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Mythor - 086 - Die Chronik der Burg Narein

Mythor - 086 - Die Chronik der Burg Narein

Titel: Mythor - 086 - Die Chronik der Burg Narein Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terrid Peter
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sprudelte. Ploder beugte sich nieder und trank. Den ledernen Sack hatte er auf den Boden gelegt.
    Ploder stillte seinen Durst, dann griff er nach dem Wassersack. Er füllte ihn mit klarem Quellwasser, dann wandte er sich zum Gehen.
    Seltsam, er war doch gerade aus eben dieser Richtung gekommen - woher kam dann der Baum, der ihm jäh den Weg versperrte? Ploder zwinkerte verwundert. Er machte einen halben Schritt zur Seite, aber da war ein zweiter Baum, der ihm den Weg versperrte.
    »Bei der Wut der Hexen«, murmelte Ploder. »Was hat das zu bedeuten?«
    Und dann… oh Schrecken…!
    Ploder schrie gellend auf. Die Bäume bewegten sich, und in dem Augenblick, da er das begriffen hatte, schlang sich etwas Großes um seinen Leib, und jäh fühlte sich Ploder umfaßt und angehoben, hinaufgerissen in die Dunkelheit…
    Es war ein Gesicht, wie es Ploder schrecklicher nimmer erblickt hatte. Riesengroß, alt und faltig, die Zähne fehlend oder schwarz, die Nase gebogen, darauf eine Unzahl häßlicher Warzen. Die Augen flackerten gelb, dazu erklang ein tief aus dem Urgrund des Bösen kommendes Lachen.
    Eine Riesin, mindestens fünf Längen hoch, und sie hatte Ploder gegriffen, hielt ihn mit einer Hand und sah ihn an. Das Licht der Sterne kam spärlich, aber es genügte, wenn sich die Augen daran gewöhnt hatten.
    Ploder war so erschrocken, daß er nicht einmal mehr zu schreien wagte. In allen Gliedern saß lähmend die Furcht, obendrein hatte die gräßliche Riesin ihn derart mit einer Hand umfaßt, daß er weder ein Glied zu rühren vermochte, noch einen Laut über die zuckenden Lippen brachte.
    »Hehehe«, machte die Riesin. Dieses weibliche Scheusal war wahrscheinlich sogar der Amazone Garbica überlegen - und es gab angeblich etliche Riesinnen im Lager der Gegner.
    »Nun, Winzling, was machst du hier so ganz allein?«
    Ploder rollte mit den Augen.
    »Nichts«, ächzte er, denn wenn er verriet, daß er als Leibbursche einer Amazone Wasser holte, würde ihn die Riesin einfach beiseite werfen, und das würde ein paar geborstene Knochen kosten, wenn nicht gar das Leben.
    »Ach?« sagte die Riesin. Sie drückte Ploder ein wenig heftiger. Ploder bekam kaum noch Luft.
    »Muß ich böse werden?« fragte die Riesin. Ihr Atem war als Waffe gefährlicher als manches Amazonenschwert. »Wo steckt deine Herrin, Bube?«
    Ploder brauchte sich gar nicht erst verstellen. Er begann zu schluchzen und zu weinen, vergoß bitterliche Tränen und stammelte dazwischen all den Unsinn, den man füglich von einem Mannsbild in so einer Lage erwarten durfte, daß man ihn schlecht behandelt hatte, und daß Garbica grob und unfreundlich war, während Jayda netter war, also wenigstens manchmal, und überhaupt…
    »Halt’s Maul, Bube«, sagte die Riesin schließlich, die offenbar keine Lust hatte, sich die Ohren volljammern zu lassen. »Ich setze dich jetzt ab, Wurm, und dann wirst du mir deine Herrin zeigen - wenn nicht, werde ich dich in den Boden treten.«
    »Gewiß«, stotterte Ploder.
    Er hätte sich fast ein paar Knochen gebrochen, als die Riesin ihn einfach fallen ließ und er heftig auf den harten Boden plumpste. Seltsamerweise hatte er die ganze Zeit über den Wassersack nicht aus dem Griff verloren.
    »Geh voran, Winzling, und hüte dich, meine Faust ist hart und flink.«
    »Meine Herrin wird mich prügeln…«, begann Ploder, der nach einer Möglichkeit suchte, dieser Zwangslage zu entkommen. Denn wenn er Garbicas Aufenthaltsort verriet, fand er wahrscheinlich ebenso sicher den Tod, wie er zerquetscht wurde, wenn er gegenüber der grausigen Riesin den Helden spielte und versuchte, den Mund zu halten.
    »Freu dich darauf«, sagte die Riesin. »Und jetzt vorwärts.«
    Für sie mochte es sich so anfühlen, als habe sie ihn nur sanft mit dem Fuß angestoßen - für Ploder war es der Start einer kleinen Reise durch die Luft, die er in einem dornengespickten Gebüsch beendete. Er sputete sich, den spitzigen Untergrund rasch zu verlassen.
    Einen Herzschlag lang überlegte er, ob er davonwieseln sollte - aber das grobe Weib war sicher schnell genug, um ihn wieder einzufangen.
    Um Zeit zu gewinnen - die Riesin sah vermutlich so wenig wie er selbst - schlug er ein paar Haken, aber dann machte er einen kleinen Fehler, und schon war das Unterfangen gescheitert:
    »Rauch«, sagte die Riesin. »Ich rieche ihn. Gut gemacht, Knirps. Sprich deinen letzten Seufzer, bevor ich dich erschlage - du hast deine Arbeit gut gemacht.«
    »Erschlagen?« ächzte Ploder.

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