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Mythor - 086 - Die Chronik der Burg Narein

Mythor - 086 - Die Chronik der Burg Narein

Titel: Mythor - 086 - Die Chronik der Burg Narein Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terrid Peter
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über dem Land, zuckte und wirbelte, wie die Wolken eines grauenvollen Gewittersturms.
    »Raems Hammer hat das Ziel verfehlt«, schrie die Amazone. »Sie hat das eigene Land getroffen!«
    »Heilige Hexenkunst«, sagte eine andere stöhnend. »Hoffentlich hat sie uns damit nicht zugrunde gerichtet.«
    »Die Reiterinnen werden uns künden, was sich zugetragen hat«, sagte eine andere.
    Ploder war schon damit beschäftigt, aufzuzeichnen, was er gesehen hatte. Er ahnte, daß er selbst beim besten Bemühen nicht in der Lage sein würde, das Geschaute so niederzuschreiben, daß die Nachkommen etwas nachfühlen konnten von dem Grauen, das jeden tatsächlichen Zuschauer des Vorgangs befallen hatte.
    Im Süden stieg das düstere Rot dem Himmel entgegen, und die Farbe ließ ahnen, was sich dort zugetragen hatte - sie kündete von Schrecken und Zerstörung.
    Und dann, Ploder führte eifrig die Kreide, senkte sich wieder die Nacht des Grauens über das Land der Ganzak-Amazonen.
    Wieder erfüllte ihn das schreckliche Kribbeln, sträubten sich ihm die Haare. Wieder versank das ganze Land in undurchdringlichem Dunkel, wieder waberte das grüne Leuchten in die Höhe.
    Noch stärker diesmal, noch greller. Es dauerte auch wesentlich länger als beim ersten Mal. So grell war der Schein am Fuß des gräßlichen Baumes aus grünem Licht, daß Ploder nicht länger hinsehen konnte. Als er den Kopf wandte, konnte er das Knochengerüst seiner Gefährtinnen sehen - grünlich schimmerten die Knochen vor dem Schwarz des Hintergrunds, und sie bewegten sich.
    Schreie gellten über den Hügel. Nicht einmal die krieggewohnten Kämpferinnen Ganzaks waren so tapfer, daß dieser schaurige Anblick ihnen nicht fast den Verstand geraubt hätte vor Angst. Ploder zitterte am ganzen Leib, und er nahm nicht wahr, daß er ohne Pause schrie vor Angst. Er war außer sich - tief in seinem Innern brodelte das schiere Grauen, wütete die Furcht in seinem Gemüt.
    Er hatte ein Gefühl, als würde er ein paar Schritte in die Luft geworfen. Der Boden bäumte sich auf, wie zu Tode getroffen. Getöse tobte über dem Land, übertönte jeden Laut aus Menschen- oder Tierkehle.
    Einen Augenblick lang sah Ploder in der Ferne die Berge Singaras, seltsamerweise schwarz auf weißem Hintergrund, dann warf ihn etwas um. Er hatte ein Empfinden, als wälze sich eine ungeheure Schildkröte unter ihm durch. Der Boden buckelte hoch und sackte dann wieder ab.
    Und dann war es vorbei.
    Einen Augenblick lang gellte noch das Angstgeschrei über die Kuppe des Hügels, dann war es still.
    Kein Laut war zu hören.
    Und dann sah Ploder etwas, was ihn bis ins Mark erschütterte.
*
    »Singara ist nicht mehr«, sagte Raem. »Meine Boten haben es mir bestätigt.«
    Ploder hatte die Nachrichten aufgezeichnet.
    Das Alte Reich von Singara war unwiderruflich vernichtet, verschlungen von den Wassern des Meeres. Von den himmelhohen Bergen existierten nur noch die Trümmer, als wasserumschäumtes Riff vor der neuen Küste. Was aus den Kriegerinnen geworden war, wußten allein die Mächte der Magie.
    Immerhin - der große, gewaltige Krieg zwischen dem Alten Volk von Singara und den Amazonen von Ganzak war damit beendet. Es würde zwar noch zu etlichen Scharmützeln kommen, denn Teile des Singara-Heeres hatten die Katastrophe überlebt. Aber ernsthaft gefährdet waren die Ganzakerinnen nicht mehr.
    »Wie sieht es im Süden aus?« fragte Raem eine ihrer Hexen.
    »Zum Glück hat der Schlag nicht richtig getroffen«, sagte die Hexe erleichtert. »Er hat das Ziel verfehlt und den Boden aufgesprengt. Der Süden des Landes ist zersplittert wie ein Spiegel, aber er ist bewohnbar. Man kann dort leben.«
    »Es freut mich, das zu hören«, sagte Raem. »Nun, da der Krieg beendet ist, werde ich das verbleibende Land zu Lehen geben - der Rat der Zaubermütter hat beschlossen, das Land aufzuteilen in zehn Gebiete. Jedes der großen Amazonengeschlechter darf sich ein Land aussuchen, nach der Reihenfolge der Verdienste.«
    Ploder sah, wie die Amazone von Horsik ihr strahlendstes Gesicht zeigte.
    »Es ist nicht viel, was die Tapfersten der Tapferen voneinander scheidet, es soll also niemand sich grämen, wenn er nicht an erster Stelle genannt wird. Die erste Wahl - zeichne es auf, Chronist - überlasse ich der Garbica von Narein.«
    Ploder war nicht überrascht über diese Entscheidung - wohl aber Soja von Horsik. Ploder konnte sehen, wie sie zusammenzuckte. Ihre Augen sprühten verzehrenden Haß.
    »Ich bedanke mich

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