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Mythor - 117 - Herrscher im Unsichtbaren

Mythor - 117 - Herrscher im Unsichtbaren

Titel: Mythor - 117 - Herrscher im Unsichtbaren Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terrid Peter
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diesem Mann Hilfe erhofft zu haben. Fronja hatte geglaubt, von Orphal etwas über Liebeszauber erfahren zu können – allerdings nicht am eigenen Leib. Nun mußte sie ihre Vertrauensseligkeit bitter büßen.
    Ab und zu sah sie hinunter in den Saal. Die Gäste waren einstweilen nur damit beschäftigt, sich die Bäuche vollzuschlagen – aber im Raum lag eine Atmosphäre der Erwartung. Wahrscheinlich hatte Orphal überall herumposaunt, daß er sich in Bälde mit der Tochter des Kometen vermählen würde.
    »Immer noch kein Verlangen?« fragte Orphal hämisch und bot Fronja einen Pokal an. Als sie ablehnte, zuckte er die rundlichen Schultern und stürzte den Inhalt hinunter.
    Fronja konnte nur hoffen, daß er sich völlig betrank und irgendwann auf dem Boden landete, um seinen Rausch auszuschlafen. Angesichts der Mengen, die Orphal gewohnheitsmäßig vertrug, waren die Aussichten dafür recht gering.
    »He, Mythor? Was machen deine Bestien? Hol sie her, damit wir uns an ihnen ergötzen können.«
    Der falsche Mythor machte einen linkischen Kratzfuß und verschwand aus dem Saal. Wenig später kehrte er zurück und mit ihm seine Tiere. Die Gäste rückten vorsichtshalber zur Seite.
    »Schafft Essen heran für diese Geschöpfe!« bestimmte Orphal.
    »Nicht nötig, Herrscher«, sagte Mythor schnell. »Sie haben draußen schon gefressen.«
    »Hoffentlich sind sie nicht zu satt, ich will noch etwas sehen«, brummte Orphal verdrießlich. »Los, zeige deine Kunst.«
    Mythor deutete eine Verbeugung an.
    Es war wirklich erstaunlich, wie gut abgerichtet die Tiere waren, stellte Fronja fest. Sie gehorchten aufs Wort, richteten sich auf, liefen auf den Hinterbeinen, überschlugen sich, sprangen übereinander weg.
    Orphal amüsierte sich prächtig. Immer wieder schlug er sich lachend auf die Schenkel und ließ sich den edelsteinbesetzten Pokal nachfüllen.
    Währenddessen hatte Mythor ein paar große Schalen mit hochprozentigem Schnaps füllen lassen. Er steckte den Schnaps an, und zum Erstaunen der Gäste übersprangen die Tiere eines nach dem anderen die heftig lodernden Flammen.
    »Vorzüglich!« lobte Orphal. »Kannst du noch mehr?«
    »Sicher, Herrscher«, sagte Mythor. Er packte das größte der Tiere, das mit dem Bärenschädel, am Ohr und führte es zum Eingangsportal.
    »Bleib ruhig stehen, Dicker!« sagte Mythor eindringlich, dann kehrte er in die Mitte der Halle zurück.
    In Windeseile hatte er an den benachbarten Tischen ein paar Messer zusammengerafft. Unwillkürlich winkte Orphal Bastraph zu sich heran, der sich vor ihm aufbaute und den Herrscher mit seinem Leib deckte.
    Mit ruhiger Hand schleuderte Mythor die Messer, eines nach dem anderen. Mit hartem Schlag trafen sie auf das Holz der Tür auf und blieben dort stecken, nur knapp eine Handbreit vom Körper des Bärenköpfigen entfernt.
    Beifall brauste auf.
    »Wacker, wacker«, rief Orphal. »Hier, Bursche, hast du etwas.«
    Er schnippte einen kostbaren Stein zu Mythor hinüber, der ihn mit sicherem Griff aus der Luft holte.
    »Das will ich selbst einmal probieren«, sagte Orphal. Er stand auf.
    Seine Glieder waren noch matt vom Gelage des Vorabends, und er hatte etliche Pokale Wein in sich hineingeschüttet, deren Wirkung nun deutlich zu sehen war, als er die Stufen hinabwankte und in die Mitte des Saales taumelte.
    Unwillkürlich war auch Fronja aufgestanden und ihm gefolgt. Für einen kurzen Augenblick sah sie den falschen Mythor an. In seinen Augen stand Schrecken geschrieben, und er blickte Fronja flehentlich an.
    »Bringt mir einen Speer!« rief Orphal. »Diese Kunst will ich auch einmal versuchen.«
    Die Knechte, die daran gewöhnt waren, Orphals Befehle prompt auszuführen, brachten schnell einen Speer. Die geschliffene Spitze glänzte im Licht der Lampen.
    »Deine Hand ist nicht die ruhigste«, sagte Fronja. »Du wirst das Tier töten.«
    »Pah«, sagte Orphal und hob den Arm zum Wurf. »Wenn schon.«
    Fronja machte ein paar Schritte, bis sie unmittelbar neben Orphals Ziel stand.
    »Ich möchte nicht, daß an diesem Abend Blut vergossen wird«, sagte sie lächelnd. »Auch nicht das dieses wilden Tieres.«
    »Geh zur Seite, Weib«, herrschte Orphal sie an. »Dies ist mein Haus, hier bestimme ich, was geschieht.«
    Fronja sah ihn durchdringend an. Einen Augenblick lang zögerte Orphal, ließ den Speer sinken. Dann zog er seine Augen zusammen.
    »Ich mag es nicht, wenn man mir trotzt«, sagte er durch die zusammengepreßten Zähne hindurch. »Schon gar nicht von

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