Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Mythor - 087 - Der Hexenhain

Mythor - 087 - Der Hexenhain

Titel: Mythor - 087 - Der Hexenhain Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolf Paul
Vom Netzwerk:
Begegnung mit Kila Halbherz, die eine Todgeweihte wie sie war, mußte ihr arg zugesetzt haben. Gewiß dachte Tertish nun an nichts anderes als daran, daß es ihr ähnlich ergehen würde, wenn sie ihr Versprechen nicht einhielt, das sie am Letzten Ort von Spayol abgegeben hatte: Sie durfte nur noch solange leben, bis sie ihren Verpflichtungen gegenüber Burra und ihrer Welt Vanga nachgekommen war.
    Ich fragte mich, ob ihre Pflicht damit erfüllt wäre, wenn sie mich an Burra übergab.
    Aeras Klause war noch gut erhalten und, wie Vilge sagte, nach dem Tod der Amazone weiter ausgebaut worden. Jetzt war es eine Art Herberge, in der jeder sich selbst versorgen mußte, weil niemand da war, der sie bewirtschaftete. Hier machten die Amazonen Rast, wenn sie von ihren Kampfspielen aus dem Innenland kamen; sie ließen überschüssige Vorräte zurück, so daß auch jene etwas zu essen vorfanden, die nach ihnen kamen und weniger gut gerüstet waren. So wie wir, denn Vilge hatte außer ihrer »Satteltasche« nichts von Bord ihres abgeschossenen Ballons mitgenommen.
    Da Tertish noch immer in sich gekehrt und unansprechbar war und sich Vilge viel zu gut war, sich um unser leibliches Wohl zu kümmern, blieb es mir überlassen, nach etwas Eßbarem zu suchen.
    Als ich die Vorratskammer fand, tauchten vor mir plötzlich vier Amazonen auf. Sie waren verschmutzt und sahen abgekämpft aus, aber bei meinem Anblick blitzte der Schalk in ihren Augen auf.
    »Dich schickt uns Fronja, Jungchen«, sagte die größte von ihnen, die die Statur eines Bären hatte und deren Helm eine doppelköpfige Schlange zierte. »Du mußt wissen, daß wir seit zwei Wochen im Innenland unterwegs waren und nun für jede Abwechslung dankbar sind. Und die wirst du uns bieten.«
    »Die könnt ihr haben«, erwiderte ich und zog mein Schwert. Als Alton im Dämmerschein leicht zu leuchten begann, verunsicherte das die Amazonen, aber sie faßten sich schnell wieder.
    »Nun gut«, meinte ihre Sprecherin lachend. »Wärmen wir uns etwas auf, bevor es ans Vergnügen geht.«
    Sie bildeten einen Halbkreis um mich und zogen jede eines ihrer Schwerter. Die Bärin, wie ich die Anführerin bei mir nannte, ließ ihre Klinge spielerisch vor mir wirbeln; sie nahm die Angelegenheit offensichtlich nicht ernst. Ich aber wartete den günstigsten Moment ab, täuschte einen Angriff vor - und schlug ihr dann das Schwert aus der Hand.
    »Oha«, machte sie. »Das Männchen trägt seine Waffe nicht nur zur Zierde.«
    »Heda!« rief mir eine der anderen Amazonen zu. Ich wandte mich in ihre Richtung und sah, daß auch die anderen ihre Schwerter zum Kampf gezückt hatten. Sie nahmen mich immer noch nicht für voll, und das war mein Vorteil. Ohne zu zögern, griff ich an, wischte alle drei Schwerter mit einem mächtigen Seitenschlag hinweg, und während sie auf unterschiedliche Weise versuchten, sich auf meinen nächsten Angriff einzustellen und ihn abzuwehren, schlug ich der ersten von ihnen die Waffe aus der Hand. Ich legte meine ganze Kraft in diesen Schlag und führte ihn dicht unter dem Handschutz des Schwertes meiner Feindin. Noch zweimal ging ich in ähnlicher Weise vor, und dann waren auch die beiden anderen Amazonen entwaffnet.
    »Ich sehe, ihr seid zu müde, um mich ernsthaft zu fordern«, sagte ich großsprecherisch, um die Kriegerinnen zu beeindrucken. »Beenden wir besser das grausame Spiel.«
    »Im Gegenteil, jetzt beginnt erst das Vergnügen«, rief die Bärin ausgelassen, die ihr erstes Schwert aufgehoben hatte und auch das zweite zückte. »Du hast uns überrascht, Bürschchen, aber damit ist es nun vorbei.«
    »Haltet ein!« erklang da Tertishs Stimme hinter mir. Sie ergriff ihre Linke mit der gesunden Rechten und wies die Handfläche vor, so daß alle das Sternmal sehen konnten. »Dieser Mann steht unter meinem persönlichen Schutz.«
    Die Bärin starrte auf das Mal und ließ zögernd ihre Waffen sinken. Dabei stieß sie ein mißmutiges Grunzen aus.
    »Ich anerkenne deine Rechte«, sagte sie schließlich. »Ich heiße Squir und bin eine Amazone im Dienste der Zanni.«
    »Das sehe ich an deinem Zwillingszeichen«, erwiderte Tertish kalt. Nachdem auch sie sich selbst, mich und Vilge, die durch den Kampflärm ebenfalls angelockt worden war, vorgestellt hatte, wollte sie wissen: »Was habt ihr hier zu suchen?«
    Die Amazonen schienen über diese Frage erstaunt, dann erheitert.
    »Wir gehören zu der Flotte, die im Riß zwischen Narein und Alosa bereitsteht«, antwortete Squir dann.

Weitere Kostenlose Bücher