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Mythor - 113 - Das Feuer der Zeit

Mythor - 113 - Das Feuer der Zeit

Titel: Mythor - 113 - Das Feuer der Zeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolf Paul
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dem Geräusch aufgeschreckt worden.
    Bescono verließ seine Schlafstätte, um nach dem Rechten zu sehen. Als er zu Hedeikas Lager kam, richtete sie sich auf.
    »Was war das?« fragte sie, halb im Schlaf.
    »Nichts, was dich beunruhigen sollte, Liebes«, sagte Bescono und küßte sie sanft auf die Stirn. »Ich werde nachsehen und es in Ordnung bringen.«
    »Vielleicht planen die Sklaven wieder einmal einen Aufstand«, sagte Hedeika besorgt. »Oder es kommt eine neue Schädlingsplage! Ich bleibe nicht allein zurück. Ich komme mit dir.«
    Bescono versuchte, sie zum Hierbleiben zu bewegen, aber seine Lebensgefährtin wollte unbedingt mitkommen.
    Schon seit vielen Jahren bewohnten sie die Burg zu zweit, seit Hedeikas Mutter gestorben war. Da sie beide keine anderen Verwandten hatten, die zu ihnen hätten ziehen können, und sich auch kein Nachwuchs einstellen wollte, mußten sie die riesige Burg unter sich aufteilen. Dabei waren sie noch gut dran.
    Wie viele Burgen gab es, die von Einzelgängern verwaltet wurden! Und wieviele standen verlassen! Ihr Volk war vom Aussterben bedroht.
    Bescono konnte verstehen, daß Hedeika nicht allein in den leeren Hallen zurückbleiben wollte. Er wartete, bis sie sich umgekleidet hatte, und gemeinsam verließen sie die Burg.
    Vor dem Tor empfing sie ein Rudel Sklaven. Sie schmetterten aufgeregt, drehten sich im Kreis und schnitten mit ihren bunten Hinterteilen Grimassen. Dabei deuteten sie immer wieder zum Wald.
    »Irgend etwas scheint dort vorgefallen zu sein«, sagte Bescono, »das über den Verstand der Pflücker geht. Ich muß nachsehen.«
    »Ich habe Angst«, sagte Hedeika und hakte sich bei ihm unter.
    Gemeinsam schritten sie über den Pfad durch den Jungwald, dessen höchste Bäume noch nicht einmal über ihre Köpfe ragten. Zu ihren Füßen liefen die Sklaven einher. Bescono mußte aufpassen, daß er keinen von ihnen zertrat. Man merkte es den von hektischer Betriebsamkeit erfüllten Baumkatzen an, daß sie am liebsten die Baumkronen erklommen hätten, um sich von Ast zu Ast zu schwingen. Aber sie achteten das Verbot, das besagte, daß der Jungwald zur Blütezeit zu meiden sei.
    Kaum erreichten sie jedoch die Altbäume, die selbst Bescono und seine Gefährtin um ein Sechs- bis Siebenfaches überragten, da waren sie nicht mehr zu halten. Sie eilten die Luftwurzeln hinauf, erklommen die Stämme und eilten durch das Gewirr von Ästen.
    »So aufgeregt habe ich sie noch nie gesehen«, meinte Bescono nachdenklich.
    »Vielleicht ist das eine Falle?« sagte Hedeika. »Der Krach, den wir gehört haben, könnte das Zeichen für einen neuen Aufstand gewesen sein.«
    Bescono schüttelte den Kopf.
    »Das würde man riechen«, sagte er. »Die Januffen verraten sich selbst, wenn sie auf Kampf aus sind. Sie sondern dabei einen eigenen Duftstoff aus. Im Augenblick haben sie nur Angst.«
    »Was gibt es, das die Baumkatzen fürchten?« fragte Hedeika. »Ich kenne nur eine Art von Schädlingen, die ihnen Angst einjagen.«
    »Es liegt kein Grund vor, gleich das Schlimmste anzunehmen«, sagte Bescono ungehalten. »Die Schädlinge, die du meinst, habe ich in diesem Gebiet schon zu Lebzeiten deiner Mutter ausgerottet.«
    »Aber…«
    Ein zurechtweisender Blick brachte seine Gefährtin zum Verstummen. Aber er würde; ihr diese ewige Schwarzseherei wohl nie ganz abgewöhnen können.
    Der Pfad, der durch das dichte Geäst der Bäume geschlagen worden war, wurde so schmal, daß sie hintereinander gehen mußten. Hedeika ließ dabei seine Hand aber nicht los. Als der Laubengang wieder breiter wurde, kam sie an seine Seite und drängte sich an ihn. Er wünschte sich, daß sie auf der Burg zurückgeblieben wäre. Was, wenn es sich wirklich um eine ernstzunehmende Gefahr handelte?
    Bescono fragte sich in diesem Augenblick, ob es nicht an Hedeikas Lebensangst lag, daß sie keine Nachkommen hatten. Aber ihr die ganze Schuld zu geben, war ungerecht, es lag höchstens zum Teil an ihr.
    Es gab zwar auf der ganzen Welt noch einige tausend ihres Volkes, aber kaum Kinder. Sie waren ein altes Volk – und zum Aussterben verurteilt. Wären sie nicht so langlebig, würde es sie bestimmt nicht mehr geben.
    Auf hundert Erwachsene kam vielleicht ein Kind. Und gut die Hälfte der Kinder waren selbst nicht mehr zeugungsfähig.
    In den alten Legenden wurde von besseren Zeiten berichtet, in denen solche Schwierigkeiten wie heute unbekannt gewesen waren. Damals hatte es auch noch keine Burgen gegeben, in denen sich die

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