Mythor - 067 - Krieg der Hexen

Titel: Mythor - 067 - Krieg der Hexen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolf Paul

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entlang einer breiten Schneise. Mythor wußte, daß diese Schneise von dem riesigen, unsichtbaren Ungetüm stammte, aus dessen Fängen sie die Wünschelgängerin Arre und Gerrek gerettet hatten.
    Er täuschte sich nicht, denn nun war in der Ferne zu sehen, wie Baumriesen geknickt und entwurzelt wurden. Das passierte lautlos, war aber darum nur um so unheimlicher.
    Noch einmal tauchte Isgrins zauberhaft schönes Gesicht im Kristall auf, dann erloschen die Bilder.
    »Sie hat mir ein Zeichen gegeben«, sagte Mythor wie zu sich. Das stand eindeutig für ihn fest. Aber ihm war auch klar, daß Isgrin in größter Gefahr schwebte. Wollten die Amazonen sie dem unsichtbaren Monstrum opfern? Dieses riesige Untier war wirklich, das wußte er aus Erfahrung.
    »Isgrin, ich komme!«
    Auf einmal konnte er wieder seine eigene Stimme hören. Und im selben Maße wie die Geräusche zurückkamen, wich auch die Finsternis zurück. Jetzt erst merkte Mythor, daß in der Luft eine seltsame Melodie lag, fremd und doch vertraut, einschmeichelnd und gleichzeitig aufrüttelnd.
    Schattenhafte Gestalten tauchten um ihn auf. Mythor erkannte neben sich Scida. Sie hatte beide Schwerter zum Kampf erhoben. Aber dann erkannte sie ihn und ließ erleichtert Herz und Seele sinken.
    Kalisse schwang ihre dornenbespickte Eisenfaust nach einer Gestalt, bremste sie jedoch dicht vor deren Gesicht ab.
    »Aprissi, du bist es…«, sagte sie erleichtert.
    Die Melodie wurde lauter und immer durchdringender. Die Finsternis barst wie ein schwarzer Spiegel und gab den Blick auf den Dschungel frei.
    »Wer bläst da so falsch ins Horn?« fragte eine der Amazonen.
    »Lankohr spielt auf der Zauberflöte«, erklang da Gerreks Stimme, und im nächsten Augenblick trat er hinter einem Farnwedel hervor. »Es ist in der Tat eine Zauberflöte, und Lankohr hat damit die Finsternis verscheucht.«
    Der Beuteldrache wirkte auf einmal gelöst, so als habe ihn die Melodie auch von einer schweren Last befreit.
    Lankohr setzte die Flöte ab und sprang aus Gerreks Beuteltasche. Für einen Moment befürchtete Mythor, die Finsternis werde zurückkehren und sie wiederum verschlingen, und seine Hand mit dem Ring ballte sich zur Faust. Aber seine Befürchtungen bewahrheiteten sich nicht.
    »Dieses Musikinstrument hat einen starken Zauber«, stellte Lankohr beeindruckt fest. »Wer darauf spielt, kann alles Blendwerk von Vones Kampfhexen zunichte machen. Jetzt ist der Weg für uns frei.«
    »Ich weiß nun auch, wo wir Isgrin suchen müssen«, sagte Mythor. »Sie hat mir ein Zeichen gegeben. Wir brauchen nur der Spur zu folgen, die das unsichtbare Trampeltier hinterläßt.«
    Mythor erzählte auch davon, daß er sich in seiner Vision für einige Zeit in einem gewundenen Zellengang gesehen hatte, der aus dem Horn eines Tieres bestanden hatte.
    »Du kannst nur das Schneckenhaus eines Trittors meinen«, stellte Kalisse fest, und ihre Amazonen pflichteten ihr bei. »Kommt mit, vielleicht ist das der Hinweis auf Vones Versteck.«
    Kalisse übernahm jetzt die Führung. Sie schien sich in diesem Gelände auszukennen, und sie nannte auch den Grund dafür. Sie befanden sich im Grenzgebiet, das Ambe schon unzählige Male erobert und wieder verloren hatte. Kalisse war nicht zum erstenmal hier.
    Sie kamen rasch und ohne Zwischenfälle weiter. Nur einmal gerieten sie in eine Unwetterzone. Aber als Lankohr auf der Zauberflöte spielte, bildete sich über ihnen unsichtbar ein schützendes Dach, und sie durchquerten die Gewitterzone wie durch einen Tunnel. Danach schickten Vones Hexen keinen Zauber mehr.
    »Da!«
    Kalisse hatte den Rand einer Schlucht erreicht. Im Schutz eines Baumriesen deutete sie in die Tiefe. Als Mythor über den Rand blickte, sah er unten ein riesiges Schneckenhaus – so groß wie ein Palast.
    »Solche Trittorschnecken haben früher in den Meeren gelebt«, erklärte Kalisse. »Niemand weiß mehr, was sie an Land getrieben hat. Aber auf Gavanque finden sich einige solcher Gehäuse. Man weicht ihnen aus, weil sie zumeist wilden Bestien als Unterschlupf dienen. Aber warum sollte sich nicht auch eine Hexe darin verstecken?«
    Kalisse arbeitete mit ihren Amazonen einen Schlachtplan aus, dann stiegen sie in die Schlucht hinab. Als sie den Eingang des Schneckenhauses erreichten, schickte Kalisse eine Vorhut von fünf Kriegerinnen aus. Zusammen mit sechs anderen Bogenschützinnen gab sie ihnen Rückendeckung. Sie deckten den Eingang des riesigen Schneckenhauses mit Pfeilen förmlich ein, bevor