Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Mythor - 113 - Das Feuer der Zeit

Mythor - 113 - Das Feuer der Zeit

Titel: Mythor - 113 - Das Feuer der Zeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolf Paul
Vom Netzwerk:
Freund von Kindern zu sein. Aber Taurond ist der reinste Quälgeist. Er hält mich dauernd in Trab und… Ach, was soll’s. Soll ich wieder Feuer machen, Taurond?«
    Tauronds pausbäckiges Gesicht erhellte sich sofort, und er nickte eifrig. Als Gerrek einen kleinen Feuerstrahl von sich gab, klatschte er begeistert in die Hände.
    »Laß den Jungen über sich erzählen«, sagte Mythor und machte sich auf den Weg nach oben. »Ich möchte alles über ihn erfahren.«
    »Ich weiß längst alles«, sagte Gerrek. »Was möchtest du wissen?«
    »Später«, sagte Mythor und eilte die Treppe hinauf.
    Alle anderen hatten sich bereits auf dem Deck der Bugfestung versammelt. Nur Tertish hatte auf dem Geschützturm Aufstellung genommen und befehligte von dort die Amazonen und die Krieger. Letztere schienen sich ihr nun widerstandslos unterzuordnen, und selbst Mokkuf weigerte sich nicht mehr, Befehle von einer Frau entgegenzunehmen. Mythor war sicher, daß das an ihrer unheimlichen und gleichermaßen respekteinflößenden Erscheinung lag. Ihre Haut war so bleich und fahl wie das Licht des Wintermonds.
    »Schießt!« befahl Tertish, und die sechs Amazonen und Huuk und Soot, die beiden Wälsen-Bogenschützen, ließen gleichzeitig ihre Pfeile von den Sehnen schnellen. Dem Geräusch der einschlagenden Pfeile folgte ein tierischer Aufschrei.
    Als Mythor zur Brüstung kam, war jedoch nichts mehr zu sehen. Noch immer spannte sich das undurchdringliche Netzwerk von Schicksalsfäden über das Dickicht, das hinter dem Bugkastell lag.
    »Es sieht ganz so aus, als hätten sich die Dämonischen zusammengerottet, um unsere Bastion zu stürmen«, sagte Sadagar, der zu Mythor getreten war. »Aber sie werden sich blutige Schädel holen. Die Amazonen sind eine echte Verstärkung.«
    Mythor blickte hoch.
    Über Carlumen wölbte sich eine Sphäre aus durcheinanderfließenden Farben und sich ständig verändernden Formen. Es war ein rasender Wirbel, ein unheiliges Toben der Elemente. Blitze jagten einander in schneller Folge. In ihrem Licht erschienen bizarre Wolkengebilde, Landmassen tauchten auf und verschwanden wieder, als lösten sie sich in Luft auf.
    »Ich möchte wissen, welches Unheil sich über uns zusammenbraut«, sagte Sadagar. »Dieses Sirenengeheul macht mich noch wahnsinnig. Solange ich hier bin, habe ich so etwas noch nicht erlebt. Auch Caeryll scheint völlig außer Rand und Band geraten zu sein.«
    Plötzlich gab es einen Knall, der das Heulen der Sirene noch um vieles übertönte. Eine Druckwelle erfaßte die Fliegende Stadt und ließ sie erbeben. Mythor sah, wie das Heck von Carlumen durch die Erschütterung angehoben wurde und das mächtige Windhorn sich zur Seite neigte. Er hielt den Atem an, denn er befürchtete, daß die Fliegende Stadt entzweibrechen könnte.
    Es gab wieder einen Knall, lauter, so schien es, als das erstemal. Und die folgende Druckwelle traf den Bug so heftig, daß sich der Widderkopf ächzend aufbäumte.
    Mythor taumelte, drehte sich halb um die eigene Achse und konnte sich gerade noch an der Brüstung abfangen. Und als er sich auf diese Weise halb umgedreht hatte, sah er die Erscheinung.
    Vor dem Bug der Fliegenden Stadt zog sich senkrecht ein schwarzer Blitz und durchteilte das Chaos. Der Riß wurde immer breiter, kam näher und verschluckte Carlumen blitzartig wie das Maul eines zuschnappenden Riesenungeheuers.
    Aber die Schwärze löste sich augenblicklich auf und gab den Blick frei auf eine grün und braun gefleckte Wand, die sich nach allen Seiten hin erstreckte und sich um Carlumen schloß.
    Mythor bekam noch den Eindruck eines undurchdringlichen Pflanzengewirrs, dann kam es zum Aufprall. Er wurde auf die Planken geschleudert und blieb benommen liegen.
    Einem Geräuschorkan aus Schmerzensschreien und dem Klagen der Sirenen folgte Stille.
    »Ich wage es kaum auszusprechen«, erklang da Robbins Stimme, »aber es scheint fast, daß Yhr uns aus ihrem Bann entlassen hat. Dies ist jedenfalls nicht die Schattenzone – denn dort gibt es kein Pflanzengrün.«
    Mythor erhob sich mühsam und blickte sich in dieser neuen Umgebung staunend um.
    Nein, dies war ganz gewiß nicht die Schattenzone.
    Aber – wo waren sie gestrandet?

6.
    Bescono schreckte aus unruhigem Schlaf hoch.
    Ein Geräusch hatte ihn geweckt, ein Geräusch, das sich in seinem Traum so angehört hatte, als würde die Burg über ihnen zusammenstürzen. Von ferne drang das aufgeregte Gekreische der Sklaven zu ihm. Wahrscheinlich waren auch sie von

Weitere Kostenlose Bücher