Mythor - 113 - Das Feuer der Zeit
seiner Seite und klopfte ihm tröstend auf die Schulter. »Du wirst noch viele solcher Enttäuschungen erleben, solange Yhr Gewalt über Carlumen hat. Sie spielt mit uns. Es bereitet ihr dämonisches Vergnügen, uns in Höhen emporzuführen, nur um uns dann wieder in die Tiefe zu stürzen.«
»Das macht mich nicht mutlos«, sagte Mythor. »Irgendwann wird es uns gelingen, uns dem Bann der Schlange des Bösen zu entziehen. Und dann werden wir dem Licht der Neuen Flamme folgen, und sie wird uns den Weg nach Logghard leuchten. Mir ist nicht bang um die Zukunft.«
Mythor verließ die Brücke und stieg über die Treppe an Deck. Mokkuf hielt mit seinem Waffenträger Hukender Wache. Über ihnen, auf dem Turm mit dem Wurfbock, stand die kreidebleiche Tertish.
Hukender, der sich unter der Last von Mokkufs Waffen krümmte, kam zu Mythor und sagte:
»Mein Herr, der ibserische Held Mokkuf, läßt dich wissen, daß er es für angebracht hält, den glorreichen Sieg über die Dämonischen und die Spinnerin Horeka mit einer entsprechenden Feierlichkeit zu begehen. Es gelüstet ihn zu tanzen. Kann ich ihm vermelden, daß er das Gesicht der Fröhlichkeit auf setzen darf?«
»Ja, wir werden feiern«, sagte Mythor zu dem Ibserer. »Ein wenig Abwechslung wird uns allen gut tun. Aber, sag Hukender, ist es Mokkuf ernst mit dem Tanzen?«
»Aber freilich«, versicherte der Waffenträger mit ernstem Gesicht. »Er tanzt für sein Leben gern, so gern wie er kämpft.«
»Darauf freue ich mich«, sagte Mythor und ging zur Brüstung.
Zum erstenmal hatte er einen freien Blick auf Carlumen. Die Fliegende Stadt war frei von Horekas Schicksalsfäden und allen anderen dämonischen Einflüssen – dank der reinigenden Wirkung des Feuers der Zeit. Es herrschte nur eine heillose Unordnung. Wenn Yhr ihnen die nötige Atempause ließ, würden sie mit den Aufräumungsarbeiten beginnen.
Aber zuerst sollte gefeiert werden. Mythor wollte Mokkuf tanzen sehen.
Er vernahm leise Schritte, die sich ihm näherten, drehte sich aber nicht um. Er hoffte, daß Fronja zu ihm kam.
Eine schmale, beringte Hand legte sich ihm auf den Arm, und dann vernahm er Glairs Stimme. Sie sagte:
»Du hast Kummer, Mythor. Ich kenne ihn, und ich glaube, daß ich dir helfen kann.«
Mythor sagte nichts dazu, und Glair fuhr fort:
»Als Hexe kenne ich mich in Herzensangelegenheiten aus. Ich weiß, daß ein Liebeszauber zwischen dir und Fronja steht. Vertraue mir, Mythor, ich bin deine Freundin. Ich werde dir helfen!«
»Ich brauche deine Hilfe schon bald«, sagte Mythor und drückte ihre Hand. Er ließ sie aber sofort wieder los und wandte sich fast fluchtartig ab.
Glair sah ihm nach, und ihre Augen hatten dabei einen seltsamen Ausdruck. Um ihre Mundwinkel spielte ein feines Lächeln.
Mythor wäre gewiß ein wenig bange gewesen, hätte er dieses Lächeln bemerkt.
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