Mythor - 095 - Die Zaubermütter

Titel: Mythor - 095 - Die Zaubermütter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terrid Peter

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können - ein Anblick, wie aus einem Alp erstiegen.
    »Lasset uns ziehen!« schrie Mescal laut. »Wir tun euch nichts!«
    Mescal sah, wie die beiden Amazonen zusammenzuckten. Ihre großen Augen, die so wild und furchterregend blickten, weiteten sich. Sie starrten Mescal an.
    Der Leib der größeren der beiden geriet in Bewegung. Jetzt holte sie aus, mußte Mescal unweigerlich treffen und auf der Stelle töten.
    Klatschend landete die Hand auf dem Schenkel des gräßlichen Weibes, und aus ihrer Panzerung quoll ein Lachen hervor, wie es Mescal schauerlicher nie zuvor vernommen hatte.
    »Hahahaha…«
    Die beiden Frauen stützten sich gegeneinander, deuteten auf Mescal und lachten. Sie lachten und lachten, bis ihnen das blanke Wasser in den Augen stand.
    »Er will uns verschonen!« prustete Tertish. »Er hat Erbarmen mit uns!«
    Das wiehernde Gelächter ihrer schrecklichen Gefährtin erschreckte Mescal maßlos.
    Wie kam man nur heraus aus diesem schrecklichen Raum, überlegte er fieberhaft. Weg von hier. Mochten sie mit Lankohr und dem anderen machen, was sie wollten, wenn sie nur ihn in Ruhe ließen.
    Mescal schob sich an der Wand entlang. Befremdliche Zuckungen durchliefen die Leiber der beiden Amazonen, die sich schier nicht beruhigen konnten. Sie mußten sich aneinander festhalten, um nicht umzusinken vor Lachen.
    Sogar der Aase lachte mit, wenn auch etwas leiser und recht zaghaft.
    Sollte er, dachte Mescal. Weg von hier, alles andere war ihm völlig gleichgültig. Mescal dachte nur noch an sein Leben. Mochte es kümmerlich sein, fluchbeladen vom Augenblick seiner künstlichen Geburt an - mehr als dieses Leben hatte er nicht, und er gedachte jeden Herzschlag davon auszukosten.
    Sich mit dem Rücken an der Wand entlangschiebend, fand er eine Tür und schlüpfte aus dem Raum. Hinter ihm gellte das Schreckenslachen der entfesselten Frauen. Es klang hart und böse, bereitete Mescal Schmerzen. Verachtung tat mehr weh als Prügel, mußte er feststellen.
    Er blieb stehen, gegen eine Wand gelehnt. Hemmungslos ließ er die Tränen laufen. Es tat gut, den Schmerz zuzulassen.
    Vielleicht war es nur in diesem Gegensatz möglich, auch Freude zuzulassen, dachte Mescal, während er sich langsam beruhigte.
    Es würde viele Vielleichts in seinem Leben geben, ahnte er - es störte ihn nicht länger.
*
    Der Schlag war übel gewesen. Er hatte Mythor nicht nur betäubt. Er hatte ihn gleichsam gelähmt.
    Er konnte hören. Das Lachen der Amazonen, das meckernde Kichern des kleinen Aasen.
    Er konnte sehen. Vor seinen Augen schoben sich zwei mit Angstschmutz bedeckte Schuhe an der Wand entlang und verschwanden aus dem Raum.
    Er konnte fühlen. Er lag auf rauhem, kalten Boden, der linke Arm war eingeklemmt.
    Aber er konnte sich nicht bewegen. Er lag wie tot.
    Das Gelächter der beiden Amazonen klang ab. Mythor konnte Tertishs Stimme erkennen.
    Dann schwiegen die beiden Frauen plötzlich. Sie standen im Rücken des Gefällten, er konnte sie nicht sehen.
    Ein eisiger Hauch schien durch den Raum zu wehen. Und Mythor ahnte, daß eine Person mit hoher Machtfülle den Raum betreten hatte.
    »Ihr wolltet euch beraten?«
    »Das stimmt«, sagte Tertish.
    »Handelt danach«, sagte die dritte Frau. Es mußte Zaem sein - Mythors Todfeindin. In Griffweite. Sie brauchte nur…
    Er lag mit dem Gesicht nach unten. Er sah aus wie tot. Vielleicht hielt sie ihn für tot. Wenn nicht - war er bald tot.
    »Ihr könnt gehen. Den da laßt liegen. Und diesen dort - den überläßt nur mir.«
    Also doch, dachte Mythor. Er versuchte sich zu rühren, aber kein Glied gehorchte ihm. Wehrlos, reglos, hoffnungslos - er konnte nur auf den tödlichen Schlag warten, mehr nicht.
    »Du weißt, wer ich bin, Kleiner?«
    In diesem Augenblick begriff Mythor - nicht ihn meinte Zaem. Sie sprach von Lankohr.
    »Ahem«, machte Lankohr.
    »Du kennst mich?«
    Scharf und schneidend kam diese Stimme. Es war das Organ einer Frau, die sich durchzusetzen wußte. Lankohr hatte gegen Zaem nicht die geringste Aussicht, seinen Widerstand auch nur ein paar Augenblicke lang fortsetzen zu können.
    »Du bist eine Zaubermutter«, sagte Lankohr. Es klang wie eine Beschwörung. Möglich, daß es Zaubermütter gab, die auf solche Worte sanft und gütig antworteten, die den darin enthaltenen Appell um Gerechtigkeit begriffen.
    Von dieser Sorte war Zaem nicht.
    »Du kennst meinen Namen?«
    »Du mußt Zaem sein«, stotterte Lankohr.
    Er mußte schrecklich leiden. Mythor konnte sich vorstellen, wie