Mythor - 070 - Abenteuer in Erron
dort beschäftigt war, konnte er Dryhon schwerlich zur Last fallen. Die Laune des Magiers hob sich beträchtlich durch diese Tatsache.
Dryhon ritt ein besonders willfähriges Diatron, das auf die leisesten Steuerbewegungen des Reiters schnell und genau reagierte.
Der Ritt verlief schweigend. Die Vogelreiter verspürten offenbar wenig Lust, sich mit dem Magier zu unterhalten – und Dryhon war nach seinem Selbstverständnis so hoch erhaben über das Kriegervolk, daß er kein Wort sagte.
Vielmehr hing er seinen Gedanken nach. Er sann darüber nach, wie er Arruf ärgern konnte und nach Möglichkeit auch dem Prinzen lugon Verdruß bereitete. Eigentlich war ihm der schlaffe Prinz ziemlich gleichgültig, denn als ernsthafter Gegner von Dryhons Plänen ließ sich Prinz lugon nicht einmal bei größtem Wohlwollen bezeichnen. Da waren die Heerführer der Ays schon entschieden wichtiger.
Dryhon verzog das Gesicht zu einem bösen Lächeln. Er war sicher, auch diese Männer in seine Gewalt bringen zu können. Im Kampf um persönliche Macht betrachtete Dryhon jeden als Gegner, und er sparte kein noch so schurkisches Mittel aus, wenn es ihm geboten schien.
Vielleicht ließ sich irgendwann in den nächsten Wochen ein Zusammentreffen der Heerführer bewerkstelligen, vielleicht nahm auch Arruf daran teil, Prinz lugon wäre dem Magier ebenfalls recht gewesen.
Einen Tropfen wirksamen Saftes in den Wein, ein Stäubchen eines pulvrigen Mittels in den Brei – es war keineswegs ungewöhnlich, daß sich alle Gäste eines Banketts den Magen verdarben, besonders dann, wenn das Mahl in fremdem Land eingenommen und aus fremder Kost bereitet wurde.
Eingehend malte sich Dryhon aus, wie er die Widersacher aus dem Weg räumen würde.
Handfeste Pläne hatte Dryhon nicht. Er war mitnichten so verstiegen, eines Tages den Shallad Hadamur in die Grube schicken und seinen Platz einnehmen zu wollen. Er war nur gewillt, jeden, der zwischen ihm und Hadamur stand, auszuschalten.
»Dort vorn ist es!« rief der Zehntschaftsführer. »Hinter dem großen Fels gibt es eine Wegbiegung, und dahinter soll das Land verzaubert sein.«
»Aha«, sagte Dryhon.
Er schloß die Augen und konzentrierte sich. Als geübter Magier hatte er eine feine Nase für den Geruch des Bösen, und Dryhon erkannte sofort, daß es hinter dem Felsen nicht mit rechten Dingen zuging.
Die Späher hatten sich nicht getäuscht. Der Platz war verhext – und zwar auf recht eindrucksvolle Weise.
»Bleibt hier!« bestimmte Dryhon und gab den Vogelreitern ein Zeichen, die Tiere zurückzuhalten. »Ich reite allein weiter!«
Der Zehntschaftsführer runzelte die sonnengebräunte Stirn.
»Warum? Ich denke, wir sollen dich schirmen?«
Dryhon lächelte.
»Der Zauber lockt«, sagte er. »Du kannst es nicht spüren, denn du bist nicht magisch begabt. Ich aber sage euch, daß ihr euch dem Platz nicht weiter nähern dürft, sonst seid ihr seinem Bann verfallen und kommt niemals mehr heraus.«
»Du wirst wissen, was du sagst«, meinte der Vogelreiter. Er winkte seinen Untergebenen zu. Sie stiegen von den Tieren und machten dabei zufriedene Gesichter. Offensichtlich hatten sie nichts dagegen, wenn Dryhon allein ins Feuer griff und sich womöglich die dürren Finger verbrannte.
Dryhon stieg ebenfalls von seinem Diatron – er wollte vermeiden, daß der Bann auf das Tier übergriff.
Eines zeichnete sich schon jetzt ab – der Kraal der Heterinnen war ernst zu nehmen. Die Weiber verstanden etwas von Magie.
»Ich werde euch ein Zeichen geben, wenn die Gefahr vorbei ist«, sagte Dryhon. »Wartet hier auf mich.«
»Gern«, versetzte der Zehntschaftsführer. Sein Grinsen verriet, daß er Dryhon nicht mochte. Im stillen notierte der Magier ein Gesicht, auf das er in absehbarer Zeit alle Zeichen großen Schmerzes zaubern würde – einen Dryhon grinste man so unverschämt nicht an.
Dann wandte sich Dryhon um. Er griff an den Gürtel, wo die Dolche staken, die ihm allerdings jetzt nicht viel zu nutzen vermochten.
Mit langsamen Schritten machte sich der Magier an die Arbeit, den Unrua-Kraal der Heterinnen aufzubrechen.
6.
»Du lachst?«
Luxon sah zur Seite. Er preschte neben einer Gruppe Tokapireiter durch die Ebene. Der Führer des Trupps, ein hagerer Ay namens Helon, ritt neben Luxon und hatte dessen leises Lachen deutlich hören können.
»Warum nicht? Ich habe gute Laune«, gab Luxon zurück.
Während er sich um den Barbarenhaufen zu kümmern gedachte, war hoffentlich der Plan in
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