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Mythor - 095 - Die Zaubermütter

Mythor - 095 - Die Zaubermütter

Titel: Mythor - 095 - Die Zaubermütter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terrid Peter
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werden konnten.
    Die Flammen verfärbten sich. Zuerst waren sie von düsterem Blau gewesen, jetzt wurden sie gelb, langsam rot. Immer näher kam der Ring. Die Hitze war kaum mehr zu ertragen.
    Das Ende kam in der Zeit eines Herzschlags.
    In einer von Ereignissen und Bildern durchwirbelten unmerklich kurzen Zeitspanne erlosch das Feuer, sah Mythor die auseinanderrennenden Aasinnen, und dann traf etwas mit grausamer Härte seinen Hinterkopf und stieß seinen Geist in nachtschwarze Ohnmacht.

7.
    Die Frau ging langsam.
    Schuld lastete auf ihr, und das ließ sie zögern, dem Ruf der Zaubermutter zu folgen.
    Zaem hatte ihr geboten, sich dem Nabel der Welt zu nähern, und Burra war diesem Ruf gefolgt. Ihr Selbstverständnis als Zaems Amazone ließ ihr keine andere Wahl.
    Sie fühlte sich schuldig, weil sie ihre Zaubermutter um Mythors Tod betrogen hatte. Er war nicht im Nassen Grab gestorben, wie Zaem sicher glaubte. Er lebte noch.
    Daß er sterben würde, dieser Gorgan-Krieger, stand für Burra fest. Ebenso klar war, wer den Tod des Mannes herbeiführen würde selbstverständlich würde Burras Faust ihn fällen. Dieser Tod war Mythor würdiger als das jämmerliche Ende im Nassen Grab, dem er entronnen war. Von Burras Hand zu sterben, entsprach mehr dem Ruf, den dieser Mann schon genoß - vergleichbar nur noch dem legendären Caeryll.
    Burra fieberte diesem Zweikampf entgegen. War Mythor erst getötet, konnte sie wieder reinen Gewissens vor ihre Zaubermutter treten. Vorher aber mußte sie Mythors Leben als Geheimnis behandeln, auch der Zaem gegenüber.
    Schwer mit Gedanken beladen, durchschritt Burra die endlosen Gänge und Korridore. Sie wußte nicht, wem diese Hallen und Flure einmal gehört hatten, welche Zaubermutter darin gewohnt und geherrscht hatte. Jetzt war Zaem die Herrin dieser Zacke des Hexensterns; ihr zu gehorchen war Burras Wille und Wunsch.
    Sie wußte nicht, zu welchem Zweck Zaem sie hatte rufen lassen - mehr übrigens durch ein starkes Gefühl der Ahnung als durch körperliches Erscheinen. Burra hatte plötzlich gewußt, deutlich gespürt, daß Zaem ihre Anwesenheit wünschte. Und so hatte sie sich auf den Weg gemacht.
    Vieles war in rätselhaftes Dunkel gehüllt, eingewoben vom Grau des Vergessens, umsponnen vom Zerfall aller Dinge, die vergehen mußten, wenn ihre Zeit vorbei war. Trostlos wirkten die leeren Paläste der früheren Zaubermütter, deren Namen niemand mehr kannte.
    Früher einmal mochten die geheimen Gesänge der Zaubermütter von den Taten dieser Ahnfrauen berichtet haben - jetzt erinnerte nichts mehr an sie. Es war, als hätte es sie nie gegeben.
    Der Gedanke erschreckte Burra ein wenig. Hieß das, daß eines Tages auch der Name und die Erinnerung der Zaem erloschen war, niemandem mehr bekannt? Wenn dies den Zaubermüttern geschah, was mochte dann mit dem ehrenden Angedächtnis der Amazonen sein, die einer solchen Zaubermutter dienten? Verfielen auch sie der allumfassenden Vergeßlichkeit der Zeiten? Wurde dafür tausendfach in jedem Hexenkreis gestritten, gestorben und gelitten - daß letztlich alles und jedes der Vergessenheit anheimfiel?
    Burra knirschte leise mit den Zähnen. Solche Gedanken zu denken verriet männische Schwäche, über die eine Amazone erhaben sein sollte.
    »Wenn ich erst diesen Burschen vor die Klingen bekommen habe«, murmelte Burra.
    Wahrscheinlich lag es an ihrem schlechten Gewissen, daß sie sich so viele Gedanken machte, noch dazu um Dinge, die sie im Grunde gar nichts angingen.
    Weiter und weiter schritt die einsame Amazone. Verklungen war das Geschrei ihrer Kriegerinnen. Nur der Hall der Schritte in der kalten Einsamkeit der Frostpaläste war zu hören, das Knirschen und Klirren von Burras Rüstung.
    Urplötzlich blieb die Amazone stehen.
    Ein Gefühl sagte ihr, daß sie ihr Ziel bald erreicht haben würde. Zu sehen war nichts, was von dem üblichen Anblick eines Frostpalasts abgewichen wäre.
    Burra setzte ihren Weg fort. Sie brannte darauf zu wissen, was Zaem von ihr verlangen würde - vielleicht eine Möglichkeit, sich zu rehabilitieren, sich auszuzeichnen vor allen Amazonen Vangas?
    Wieder blieb Burra stehen. Vor ihr öffnete sich langsam ein großes Tor.
    Und Burra wußte, was sie zu sehen bekommen würde.
*
    Die Konturen verschwammen, waren vom Auge nicht zu greifen. Alles schien in Bewegung, nicht greifbar - und doch deutlich vorhanden.
    Fronjas Schrein.
    Die Tochter des Kometen schlief darin. Der reglose Körper, sanft ausgestreckt, war deutlich zu

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