Mythor - 070 - Abenteuer in Erron
Köpfe werde rollen lassen. Und nun geh!«
*
»Leuteschinder«, murmelte Dryhon, kaum daß er das Zelt verlassen hatte. »Brutaler Kerl!«
Sich offen dem Inshaler zu widersetzen, wagte er nicht. Noch brauchte er den Schutz des Anführers der Vogelreiter. Irgendwann aber würde er es Garban heimzahlen.
Dryhon schielte umher. Niemand schien ihn zu beachten, aber er wußte genau, daß man auf ihn lauerte. Die Ays hatten ihm die Kehrtwendung zu Shallad Hadamur nicht vergeben – und dieser Bursche Arruf würde natürlich keine Gelegenheit verstreichen lassen, sich Dryhons zu bemächtigen. Dryhon kicherte zufrieden. Feine Späße hatte er sich für diesen Muskelprotz und Tölpel einfallen lassen.
Oh, er würde noch viel Spaß mit Arruf haben, dessen war sich Dryhon sicher. Er mußte nur vermeiden, Arruf vor die Klinge zu geraten – dann allerdings wäre er verloren gewesen.
Die Aufgabe, die der Inshaler ihm übertragen hatte, schmeckte dem Magier gar nicht. Er mußte dazu das Lager verlassen und die relative Sicherheit, die dieses Lager bot. Draußen trieb sich allerlei Gesindel herum, womöglich ein paar Mordbuben, die Arruf gedungen hatte. Daß der erste Trick mit dem erronischen Bittsteller versagt hatte, bedeutete nicht, daß er alle Versuche einstellen würde, die Gewalt über seine Linke zurückzubekommen.
In seinem Gepäck suchte Dryhon zusammen, was er vermutlich brauchen würde, den magischen Bann zu sprengen, der dem Hochzeitszug den Weg zu verlegen drohte.
Vom Kult der Goldenen Riesin Meter hatte Dryhon bisher nicht allzuviel gehört, aber er wußte, daß er sich in acht zu nehmen hatte. Dieser Geheimbund existierte seit etlichen Jahren, und es gehörte viel dazu, dergleichen im Shalladad durchzuführen, gleichsam unter den Augen des Shallad Hadamur, der keinen anderen Herrscher neben sich zu dulden gewillt war.
Man munkelte auch, daß die Heterinnen Männer raubten und sie der Goldenen Riesin zum Opfer darbrachten, aber Dryhon konnte sich nicht vorstellen, daß eine Sekte so weit gehen würde.
Immerhin war bekannt, daß die Heterinnen sogenannte Unrua-Kraale errichteten – und vermutlich war es einer dieser Kraale, der dem Hochzeitszug den Weg versperrte. Es war naheliegend, daß die Heterinnen schier außer sich gerieten beim Anblick eines Zuges von mehr als zehn Tausendschaften waffenfähiger Männer. Vielleicht, so vermutete Dryhon, wollten sie ein paar für ihre Zwecke einfangen und hatten deshalb eine magische Sperre errichtet.
Als Dryhon seine Habseligkeiten zusammengeschnürt hatte, tauchte auch schon der Zehntschaftsführer auf, der Dryhons Bedeckung zu leiten hatte. Der Vogelreiter musterte Dryhon skeptisch, sagte aber nichts.
»Was hat Garban angeordnet?« fragte Dryhon.
»Wir sollen dich schirmen und schützen«, stieß der Gardist hervor. Er zögerte einen Augenblick, bevor er den zweiten und für Dryhon wichtigen Teil seines Befehls widergab.
»Du sollst uns sagen, was wir zu tun haben«, knurrte der Vogelreiter. Seine Augen wichen Dryhons Blick aus.
»Wohlan«, sagte Dryhon. »Reiten wir los.«
Er war gespannt, wie ein Kraal der Heterinnen aussah, aber fast noch mehr fesselte ihn der Gedanke, daß er unterwegs vielleicht ein neues Mittel fand, Arruf und seine gepfändete Linke spielen zu lassen.
Dryhon stieß ein meckerndes Gelächter aus. Es machte Spaß, die Macht, die man hatte, auch wirklich zu gebrauchen.
Während der Trupp sich durch das Lager bewegte, hielt Dryhon nach dem Anführer von lugons Leibwache Ausschau, aber er fand ihn nicht. Nun, Arruf mochte sein, wo er wollte – er würde Dryhons Spiel nicht entgehen können.
»Wo genau ist der Kraal zu finden?«
Der Vogelreiter deutete über die Zelte hinweg nach Westen.
»In Richtung des Sonnenuntergangs«, sagte er. »Wir werden mindestens eine Stunde reiten müssen, um das Hindernis zu erreichen.«
Dryhon verzog ärgerlich das Gesicht.
Eine Wegstunde, noch dazu auf einem schnellen Laufvogel, das war recht weit entfernt von der Sichtweite, die das Lager bot. Aber Dryhon wußte, daß er in diesem Fall keine andere Wahl hatte.
»Weiß einer von euch, wo sich Arruf aufhält?« fragte er wie beiläufig, als die Zehntschaft den Rand des Lagers erreicht hatte und sich in Marsch setzte. Die Vögel griffen weit aus.
»Keine Ahnung«, sagte einer der Vogelreiter. »Ich habe läuten hören, es gäbe Ärger hinter uns, dort etwa…«
Er bezeichnete eine Stelle an der Sichtgrenze, im Norden des Hochzeitszugs. Wenn Arruf
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