Waffe gesehen. Sie besaß eine gerade, zweischneidige Klinge, die aus Glas zu bestehen schien. Ein schwaches Leuchten ging davon aus, als sei sie mit einem Blitz geladen.
Die alte Amazone stellte sich an die Seite des Mannes, Herz und Seele gezückt. Zu den beiden trat nun auch das grotesk anzusehende, aufrecht gehende Tier, das mit einem lächerlich anmutenden Kurzschwert bewaffnet war. Der Aase versteckte sich hinter den borstigen Beinen des Beuteldrachen.
»Gebt uns den Weg frei!« verlangte Honga, der Mann.
Weskina begann schallend zu lachen.
»Honga, Scida und Gerrek, ich kenne eure Namen!« rief sie übermütig. »Was für einen erbärmlichen Anblick ihr abgebt. Uns ist es natürlich lieber, wenn ihr euch zur Wehr setzt, dann brauchen wir euch nicht gefangenzunehmen. Aber wollt ihr wirklich schon jetzt eines unnatürlichen Todes sterben?«
»Von uns nimmt es jeder gegen drei von euch auf«, erklärte der Mann, dessen Gürtelschnalle und Mantelspange einen geflügelten Löwen zeigte. Und er fügte herausfordernd hinzu: »Der Tod eurer Gefährtin Geike sollte euch ein warnendes Beispiel sein.«
Diese Schmähung brachte Weskina in Wut. Ohne zu überlegen, zog sie ihre namenlosen Schwerter. Sie dachte nur kurz daran, daß es vielleicht doch nicht so unpassend wäre, ihr Herz Honga zu nennen. Vielleicht gab dieser großsprecherische Mann einen würdigen Gegner ab.
Doch bevor Weskina mit ihm noch die Klinge kreuzen konnte, stellte sich die Hexe im schwarzen Mantel zwischen sie.
»Nein! Haltet ein!« rief sie aus und streckte Weskina und ihrem Gegner die Hände entgegen. »Ehe ich diesen Kampf zulasse, begebe ich mich lieber freiwillig in Gefangenschaft.«
Weskina griff kurz entschlossen nach der Hand der Hexe und zog sie mit einem Ruck zu sich. Dann packte sie das Mädchen am Mantelkragen und stieß es zu Hilsa.
»Hilsa, kümmere du dich um das rotznäsige Ding«, rief sie dabei, ohne ihren Gegner aus den Augen zu lassen. Sie hatte gehofft, daß er sich von Zorn übermannen lassen würde, doch blieb er überraschend ruhig. Er spottete sogar.
»Soll ich dir versprechen, daß ich dich an deiner blinden Seite nicht angreifen werde?« fragte er.
»Ich habe nur ein Auge, und du nur ein Schwert«, erwiderte Weskina und ließ ihr Seelenschwert in der Scheide verschwinden. »Nun hast du mir ein Auge vor. Zeig mir endlich, was du kannst.«
Weskina nahm ihr Herz in beide Hände und wehrte einen spielerisch geführten Angriff des Mannes ab. Sie erkannte, daß er sie auf diese Weise nur prüfen wollte.
Inzwischen war der Kampf auch zwischen den anderen entbrannt. Der Beuteldrache hatte gegen zwei Gegnerinnen einen Flammenstrahl geschleudert, der sie nötigte, sich von ihren erhitzten Masken zu trennen. Während sie noch damit beschäftigt waren, stürzte Gerrek auf die beiden Amazonen zu und schlug sie mit einigen Schlägen seines Schwertgriffs nieder.
Scida kämpfte mit zwei Gegnerinnen gleichzeitig. Plötzlich wandte sie sich einer von ihnen ganz zu und trieb sie mit einer Serie von seitlichen Schlägen vor sich her. Es schien, daß sie nun der anderen eine Blöße bot. Doch als diese Scida an der ungeschützten Flanke angriff, wirbelte die alternde Amazone zu ihr herum, und ihr
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