Mythor - 103 - Meuterei auf der Luscuma
keinen mehr, der es steuert!
Er stürmte hinüber. Aber er brauchte nicht einzugreifen. Lexas Kriegerinnen stellten sich den anderen in den Weg und riegelten den einzigen Zugang zur Galionsfigur ab.
Mit einem schnellen Ausfallhieb tötete Burra eine ihrer Gegnerinnen. Mythor schloß sekundenlang die Augen. Das war ein Fehler, der ihn um ein Haar das Leben gekostet hatte. Er wurde von der Seite angegriffen. Eine Amazone hatte geglaubt, mit dem Männchen leichtes Spiel zu haben. Mit einem wilden Sprung entging Mythor dem tabigata und parierte den nächsten Hieb mit Alton. Das andere Schwert wurde von der gläsernen Klinge zurückgeschleudert. Dann hieb Mythor die flache Klinge gegen den Helm der Amazone, die vom dröhnenden Schlag betäubt zu Boden sank.
Mythor verabscheute unnötiges Töten. Es reichte ihm, wenn er einen Gegner ausschalten konnte, ohne ihn zu töten.
Er drang bis zu Burra vor. Sie sah ihn kommen und verstärkte ihre Anstrengungen. Ihre zweite Gegnerin taumelte verletzt beiseite, die dritte ergriff die Flucht, als sie Mythors Kommen bemerkte. Burra hob ihr Schwert Dämon und wollte der Verletzten mit einem schnellen Hieb den Kopf abschlagen.
Mythor fiel ihr gerade noch rechtzeitig in den Arm.
Verwundert sah sie ihn an. »Was soll das?«
»Sie sind nur Verblendete«, mahnte Mythor. »Denke immer daran. Wir brauchen sie nicht zu töten. Schont ihr Leben. Legt sie in Fesseln. Vielleicht erkennen sie später, welchen Fehler sie begangen haben.«
Burra zuckte mit den Schultern.
»Ich begreife dich nicht, Mythor. Ein Mann, der so kämpft wie du und der mir so viele Monde erbitterten Widerstand entgegensetzen konnte…«
»Töten heißt zerstören«, stieß Mythor hervor. »Ist es nicht besser, Leben zu erhalten, um später einmal Feinde zu Freunden zu machen?«
Burra stutzte.
Mythor sah, wie es hinter ihrer Stirn arbeitete. Sie stellte plötzlich einen Vergleich an, auf den Mythor selbst in diesem Moment nicht einmal gekommen war, obgleich es sich hierbei um ihn selbst drehte! Auch Burra hatte zunächst sein Leben verschont, um ihn sich für einen einzigartigen Kampf aufzuheben – und deshalb waren sie zu Verbündeten geworden!
Dann nickte sie. »Vielleicht hast du recht, wenn ich auch dein Verhalten nicht verstehen kann. Aber vielleicht können wir die anderen wirklich noch irgendwann gebrauchen.«
Mythor atmete auf.
Rings um sie her klirrten immer noch die Waffen. Die Kriegerinnen trieben sich gegenseitig über die gesamte Fläche des nicht gerade kleinen Schiffes. Und es sah so aus, als würde dieser Kampf noch einige Zeit andauern.
»Ich möchte wissen, wo Lexa steckt«, zischte Burra. »Ihren Kopf werde ich auf jeden Fall nehmen! Aber dieses Weib hat sich feige zurückgezogen!«
Mythor zuckte mit den Schultern. Er sah sich nach Gerrek um. Der Beuteldrache prügelte sich mit zwei Amazonen herum. Robbin war verschwunden. Wahrscheinlich behagte ihm diese gewaltsame Auseinandersetzung nicht. Er hatte sich wohl in die Räumlichkeiten unter Deck zurückgezogen.
Die Luscuma war wieder schneller geworden. Einmal glaubte Mythor vor dem Bug ein seltsames Wetterleuchten zu sehen, das von der Hexe ausging. Schwarze Wolken zogen am Schiff vorbei, Lichterscheinungen flackerten überall. Das Schiff wurde erschüttert.
Der wilde Strom hatte die Luscuma im Griff und ließ sie davondriften. Dorthin, wo vielleicht weder Mythors noch Luscumas Ziel lag…
Lexa hatte sich aus dem direkten Kampf zurückgezogen, sobald sich ihr die Möglichkeit dazu bot. Es war alles ein wenig schneller gegangen, als sie ursprünglich gedacht hatte. Burra hatte nicht mehr gewartet, hatte sich nicht länger reizen lassen. Die Verräterin wollte Lexa töten.
Auch aus Luscuma wurde Lexa nicht mehr ganz klug. Was versprach sich die Hexe davon, die Entscheidung in einem großen Kampf zu fällen? Dazu kam, daß Lexa selbst davon überrascht worden war, wie viele Amazonen sich jetzt auf Burras Seite stellten. Wenn sie daran dachte, wie viele sich noch unter Deck befanden und Schäden zu beheben versuchten, dann konnten auch von diesen noch etliche auf Burras Seite stehen.
Der Augenblick des Kampfes war nicht gut gewählt. Aber nun war es zu spät, noch etwas daran zu ändern. Burra mußte sterben, und wenn die anderen mit ihr meuterten und sich gegen den klaren Befehl der Zaubermutter Zaem stellten – nun, dann würden sie eben mit Burra untergehen müssen.
Vielleicht ließ sich der Entscheidung auch ein wenig
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