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Mythor - 113 - Das Feuer der Zeit

Mythor - 113 - Das Feuer der Zeit

Titel: Mythor - 113 - Das Feuer der Zeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolf Paul
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er wollte die Hoffnung schon aufgeben, Caerylls Karte deuten zu können.
    Plötzlich hatte er für einen Moment ein klares Bild, das sich aber sofort wieder auflöste, als er einen Kristall nur um Haaresbreite verrückte. Sofort schob er ihn vorsichtig wieder zurück, bis das Bild wieder klar war.
    Er sah nun nicht nur die farbigen Schleier und Wirbel, mit denen Caeryll die Schattenzone gekennzeichnet hatte, sondern vor seinem Auge breitete sich eine vielschichtige Landschaft aus.
    Ihm war fast, als stünde er auf dem Dach der Schattenzone und könne von dort durch alle Schichten bis zum Grund blicken. Da waren Wirbel eingezeichnet und Orte, die mit Namen benannt waren, von denen ihm manche nicht mehr unbekannt waren.
    Dort war Honker-Land eingezeichnet – und unweit davon der Haryienstock Zaron. Das Weite Land Lorumee erhob sich über dem Stock der Nesfar-Haryien. Und da war die Dämonenleiter, von der Mythor nur die vier untersten Stufen kannte, die aber viele weitere hatte und hoch hinaufführte.
    Er entdeckte Schlünde, gigantische Landbrücken, Massen schwerer und giftiger Luft, die sich mit der Drift von West nach Ost bewegten oder auch gegen die Strömung trieben. Und zwischen all diesen Erscheinungen der Schattenzone entdeckte er ein weitverzweigtes Netzwerk besonders gekennzeichneter Strömungen. Eine davon trug den Namen »Syx – Fluß ins Totenreich« und war mit einem Totenkopf und einem sechsarmigen Fährmann gekennzeichnet…
    Mythor schreckte durch ein infernalisches Heulen auf. Das Geräusch kam so unerwartet, daß er durch eine ungestüme Bewegung die DRAGOMAE-Bausteine durcheinanderbrachte, so daß sie über die Karte verstreut wurden.
    »Was bedeutet das?« fragte Mythor, als das Heulen nicht aufhören wollte.
    »Alarm«, sagte Sadagar. »Wenn Gefahr im Anzug ist, stößt Carlumen die durch das Windhorn angesaugte Luft durch Sirenen aus. Es scheint, daß wir wieder in eine bedrohliche Lage geraten sind.«
    »Ob Yhr uns eine neuerliche Überraschung beschert hat?« fragte Mythor, in Richtung der Kristallwand gewandt, über die ein geisterhaftes Flimmern ging.
    Caerylls Gestalt wurde sichtbar. Die Spiegelungen der Kristalle erweckten den Eindruck, als ob der Eisengraue sich von einer Seite zur anderen drehe. Die Schwingungen der Kristalle wurden lauter und festigten sich zu einer Stimme, die sprach:
    »Die Dämonischen greifen an. Aber da ist noch mehr im Gange. Etwas, das noch nicht klar zu deuten ist, aber gewiß nichts Gutes verheißt. Nykerier, rufe meine Söldner zu den Waffen!«
    »Gehen wir nach oben und sehen wir einmal nach«, beschloß Sadagar.
    Mythor warf einen bedauernden Blick auf Caerylls Karte und die drei Zauberkristalle.
    »Wir setzen den Unterricht schon noch fort – Zauberlehrling«, sagte Nadomir, schob seine Hände in den Muff und folgte Sadagar noch vor Mythor über die Treppe nach oben.
*
    Die Sirene heulte nun noch schriller und ebbte dann wieder ab, und bevor sie ganz verstummt war, schwoll sie wieder zu ihrer größten Lautstärke an. Dann war eine kurze Pause, dem ein regelmäßiges Tuten folgte.
    Mythor wollte Sadagar und Nadomir gerade über die Treppe nach oben folgen, als er aus dem Gang ein Schluchzen vernahm. Er folgte dem Geräusch und fand in einem Winkel Taurond zusammengekauert.
    »Du brauchst keine Angst zu haben«, redete er dem Riesenkind zu und blickte sich nach Gerrek um, der jedoch nirgends zu sehen war. »Es geschieht dir nichts. Wir sind alle deine Freunde.«
    »Ich will zurück zu Duzella«, sagte Taurond mit weinerlicher Stimme.
    »Wer ist Duzella?« fragte Mythor.
    »Meine Schwester«, antwortete Taurond bereitwillig. Und dann sprudelte es aus ihm hervor: »Burg Maghant ist zerstört worden. Wir haben kein Spielzimmer mehr, aber Freunde. Wo sind sie? Wo bin ich hier? Wo sind die steinernen Kreise geblieben? Ich kenne hier niemand. Wer bist du? Wo ist Nottr? Wo verstecken sich die anderen, die ich kenne? Ich will zu Duzella.«
    Bei der Nennung von Nottrs Namen zuckte Mythor zusammen. Ihm wurde auf einmal klar, daß dieser riesenhafte Junge ihm bestimmt einiges über den Barbaren erzählen konnte, was Rückschlüsse auf sein Schicksal zulassen würde. Mythor nahm sich vor, das Versäumte nachzuholen.
    »Da bist du ja«, erscholl Gerreks Stimme von der Treppe, die zu den Quartieren hinunter führte. Er kam polternden Schritts herangeeilt und sagte anklagend zu Mythor: »Da hast du mir was Schönes angetan. Mir kann man bestimmt nicht vorwerfen, kein

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