Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Mythor - 087 - Der Hexenhain

Mythor - 087 - Der Hexenhain

Titel: Mythor - 087 - Der Hexenhain Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolf Paul
Vom Netzwerk:
Abenteurerin aufmerksam machte, die ich in Spayol kennenlernte. Sie berichtete mir von den Incarinnen, daß sie ihre Männer verehrten und ihnen alles zu Füßen legten, und daß sie einen männlichen Gott anbeteten, den sie Ryll nannten. Sie behaupteten, daß er gelegentlich in einer leuchtenden Wolke über ihrer Insel auftauche, um nachzusehen, ob sie ihre Männer auch wirklich gut behandelten. Und weil Ryll mit ihnen zufrieden sei, habe er ihnen einen Ring zum Geschenk gemacht, der den Männern Kraft und den Frauen Fruchtbarkeit verleihen sollte. Die Abenteurerin, von der ich diese Geschichte erfuhr, wollte diesen Ring gesehen haben und konnte eine gute Beschreibung von ihm geben. Sie hätte ihn auch gerne mitgebracht, doch gelang der Diebstahl nicht, und sie mußte froh sein, mit dem Leben davongekommen zu sein.
    Nun war ich auf dem Flug nach Quair-Incar und hatte vor, mich den eingeborenen Weibern als göttliche Gefährtin des Ryll auszugeben. Zu diesem Zweck ließ ich, als wir über der Insel waren, Gwit und Pike ausschwärmen und sie brennende Kugeln aus Knatterwachs abwerfen. Ich selbst hüllte meinen Ballon in ein magisches Lichterspiel, mit dem ich die Incarinnen zusätzlich zu beeindrucken hoffte. Bei meiner Landung und den folgenden Gesprächen ließ sich alles noch gut an. Ich nannte mich Caeri und sparte nicht mit meinem Wissen über Caeryll, das ich allerdings stark mythisch verbrämte, was großen Eindruck machte. Schließlich führten mich die Eingeborenen in ihren Tempel aus Hohlrohr, in dem sie ihre fetten Männer mästeten. Und dann führten sie mir den Ring vor und steckten ihn mir sogar an den Finger. Er war mir natürlich zu groß, aber ich trug ihn mit Würde - hinaus aus dem Tempel, und ich näherte mich wie beiläufig meinem Luftschiff. Doch da machten Gwit und Pike beinahe alle meine Pläne zunichte, als sie aus dem Düsterhimmel herabsanken. Bei ihrem Anblick gerieten die Incarinnen völlig außer sich und griffen zu den Waffen, und als sie merkten, daß die beiden Truten zu mir gehörten, wandten sie sich auch gegen mich. Es gelang mir gerade noch, mein Luftschiff zu erreichen und zu fliehen - und den Ring mitzunehmen. Ich bin sicher, daß er einmal Caeryll gehört hat. Vielleicht hat er ihn auf der Flucht verloren, oder er machte ihn den Incarinnen wirklich zum Geschenk. Es ist auch möglich, daß er später wieder aus der Schattenzone zurückkam und die Inselbewohner zu seinen Verbündeten machte. Es kann jedoch kein Zweifel daran bestehen, daß mit dem Gott »Ryll« nur Caeryll gemeint sein kann.
    Nachtrag: Die Angst vor meinen harmlosen Truten und der Haß, den ihr Anblick in den Inselbewohnerinnen weckte, kann nur damit zu erklären sein, daß sie gelegentlich von Haryien aus der Schattenzone überfallen werden und sie Gwit und Pike für solche hielten.
    Die Schriftrolle noch immer vor mir auf dem Boden ausgebreitet, blickte ich zu dem Fach mit den Gegenständen. Von den Ringen konnte nur der mit dem Siegelstein jener sein, den Vilge von Quair-Incar mitgebracht hatte. Ich rollte das Schriftstück zusammen, steckte es an seinen Platz zurück und nahm den Ring noch einmal an mich. Ich tat es in der geheimen Hoffnung, daß ich irgendeine besondere Empfindung hätte, wenn ich ihn in dem Bewußtsein an den Finger steckte, daß er von dem legendären Caeryll stammte.
    Aber ich spürte nichts, nur das kühle Metall auf meiner Haut. Enttäuscht legte ich den Ring zurück und griff wahllos nach einer der vielen Schriftrollen. Dabei fiel mein Blick auf die Tasche, die achtlos neben dem Regal auf dem Boden lag. Es gab keinen Zweifel, daß es dieselbe war, die Vilge beim Absturz ihres Ballons an sich genommen hatte und behütete wie einen Schatz.
    Ich konnte der Versuchung nicht widerstehen und bückte mich nach ihr. Doch gerade als ich sie an mich nahm, erklang das Geräusch der sich öffnenden Tür und Vilge sagte streng:
    »Hände weg von dieser Tasche, Mythor! Soweit, daß ich dir mein kostbarstes Geheimnis anvertraue, sind wir noch nicht.«
    Erschrocken ließ ich die Tasche fallen.
    »Wenn du nicht willst, daß ich mich umsehe, dann hättest du mich von hier fernhalten sollen«, erwiderte ich. Als ich feststellte, daß sie allein war, fragte ich: »Wo ist Tertish?«
    »Ich habe sie den Gästen überlassen, die sehr lästig sind und keine Anstalten machen, meinen Hain zu verlassen«, antwortete sie. »Tertish wird uns nicht so bald belästigen.«

6.
    Ich sehe ihn mir an. Er ist ein

Weitere Kostenlose Bücher