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Mythor - 104 - Inscribe die Löwin

Mythor - 104 - Inscribe die Löwin

Titel: Mythor - 104 - Inscribe die Löwin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terrid Peter
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– Mescal konnte nicht vorherberechnen, was bei einer solchen Begegnung herauskommen würde. Entweder fand er in Dharaphin die Ergänzung seiner selbst, die er so entsetzlich vermißt hatte, oder er war zu noch gräßlicherer Einsamkeit verurteilt als je zuvor.
    Mescal starrte Mythor an. Gerne hätte er etwas von der sicheren Entschlossenheit dieses Mannes gehabt, wäre auch er kopfüber hineingesprungen in das Abenteuer, selbst wenn es gefährlich zu werden versprach.
    Mescal sah Robbin an.
    »Und neben dem Tempel ist der Leere See? «
    »Gewiß«, sagte Robbin.
    Mescal wurde der Notwendigkeit enthoben, sofort zu antworten. An der Grenze des Sichtkreises erschien etwas – ein gigantischer Körper.
    »Heiliges Himmelslicht!« rief Mescal erschrocken.
    Immer gewaltiger wurde das Gebilde. Und es kam in rasender Geschwindigkeit näher.
    »Festhalten, es wird ungemütlich!« schrie Robbin. Er löste in Windeseile eine seiner Bandagen und band sich damit an der nächsten Spiere fest.
    »Was ist das nun schon wieder?« fragte Mythor. Er mußte schreien, denn ein ungeheures Dröhnen erfüllte die Luft und machte eine Verständigung fast unmöglich.
    Er bekam keine Antwort.
    Das Etwas schoß an der Phanus vorbei – in weitem Abstand, wie Mythor gerade noch erkennen konnte, bevor der furchtbare Wirbel, den das riesige Stück Erde hinter sich her schleppte, die Phanus erfaßte.
    Im Bruchteil eines Herzschlags hatte Mythor jegliche Orientierung verloren. Die Phanus versank gleichsam in einem Chaos aus Lärm und Bewegung; sich da zurechtzufinden war unmöglich. Man konnte nur verzweifelt versuchen, sich irgendwo festzuhalten, mehr gab es nicht zu tun. Etwas fiel auf Mythors Leib, traf ihn mit dumpfer Wucht am Magen und schickte eine Welle der Übelkeit durch den Körper. Etwas anderes prallte hart gegen Mythors Bein, aber er konnte beim besten Willen nicht sagen, worum es sich handelte.
    Die Phanus sackte ein Stück ab, schnellte wieder in die Höhe. Das schuf eine scheußliche Bewegung in der Magengrube, aber die Menschen wurden so umhergerissen, daß diese Übelkeit keine Zeit fand, sich zu entfalten.
    Das Tosen ging eine Zeitlang mit unverminderter Heftigkeit weiter, dann wurde es langsam schwächer. Der Blick klärte sich, die Phanus kam langsam wieder zur Ruhe.
    Mythor suchte sofort nach den Besatzungsmitgliedern. Wieder einmal hatte er mit seinen Frauen Glück gehabt – keine fehlte, und auch die Männer waren vollzählig.
    »Robbin, was war das, es sah aus…«
    Wie eine rasend daherschießende Insel im Chaos, ein eigenes kleines Land für sich… das hatte Mythor unwillkürlich gedacht.
    Und Robbin bestätigte diesen erschütternden Verdacht.
    »Das gibt es tatsächlich«, sagte er auf Mythors drängende Frage. »Wir können uns die Sache ansehen – du wirst dich erinnern, daß der Körper uns überholt hat.«
    »Und woher kommt dieser Brocken?«
    Robbin zuckte mit den schmalen Schultern.
    »Das weiß niemand«, sagte er, und es klang aufrichtig. »Die Schattenzone hat mehr Geheimnisse, als eine Myriade Pfader jemals auskundschaften könnte, selbst wenn jeder dieser Pfader eine Myriade Jahre leben könnte. Diese Weltentrümmer – so werden sie von einigen genannt – kommen von irgendwoher, ziehen irgendwohin. Niemand kann sich vorstellen, was sie zu solch rasender Bewegung veranlassen kann.«
    Mythor dachte mit Schaudern daran, daß der Brocken, der an der Phanus vorbeigezischt war, genügend Größe gehabt haben mußte, um eine kleine Stadt darin unterbringen zu können – unvorstellbar, daß, gleichgültig wer, man es schaffen konnte, eine so riesenhafte Masse in Bewegung zu setzen, von der jagenden Fahrt des Brockens einmal ganz abgesehen.
    »Sehen wir nach, was das Ding veranstaltet hat«, sagte Robbin. Er sah Mescal ein wenig besorgt an.
    »Was verziehst du die Miene so kraus?« fragte der Geschaffene.
    Robbin breitete die Arme aus.
    »Ich weiß, daß es dir nicht passen wird – aber wenn mich nicht alles täuscht, ist das Trümmerstück auf Lorumee eingeschlagen.«
    Vor Mescals geistigem Auge zerlegte sich Inscribes Tempel in einen Haufen Trümmer, spritzte der Inhalt des Leeren Sees durch die Weiten der Schattenzone.
    Zu spät – nur um ein paar Stunden. Mescals letzte Hoffnung war zerstört.

5.
    »Wir müssen schnellstens irgendwo anlegen«, sagte der Pfader. »Die Phanus hat eine Ruhe dringend nötig – es gibt allerhand zu tun.«
    Die Wahrheit von Robbins Worten ließ sich schwer bestreiten. Erst

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