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Mythor - 103 - Meuterei auf der Luscuma

Mythor - 103 - Meuterei auf der Luscuma

Titel: Mythor - 103 - Meuterei auf der Luscuma Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Giesa Werner K.
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Augen sehen und sich darin verlieren konnte.
    »Du bist Fronja«, flüsterte er. »Ich liebe dich.«
    Sanft strichen seine Fingerkuppen über die Haut ihres Gesichts, das einmal so bezaubernd schön gewesen war und das nun die Strapazen der Besessenheit gezeichnet hatten. Er zog zärtlich die fein geschwungenen Linien nach, als habe er nur ein Bildnis vor sich. Dann aber überwand er sich und erhob sich wieder.
    »Wir schaffen es«, sagte er. »Ich muß jetzt wieder nach oben, aber ich komme bald zurück. Wir sind bald in Sicherheit.«
    Er verließ die Kajüte, schritt mit knallenden Stiefeln über die Holzdielen und kletterte empor.
    Wir sind in Sicherheit, hatte er gesagt.
    Ein Pfeil bohrte sich krachend in eine Holzverkleidung, direkt neben seinem Kopf, als er auf dem Deck auftauchte.
*
    Ich bin das Einhorn! Ich bin das Schiff! Behebt die neuen Schäden, und ich führe euch sicher ans Ziel.
    Es bedurfte dieser Aufforderung der Hexe nicht. Den Amazonen war selbst zur Genüge daran gelegen, so rasch wie möglich weiterzukommen. Aber Burra war vorsichtig.
    Das Gebiet der Landmasse, das die Luscuma aufgefangen hatte, war einigermaßen flach. Die niedrigen Hügel erweiterten sich aber ein paar Bogenschußweiten weiter »südlich« zu einem kleinen Gebirge.
    Burra brauchte nicht lange zu überlegen. Wenn Gefahr lauerte, dann mit ziemlicher Sicherheit von den Bergen her. Dort konnten sich Feinde verbergen, und mit weitreichenden Katapulten vermochten sie mit etwas Glück vielleicht sogar leichte Speere bis zum Schiff zu schleudern. Auf die Entfernung hin waren diese möglichen Katapulte nur zu ahnen. Niedriges Buschwerk erschwerte die Beobachtung.
    Burra schickte vier Kriegerinnen in die Takelage hinauf, um von dort aus zu beobachten. Sie traute den Bergen nicht.
    Aber die Gefahr kam von der anderen Seite.
    Im gleichen Moment, als Mythor auf dem Deck erschien, zischte der erste Pfeil heran und jagte mit dumpfem Knall in das Holz.
    Burra wirbelte herum.
    Und sah die Horden der Angreifer heranstürmen.
    Die Shrouks waren da…!
*
    Sie kletterten über den gezackten, felsigen Rand der Landmasse. Einige rutschten an der Felskante wieder ab, die noch vom schwarzen Blut des Schattenwals verklebt war, tauchten aber an anderen Stellen wieder auf. Bellende, knurrende Laute erklangen. Einige trugen Felle, andere Harnische. Aber so abgerissen und wirr sie auch aussahen – ihre Waffen waren ausgezeichnet, ihre Bogen treffsicher. Mythor hatte unverschämtes Glück, daß der Pfeil ihn verfehlte.
    Es waren ein paar Dutzend Shrouks. Sie wimmelten wie die Ameisen über die Kante empor auf die Luscuma zu. Kräftige Körper, mit Muskeln bepackt. Lederartige, knorpelige Gesichter mit fliehenden Stirnen, furchtbaren Raubtiergebissen. Starke Augenbrauenwülste über kleinen Augen, die das Licht fürchteten. Flache, breite Nasen. Und ein unbezähmbarer Kampfeswille.
    Das waren die Shrouks, die ergebenen Diener der Dämonen, nicht geboren, sondern von ihren Herren gezüchtet, um zu kämpfen. Sklaven ohne eigenen Willen und ohne eigenen Verstand, nur dazu da, die Waffen zu schwingen.
    Sie kämpften, bis sie tot waren. Sie kannten keine Gnade. Mehrfach schon hatte die Besatzung der Luscuma die furchtbare Vernichtungswut der Shrouks kennengelernt.
    Und jetzt waren sie wieder da.
    Sie wieselten auf die Luscuma zu. Ihr Ziel war klar. Sie wollten das Luftschiff in ihre Gewalt bringen. Und es bot ein prachtvolles Ziel – unbeweglich auf die Landmasse geschmettert, mit teilzerstörtem Unterbau, mit verwirrten Amazonen, die noch nicht recht wußten, wie sie die neue Lage einschätzen sollten. Es gab nur wenige, die sofort begriffen, was zu tun war, weil sie nicht erst lange grübelten. Zu ihnen gehörten Burra, Mythor – und Lexa.
    Fast gleichzeitig erschollen ihre Befehle über das Deck. Amazonen wurden aus ihrer Starre gerissen, erhielten klare Anweisungen. Sehnen spannten sich, dann sirrten erste Pfeile davon. Kriegerinnen hetzten geduckt zur geschützten Reling, machten sich bereit, gegen jene zu kämpfen, die von den Bogenschützinnen übriggelassen wurden.
    Mythor sah, wie einige Shrouks getroffen und zurückgeschleudert wurden. Aber es bedurfte über diese Entfernung mehr als eines Pfeiles, einen Shrouk zu töten. Die Bestien erhoben sich wieder. Pfeile prallten von Rüstungen ab, trafen falsche Stellen oder verhakten sich in Knorpelschichten. Nur wenige der Dämonensklaven blieben liegen, und auch von denen krochen noch immer einige

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