Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Mythor - 104 - Inscribe die Löwin

Mythor - 104 - Inscribe die Löwin

Titel: Mythor - 104 - Inscribe die Löwin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terrid Peter
Vom Netzwerk:
erwachte. Der Traum, in dem er sich befunden hatte, just als er geweckt worden war, hatte ihm zu schaffen gemacht. Er hatte sich eingesperrt gefunden in einem düsteren Keller, und als er versucht hatte, um Hilfe zu rufen, hatte seine Stimme versagt.
    Entsprechend froh war Mescal, als er sich in der Wirklichkeit wiederfand – auch wenn es die Wirklichkeit der Schattenzone war.
    »Weshalb weckt ihr mich?« fragte Mescal und rollte sich von seinem Bett, auf dem er gelegen hatte. Im Hintergrund des engen Raumes stand Jente und sah Mescal forschend an. Dem Geschaffenen war das ein wenig unbehaglich – er war es nicht gewohnt, daß man ihm mit Sympathie begegnete.
    »Mythor will dich sehen«, sagte Heeva.
    Mescal sprang auf. Das konnte nur eines bedeuten. Phindhara, Mescals sehnlichst erwünschte Spiegelschwester, war endlich erschienen. Ohne sich zu besinnen, stolperte Mescal die hölzerne Stiege hinauf an Deck.
    Er kam gerade noch rechtzeitig, um im Hintergrund, sehr weit entfernt, eine riesenhafte, zottige Gestalt erkennen zu können, die beide Arme nach vorne bewegte.
    »Wenn der Kerl uns trifft, sind wir verloren«, rief eine Amazone, die Mescal gar nicht beachtete.
    Mescal erkannte, daß es sich bei dem Kerl um einen wahren Riesen handeln mußte, der mit großen Steinbrocken nach der Phanus warf. Das erste dieser gigantischen Geschosse kam herangeflogen, wie es schien entsetzlich langsam.
    Der Riese – Robbin bezeichnete ihn kurzerhand als Alb – holte zu einem weiteren Wurf aus. Der Alb stand auf einem Felsen, der nur an der Spitze aus einem dichten Nebel herausragte und dort eine Plattform aufwies. Mescal konnte sehen, daß der Alb sich dort eine ganze Reihe schwerer Geschosse zurechtgelegt hatte.
    Das erste dieser Wurfgeschosse erreichte die Phanus – der Brocken wog mindestens so viel wie zehn ausgewachsene Männer. Er streifte den Bug der Phanus, richtete aber keinen großen Schaden an.
    »Was fällt dem Kerl ein!« schrie Gerrek wütend.
    Er hätte am liebsten zurückgeworfen, einen Pfeil hinübergeschickt oder irgend etwas anderes getan, aber die Verhältnisse waren so, daß die Phanus das Bombardement über sich ergehen lassen mußte, ohne sich zur Wehr setzen zu können.
    Der nächste Brocken streifte die Bordwand und fetzte ein Stück der Reling herab.
    »Ein Volltreffer wird uns in arge Bedrängnis bringen«, rief die Amazone am Steuer.
    »Es wird nicht dazu kommen«, rief Burra grimmig. Sie hatte einen Bogen in die Hand genommen und legte den ersten Pfeil auf.
    »Feuer her!«
    Wenig später zischte der Brandpfeil zu dem Alb hinüber. Unterwegs sprühte Burras Geschoß helle Funken, und dieser Anblick schien in der Schattenzone allenthalben Furcht zu erregen. Der Alb duckte sich, obwohl der Pfeil gar nicht weit genug flog, um ihn überhaupt erreichen zu können.
    »Noch ein paar Augenblicke, dann sind wir außer Reichweite«, erklärte Robbin gelassen.
    Er hatte richtig getippt; das nächste Geschoß des grimmen Alben war zu kurz gezielt und erreichte die Phanus nicht mehr, und ein paar Herzschläge danach verdeckte eine der zahlreichen Nebelbänke der Schattenzone die Sicht und nahm dem Riesen jede weitere Möglichkeit zum Angriff.
    »Hier ist alles und jedes unser Feind«, murmelte Mythor. »Ah, Mescal, ich sehe, man hat dich geweckt.«
    Mescal richtete sich langsam auf. Er hatte sich auf den Boden geworfen, um dem Steinbrocken entgehen zu können, und jetzt ahnte er, daß er sich wieder einmal ungeschickt aufgeführt hatte.
    »Du hast mich rufen lassen?«
    Mythor lächelte gewinnend.
    »Ich habe Robbin gesagt, daß wir Inscribe aufsuchen wollen.«
    Mescal schloß die Augen. Er erinnerte sich an das Bild, das er auf Siebentags buntbemalter Haut gesehen hatte. Inscribe, die Tanzende. Und in der Nähe: Mescals Spiegelschwester.
    »Ich sehe, du erinnerst dich«, sagte Mythor. »Robbin, wie lange werden wir noch brauchen, bis wir Inscribes Land erreicht haben?«
    »Schwer zu sagen«, versetzte der Pfader. »Aber Lorumee ist nicht mehr weit.«
    »Lorumee?«
    »Ein weites, flaches Land«, erklärte Robbin. »Dort ist der Leere See zu finden, und dort steht auch Inscribes Tempel.«
    »Wie gefällt dir das, Mescal?«
    Der Geschaffene machte ein möglichst unbeteiligtes Gesicht, obwohl es in ihm tobte und wühlte. Der Augenblick, auf den er so lange hatte warten müssen, rückte näher – er würde seine Spiegelschwester endlich sehen. Und neben der Freude mischte sich quälende Angst in sein Bewußtsein

Weitere Kostenlose Bücher