Mythor - 067 - Krieg der Hexen
erkundigte sich Kalisse.
»Eine Gärtnerin Ambes«, antwortete Mythor erstaunt. »Sie steht im ersten Hexenrang. Du müßtest sie doch kennen.«
»Ich gebe mich nicht mit Novizinnen ab«, erwiderte Kalisse. »Aber für dich würde ich schon etwas Zeit opfern.«
»Dann mache ich mich eben allein auf die Suche«, sagte Mythor entschlossen.
»Halt!« Kalisse sprang auf die Beine. Sie baute sich drohend vor Mythor auf und hielt ihm den Armstumpf vors Gesicht. »Vergiß nicht, daß ich das Kommando habe. Vergiß das nie!« Sie stieß den Atem aus und fügte hinzu: »Wir gehen alle zusammen und werden Vones Kriegerinnen ordentlich einheizen.«
»Du widersetzt dich Ambes Befehlen?« sagte Scida ungläubig.
»Ich pfeife auf Ambe und ihre Sendungen der Liebe«, sagte Kalisse abfällig. »Ich möchte endlich wieder einmal kämpfen!«
»Wann brechen wir auf?« fragte Mythor.
»Erst einmal überlegen«, sagte Kalisse. Sie setzte ihren Helm auf, die Kampfmaske befestigte sie an ihrem Gürtel. »Vone wird die Gärtnerin in ihr Versteck gebracht haben. Dieses ist jedoch gut getarnt. Nicht einmal Ambe ist es bisher gelungen, sie dort aufzustöbern, obwohl sie einige Male nahe daran war. Was ist mit dem Aasen? Versteht er sich auf Magie?«
»Er hat nur bescheidene magische Kenntnisse«, sagte Mythor. »Aber ich besitze einen Zauberring. Isgrin hat ihn geküßt…«
»Wie romantisch!« rief eine Amazone dazwischen, und dann lachten sie alle zusammen grölend.
»… und gesagt, daß uns das verbindet«, fuhr Mythor unbeirrt fort. »Vielleicht hilft uns das. Und Gerrek, der Beuteldrache, ist im Besitz einer Flöte, die wahrscheinlich Zauberkräfte besitzt.«
»Das genügt«, sagte Kalisse. »Wir werden uns auch so durchschlagen. Von Ambe können wir allerdings keine Hilfe erwarten. Sie wird mir grollen, weil ich kämpfen will, statt Liebeslieder anzustimmen. Aber wir kommen auch ohne sie zurecht.« Mit erhobener Stimme rief sie: »Auf in den Kampf, Weiber!«
Kalisse ließ sich von Mythor die Eisenfaust zurückgeben und schnallte sie an ihren linken Armstumpf. Dann öffnete sie die eisernen Fingerglieder, legte ihren Bogen ein und schloß die Finger wieder darum. Eine Amazone hängte ihr eilfertig den Köcher mit den Pfeilen um.
»Tut mir leid«, sagte Mythor entschuldigend zu Scida, »aber ich fände keine Ruhe, wenn ich nicht versuchte, Isgrin zu helfen.«
»Verliebter Narr«, sagte Scida. »Du sollst zur Tochter des Kometen und riskierst statt dessen dein Leben für eine Hexenschülerin. Aber du bist eben nur ein Mann!«
Mythor zuckte die Achseln und begab sich zu Gerrek und Lankohr. Der Aase hatte in Gerreks Beuteltasche Platz genommen und schien sich darin wohl zu fühlen.
»Auf diese Weise habe ich mehr Muße, mich der Entschärfung von magischen Fallen zu widmen«, rechtfertigte sich Lankohr.
»Wenn er nichts leistet und ich dahinterkomme, daß er nur zu faul zum Gehen ist, dann werfe ich ihn ’raus«, sagte Gerrek und drehte dabei die Flöte zwischen seinen knorrigen Fingern. Als er Mythors fragenden Blick bemerkte, sagte er: »Ich weiß mit diesem Instrument immer noch nichts anzufangen, obwohl ich an nichts anderes denke.«
»Vielleicht verdrängst du nur die Erinnerung daran«, sagte Lankohr aus seiner Beuteltasche. »Ich wette, du hast Angst, dich zu erinnern.«
»Du sei still und wetze nicht dauernd hin und her«, wies Gerrek den Aasen zurecht. Er setzte die Flöte an die Schnauze, brachte jedoch nur einen kläglichen Ton zustande. »Wenn ich darauf nur spielen könnte! Es würde mir sicher helfen.«
Kalisse rief Mythor zu sich, und sie brachen auf.
»Bist du sicher, daß diese Isgrin eine Hexe des niedrigsten Ranges ist?« fragte ihn die Amazone.
»Sie trug den schwarzen Mantel. Warum?«
»Ich habe diesen Namen noch nie gehört. Das stimmt mich nachdenklich.«
»Glaubst du, sie könnte eine Spionin sein?«
Kalisse zuckte die breiten Schultern.
»Es ist eigentlich egal. So oder so, wir werden kämpfen.«
Mythor war erleichtert.
*
Vier der Amazonen bildeten die Vorhut und schlugen mit ihren Schwertern einen Pfad durch den Dschungel. Plötzlich stellte sich ihnen ein vielarmiges Ungeheuer in den Weg. Es hatte einen gepanzerten Körper und schnappte mit über einem Dutzend Scheren nach ihnen.
»Lug und Trug!« rief Lankohr aus Gerreks Beuteltasche. »Entlarvt den Zauber und zerstört den Schein.«
Mythor eilte zu der Amazonenvorhut und stellte sich dem Ungeheuer mit gezücktem Schwert. Er blickte
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