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Mythor - 087 - Der Hexenhain

Mythor - 087 - Der Hexenhain

Titel: Mythor - 087 - Der Hexenhain Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolf Paul
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berühren. Sie ließen erst von mir ab, als Vilge erschien und sie verscheuchte. Doch das Erscheinen meiner Retterin konnte mich nicht beruhigen. Bei ihrem Anblick wurde mir angst und bang, obwohl sie überaus zuvorkommend und freundlich war.
    »Keine Bange, Mythor«, redete sie mir zu. »Ich begehre dich nicht, nicht deinen Körper. Für mich zählt nur Caeryll, und ihm, dessen Abbild du zu sein scheinst, gilt meine Gunst. Fürchte dich nicht vor mir, wir gehören auf ganz andere Weise zusammen, als du dir jetzt noch vorstellen kannst…«
    Ihre Worte gingen in Waffenlärm unter - Tertish schnitt sie gleichsam mit dem Schwert ab.
    »Spinne nicht dein Garn um diesen Mann, Hexe. Er gehört Burra von Anakrom, und wenn der Kampf um Burg Narein geschlagen ist, dann bringe ich ihn zur Ausbildung auf die Amazonenschule von Anakrom. Und jede, egal welchen Standes und welcher Zugehörigkeit, ob Hexe oder Adelige, verliert ihren Kampf, wenn sie sich dazwischenstellt.«
    Und die Truten kreischten ihr zorniges Klagelied, das Vilges Abgang untermalte.
    Was für eine Nacht - was für ein Traum.
    Oder gar Wirklichkeit?
    Als ich am nächsten Morgen erwachte, strahlten die Pergamentwände golden. Die Trennwand war zurückgeschoben, aber von Tertish war nichts zu sehen. Obwohl ich einen so unruhigen Schlaf gehabt hatte, fühlte ich mich nicht müde.
    »Tertish!« rief ich.
    Wie als Antwort kam durch den geschlossenen Eingang das Kreischen einer Trut. Ich ging hin und schob die Tür beiseite. Die Trut, die dort Posten stand, prallte vor mir zurück.
    »Schreck mich nicht so, Stink«, rief sie erbost.
    »Wo ist Tertish?« fragte ich.
    »Sie und Vilge müssen sich mit einigen Amazonen vom Alosa-Heer herumschlagen, die hier Abwechslung suchen«, antwortete die Trut, in der ich Gwit zu erkennen glaubte. Hämisch fügte sie hinzu: »Ich hätte gute Lust, dich ihnen auszuliefern. Die würden dich in Stücke reißen.«
    »Das würde Vilge aber gar nicht gefallen.«
    »Leider.« Gwit gab einen Laut von sich, der sich wie ein Stoßseufzer des Bedauerns anhörte. »Vilge hat gemeint, ich solle dich solange ins Verlies stecken, bis die Amazonen wieder abgezogen sind. Kommst du freiwillig mit, Stink, oder muß ich dich dorthin prügeln?«
    Ich erinnerte mich rechtzeitig daran, daß Vilge im Verlies ihre Caeryll-Sammlung untergebracht hatte, und folgte der Trut freiwillig.
    »Aber halte Abstand, Stink!« verlangte Gwit.
*
    Um den Zugang zum Verlies zu erreichen, mußte man einige Schritte durch den Innenhof zurücklegen. Ich zögerte, bevor ich hinaustrat, und blickte zu dem Gestänge hinauf. Dort oben hockten fünf Truten, die scheinbar vor sich hindösten.
    »Komm schon!« rief Gwit ungeduldig, als sie den Abgang erreichte.
    Ich blickte noch einmal hinauf, bevor ich mich mit einem mächtigen Satz vom Boden schnellte und mit drei Sprüngen das hölzerne Treppenhaus erreichte. Hinter mir hörte ich es einige Male klatschen, und einmal schlug ein Kotbatzen dicht neben mir ein. Aber ich erreichte mein Ziel, ohne beschmutzt worden zu sein.
    »Schlecht gezielt«, sagte ich erleichtert.
    »Irgendwann mußt du ja wieder heraus«, sagte Gwit, schob sich an mir vorbei und glitt in den Innenhof zurück. »Du wirst dich allein zurechtfinden müssen. Ich ertrage deine Nähe nicht.«
    »Und sie schwang sich zum nächsten Balken hinauf, hielt sich mit einer Flügelhand fest und zog sich hinauf.
    Als ich aus dem Haus mehrere Stimmen und schwere Schritte vernahm, machte ich, daß ich die Treppe hinunterkam. An ihrem Ende war ein kleiner, gemauerter Raum mit einer Tür und einem vergitterten Guckloch, durch das der Schein einer Öllampe fiel. Ich öffnete die Tür und kam in einen Vorraum, der vier weitere Eisentüren aufwies. Ich löste die Öllampe aus ihrer Verankerung und schickte mich an, die anderen Räume zu erkunden.
    Hinter den beiden ersten Türen fand ich leere, enge Kammern. Aus diesen Zellen schlug mir starker Modergeruch entgegen, und ich wandte mich der dritten Tür zu. Ich öffnete sie und fand, wonach ich suchte.
    Vor mir tat sich ein großes Gewölbe auf, über dessen eine Wand sich ein Regal erstreckte, das mit Schriftrollen und gebundenen Blättern, Bücher genannt, förmlich vollgestopft war.
    Kaum hatte ich einen Schritt hineingetan, als die Tür hinter mir zufiel und ich das Schnappen eines Riegels vernahm. Dazu erklang das höhnische Krächzen einer Trut. Dann wurde es wieder still.
    Ich machte mir nichts daraus, hier eingeschlossen zu

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