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Mythor - 086 - Die Chronik der Burg Narein

Mythor - 086 - Die Chronik der Burg Narein

Titel: Mythor - 086 - Die Chronik der Burg Narein Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terrid Peter
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»Warum denn?«
    »Es ist Krieg im Lande, warum also nicht«, versetzte die Riesin mit der entwaffnenden Logik, die auf des Schwertes Spitze geboren wurde.
    Wenn es etwas gab, wonach Ploder keinerlei Verlangen trug, dann war es, erschlagen zu werden. Er hatte vor jeder nur denkbaren Art des Sterbens eine unerhörbare Abscheu, insbesondere dann, wenn die Reihe zu sterben an ihn kam - er warf den Ledersack von sich und machte einen Satz, der ihn im nächsten Gebüsch verschwinden ließ.
    Hinter sich hörte er das Prasseln, mit dem die Riesin den Baum fällte, der dem Schwung ihrer riesenhaften Keule im Wege war. Ploder hatte das wohlverdiente Glück des geborenen Hasenfußes - die kurze Spanne der Unaufmerksamkeit genügte, ihn sicher im Dunkeln des Nachtwalds zu bergen.
    »Dich erwische ich noch, Knirps«, murmelte die Riesin. »Aber vorher werde ich das Lager stürmen und deiner Herrin den stolzen Scheitel streicheln. Hei, das wird ein Spaß werden…!«
    Ploder fand solche Äußerungen beileibe nicht spaßhaft, seine Ansicht über Humor sah anders aus. Das Blutbad, auf das sich das Schreckensweib offenbar freute, war genau das, wovor Ploder sich bis in die letzte Faser seines furchtzuckenden Herzens ängstigte. Er hätte danach zusehen müssen, wie er in der Wildnis des finsteren Waldes zurechtkam - etliche Reitstunden entfernt von der nächsten Siedlung, auf sich allein gestellt, ohne Ausrüstung, ohne Kenntnisse, und obendrein befand man sich mutmaßlich in Feindesland.
    Es war mitnichten Tollkühnheit oder Mut, was Ploder in den nächsten Augenblicken dazu bewog, die Beine in die Hand zu nehmen. Es war die reine Angst, die ihn vorantrieb, Garbica zu warnen vor dem Überfall der Riesin.
    Das Gigantenweib brauchte ein paar Augenblicke, sich nach Ploders Flucht zurechtzufinden, und diese Spanne wollte Ploder nutzen. Er rannte, was die Beine und die Lungen hergaben, achtete nicht der Äste, die ihm ins Gesicht schlugen, nicht der Dornen, die ihm die Haut zerrissen. Er bemerkte nicht, daß er viele kleine Verletzungen davontrug, als er beherzt durch das Unterholz setzte, dem Lager der Frauen entgegen.
    Er fand es mehr aus Zufall, denn durch Berechnung. Er stolperte auf die Lichtung und brach dort in die Knie. Garbicas Schwert war im Nu aus der Scheide, und in Jaydas Hand tauchte eine lange Lanze auf, die Spitze auf Ploder gerichtet, dessen Brust sich in heftigen Stößen hob und senkte.
    »Beim Himmelsblau, es ist der kleine Ploder«, sagte Jayda und ihre Stimme troff vor Verachtung. »Wovor bist du geflüchtet…?«
    Ploder deutete über die Schulter hinweg auf das nachtdunkle Gezweig.
    »Riesin«, ächzte er. »Fürchterlich…!«
    Jayda stutzte, dann lachte sie.
    Die Lanze flog auf den Boden. Garbica schickte sich an, die Klinge in die Scheide zurückzustoßen.
    »Einer Riesin ist er begegnet, hier im dunklen Wald. Und wie sieht sie aus, nachdem du mit ihr gerauft hast?«
    »So, in etwa!« sagte Ploder und warf sich zur Seite.
    Der Boden dröhnte unter den Schritten des Riesenweibs, das mit furchtbarer Gleichmäßigkeit der Bewegungen herangestapft kam. Junge Bäume brachen berstend unter ihren Tritten. Splitter flogen, und aus dem Unterholz stürzte allerlei Getier in wilder Flucht.
    Garbica und Jayda hatten ein kleines Feuer entfacht, mehr um der Nachkühle zu trotzen, als zum Zweck, das Lager auszuleuchten. Die Scheite brannten und gaben gerade genügend Licht, die drei Frauen erkennen zu lassen, die in diesem Augenblick zusammentrafen zu tödlichem Streit.
    Garbica hatte das Schwert gezogen. Sie stand ruhig da. Jayda hatte wieder nach der Lanze gegriffen.
    »Da seid ihr ja«, freute sich die Riesin.
    Das Feuer gab nicht viel Licht, und aus Ploders Blickwinkel - er lag zusammengekauert am Rand der Lichtung und schielte bang in die Höhe - sah sie noch viel schrecklicher aus, als er sie in Erinnerung hatte. Die Gestalt schien ins Unermeßliche zu wachsen, das Gesicht war lang und noch böser geworden. Tief lagen die grimmigen Augen in den Höhlen. Die Nase zeichnete sich scharf ab, die Haare, wild durcheinandergewirbelt, flogen umher, als die Riesin den Kopf schüttelte.
    »Auf denn«, sagte die gräßliche Frau.
    Sie war mit einer fürchterlichen Keule bewaffnet, einem Gebilde aus Holz mit spitzigen Stacheln, das Ploder nicht einmal hätte davonschleifen können. Dieses furchtbare Kriegsgerät hob die Riesin auf, als sei es ein Spielzeug.
    »Wehe euch beiden«, schrie die Riesin.
    Die Keule fuhr aus

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