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Mythor - 104 - Inscribe die Löwin

Mythor - 104 - Inscribe die Löwin

Titel: Mythor - 104 - Inscribe die Löwin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terrid Peter
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beim zweiten Hinsehen hatte die Besatzung entdecken können, wie gewaltig die Schäden waren, die die letzten Ereignisse dem Boot zugefügt hatten. Zahlreiche der wichtigsten Balken und Spanten waren angeschlagen. Sie hielten zwar noch, aber es ließ sich selbst bei Aufbietung allen erdenklichen Scharfsinns nicht feststellen, wann die Verbände endgültig nachgeben würden.
    »Wir werden doch bald Land erreichen«, sagte Mythor und deutete nach vorn.
    »Sicher«, sagte Robbin. »Trotzdem…«
    Das Ächzen und Knistern der Hölzer war im ganzen Schiff zu hören. Es war ein Geräusch, das selbst so abgebrühte Gemüter wie Burra und Tertish das Grauen lehren konnte.
    Mythor hatte gerade nach Fronja gesehen. Die Tochter des Kometen war noch immer schwach, erholte sich aber zusehends – es schien ihr besser zu gehen, je weiter der Deddeth von ihr auch räumlich abrückte. Das gab zu den schönsten Hoffnungen Anlaß – und in dieser Stimmung ließ sich Mythor auch vom todwunden Ächzen der Phanus nicht aus dem Gleichmut bringen.
    Robbin schnupperte, dann breitete sich ein Lächeln der Genugtuung auf seinen Zügen aus.
    »Land«, sagte er trocken. »Genau voraus.«
    »Gut gemacht, Pfader«, sagte Mythor und gab dem Schattenlotsen einen freundschaftlichen Klaps. »Du bist dein Salz wert!«
    Robbin wand sich unter diesem Lob wie ein Aal – er hatte in letzter Zeit wenig Anlaß geboten, ihn mit Liebenswürdigkeiten zu überschütten.
    »He, ich kann etwas sehen!« schrie Gerrek. Mythor und Robbin sahen sich an und lächelten. »Wir fahren auf Land zu!«
    »Lorumee, wie ich es gesagt habe«, murmelte Robbin bescheiden.
    »Ich kann das Gebirge erkennen!« schrie Gerrek.
    Durch Robbins Körper ging ein innerer heftiger Schlag.
    »Was…?« stotterte er fassungslos. »Gebirge?«
    »Es ragt hoch hinauf«, gab Gerrek vorne kund. »Jetzt ist es ganz klar zu erkennen. Davor ist eine Landzunge!«
    »Aber Lorumee ist ein flaches Land«, sagte Robbin verzweifelt.
    Mythor lächelte.
    »Vielleicht liegen Trümmer darauf«, sagte er, und Robbin stieß einen schweren Seufzer aus. Seine Augen waren voll Dankbarkeit auf Mythor gerichtet. Die Bemerkung des Gargers hatte sein Ansehen wieder geradegerückt.
    Jetzt war auch für die Besatzung das Land zu erkennen – eine flache, graue Landzunge, öd und kahl wie alles Land in der Schattenzone. Dahinter ragte aus dem Boden ein Gebirgsmassiv, vier oder fünf zackige Gipfel. Und dieser Brocken schimmerte in hellem Braun, hob sich also kraß von der Farbe des umgebenden Bodens ab.
    »Das muß das Trümmerstück sein, das an uns vorbeigerast ist«, sagte Robbin beiläufig.
    Erst jetzt war zu sehen, wie gewaltig der Brocken gewesen war, der sich zum Teil in den Boden des Landes Lorumee hineingebohrt hatte man konnte die Erdwälle des Einschlagrings sehen – und der jetzt einige hundert Schritte schroff in den Himmel ragte.
    Mescal sah den Klotz mit banger Miene an. In seinen Augen standen Tränen.
    »Alle Hoffnung ist dahin«, klagte er.
    Wenn seine Spiegelschwester an Tatkraft und Durchsetzungsvermögen besaß, was Mescal an Weinerlichkeit und Schwäche zustande brachte, mußte sie ein prachtvolles Weib sein, dachte Mythor einen Augenblick lang. Dann fiel ihm ein, daß Mescal für sein Geschick wenig konnte; das nahm der Überlegung viel von der Schärfe.
    »Inscribes Tempel liegt hinter dem Brocken«, sagte Robbin besänftigend.
    »Woher willst du wissen, wie weit er in diese Richtung reicht?« fragte Mescal zurück.
    »Wäre er so groß, daß er Inscribes Tempel hätte treffen können, dann hätte sein Aufprall das ganze Land Lorumee in Trümmer gelegt – da es das Land noch gibt, kann das Trümmerstück so groß nicht sein.«
    »Alte Pfaderregel?« fragte Gerrek amüsiert.
    »Neue Überlegung«, gab Robbin trocken zurück.
    Gerrek nahm eines der Taue. Die Phanus glitt langsam auf einen Uferstreifen zu, der sicheren Halt versprach. Ein leichtes Zittern ging durch das Hausboot, als es auf den kargen Boden des Landes Lorumee aufschrammte. Gerrek sprang von Bord, um das Schiff zu vertäuen.
    Die Amazonen halfen ihm dabei. Nach kurzer Zeit war die Phanus sicher untergebracht – wenigstens vorläufig.
    Mythor sah sich noch einmal die Verbände des Schiffes an. Es sah alles in allem wenig hoffnungsvoll aus.
    »Wir können allerlei reparieren«, versprach Robbin. »Aber es wird Zeit kosten – und wir werden niemals wieder mit der gleichen Sicherheit fahren wie zu Beginn der Reise mit der Luscuma.

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