Mythor - 103 - Meuterei auf der Luscuma
konzentrierte, tauchten sie auch vom Gebirge her auf, rückten näher heran. Sie waren nicht mehr zu zählen. Mythor fragte sich, wie lange es noch dauerte, bis die ersten dieser Bestien die Luscuma entern würden.
Nicht mehr lange…
»Wenn Luscuma es nicht tut, sollten wir es zumindest versuchen«, murmelte Mythor und schoß einen weiteren Pfeil ab. Er sah, wie das Geschoß von einer Rüstung abprallte. Es war alles so sinnlos. Sie verschossen ihre Pfeile, ohne viel ausrichten zu können. »Wir sollten Ballast abwerfen und aufsteigen.«
»Falls Luscuma nicht sofort wieder nach unten durchsackt«, knurrte Burra.
Mythor fuhr mit der Zunge über die spröde werdenden Lippen. Seine Schulter brannte dort, wo ihn der Shrouk-Pfeil gestreift hatte. Aber er biß die Zähne zusammen und schickte das nächste Geschoß auf die Reise. Es war kaum vorstellbar, daß er noch vor gar nicht langer Zeit gegen Burra gekämpft hatte, daß sie ihn erbarmungslos gehetzt hatte. Und jetzt stand sie auf seiner Seite, erkannte ihn voll an und folgte sogar seinen Anweisungen.
»Wir versuchen es«, murmelte er. »Ob zwei Leute mehr oder weniger schießen, ist unwichtig. Los!«
Er ließ den Bogen fallen und schnellte sich davon. Burra folgte ihm. Plötzlich hielt sie an.
»Robbin«, sagte sie leise.
Mythor wandte den Kopf. Er sah, wie der Pfader mit der ihm eigenen unglaublichen Gelenkigkeit am Bug herumturnte, den Pfeilen der Shrouks auswich und etwas an der Galionsfigur tat. Sprach er mit der Hexe?
»Dieser Gummimensch ist nicht mit Gold zu bezahlen«, murmelte Mythor. »Weiter! Die Ballast-Säcke!«
»Mit Salz, Mythor! Nicht mit Salz zu bezahlen«, sagte Burra und kicherte. Es klang eine Tonlage zu tief und deshalb nicht gut.
Gemeinsam packten sie zu und begannen Säcke über Bord zu werfen.
Plötzlich hob die Luscuma ab.
Weiterer Ballast wurde von Hexenhand abgeworfen.
Mit einem jähen Ruck, der alle von den Beinen riß, sprang das Luftschiff den Himmel an.
Luscumas Hexenkräfte packten zu und schleuderten das Schiff davon, fort von der Landmasse irgendwo hin.
Die Shrouks blieben zurück. Sie jagten ihre Pfeile dem fliehenden Schiff nach, erreichten es aber nicht mehr.
Mythor richtete sich hoch auf und reckte seinen Körper. Mit einer müden Bewegung wischte er sich den Schweiß von der Stirn.
Mit unglaublicher Geschwindigkeit jagte das beschädigte Schiff durch den Mahlstrom davon. Die Landmasse mit den Shrouks blieb zurück und wurde kleiner und kleiner.
Was dort geschah, ahnte niemand von ihnen. Sie hatten jetzt andere Sorgen.
Mythor und Burra sahen sich an und nickten sich zu.
»Geschafft«, sagten beide gleichzeitig.
Dabei fingen ihre Probleme in diesem Augenblick erst an!
*
Etwas, das der Einfachheit halber von Menschen als Dämon bezeichnet wurde, weil ein passenderer Ausdruck fehlte, tobte. Das Wesen, das zu begreifen menschlicher Verstand nicht ausreichte, sah seine Pläne durchkreuzt.
Es war nicht gelungen, die Lucuma zu erobern. Da schwand sie dahin, und mit ihr jene, die getötet werden sollten.
Nicht einmal eine Hundertschaft von Shrouks hatte es geschafft, das Schiff zu entern!
Der Dämon grollte. Die Hexe, deren geistige Verwirrung er spürte, hatte sich jäh aus ihrem Bann befreit und die einzige Möglichkeit, sich und die anderen zu retten, ergriffen.
Sie war gestartet.
Obwohl der Dämon mit seiner Kraft dies zu verhindern gesucht hatte.
Es war ihm nicht gelungen. Die er vernichten wollte, flohen. Er raste in seiner Wut. Ein Glutodem tobte über jene Stelle, wo vor Augenblicken noch ein furchterregender Kampf getobt hatte.
Die Shrouks, die die Luscuma nicht hatten aufhalten können, vergingen, zerfielen zu Staub und Asche. Wie der Dämon sie geschaffen hatte, so nahm er ihnen ihr Dasein auch wieder. Er ließ seinen Zorn und seinen Rachedurst an denen aus, die er erreichen konnte.
Er brauchte sie nicht mehr,und es gab anderswo noch genug von ihnen.
Der Dämon konnte jederzeit neue Hilfstruppen gewinnen und einsetzen.
Aber seine Opfer waren außer seiner Reichweite.
Vorläufig…
Aber die Schattenzone war groß, und es gab noch mancherlei böse Überraschungen…
Das Luftschiff wurde allmählich langsamer. Ruhe kehrte ein, aber war es nicht die Ruhe vor dem Sturm? Obgleich der Kampf vorüber war, verspürte Mythor nach wie vor großes Unbehagen. Als er Lexa sah, wußte er, woher dieses Unbehagen kam.
Lexa und die Amazonen, die ihr hörig waren und die gegen Burra intrigierten. Und Luscuma,
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