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Mythor - 117 - Herrscher im Unsichtbaren

Mythor - 117 - Herrscher im Unsichtbaren

Titel: Mythor - 117 - Herrscher im Unsichtbaren Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terrid Peter
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kurz.
    Es kam ihm befremdlich vor, daß Orphal einen Teil seines Reiches in Trümmer fallen ließ. Vielleicht war das aber auch nur Tarnung – und dann fand sich in den Ruinen möglicherweise etwas, das den Freunden in ihrer Notlage weiterhalf.
    »Wir werden uns die Sache einmal ansehen«, entschied Mythor.
    Joby kletterte auf Mythors Rücken und leitete ihn.
    Nach kurzer Zeit war der Landstrich erreicht, den Joby beschrieben hatte.
    Beklemmung überfiel Mythor, als er das nebelverhangene Land sah. Langsam trabte er weiter. Seltsam bekannt erschien ihm die Landschaft – und dann erinnerte er sich.
    Dies war sehr genau jene Hermexe, in der er selbst einmal mit Fronja eingeschlossen gewesen war – und die Reste der Gebäude hatten auch die Größe, die er in der Hermexe erlebt hatte.
    Vielleicht fanden sich noch Spuren – Mythor begann zu suchen.
    Schon nach kurzer Zeit entdeckte er etwas – eine Gestalt, die sich langsam durch die Ruinen schleppte, stark vermummt und mit allen Zeichen körperlicher Schwäche.
    Mythor baute sich vor der Gestalt auf.
    Der Vermummte blieb stehen.
    »Was willst du von mir?« krächzte die Gestalt.
    »Wer bist du?« fragte Mythor. Sein Gegenüber schien keinerlei Verwunderung zu empfinden angesichts der Tatsache, daß er von einem riesigen Tier angeredet wurde.
    »Wer ich bin?« krächzte der Vermummte. »Frag mich lieber, wer ich einmal war. Niemand hat gelebt, der es mit mir aufnehmen konnte. Aber dieses elende Land macht selbst einen Dämon matt und kraftlos. Aus der Schattenzone hierher verschlagen, werde ich hier elend zugrunde gehen. Du kannst über mich spotten, Fremder, wenn du willst.«
    Nie zuvor hatte Mythor einen Dämon mit einer weinerlichen Stimme erlebt; diese Gestalt war ein Jammerbild seiner selbst.
    »Gibt es keinen Weg hier heraus?«
    Mythor stellte die Frage mehr beiläufig, er wußte nicht recht, wie er mit einer heruntergekommenen Schreckensgestalt umzugehen hatte.
    »Wege? Es gibt einen Weg, sogar zwei. Einer führt in ein anderes Land, nicht minder schrecklich für mich. Den anderen Weg werde ich in Bälde gehen.«
    »Zeige mir diesen Weg!« sagte Scida eilig.
    Der Dämon sank in sich zusammen. Scida beugte den Kopf herab. Eine leise Stimme wisperte etwas, dann sank die Vermummung des Dämons in sich zusammen.
    Als Scida die Fetzen auseinanderschlug, wirbelte gelblicher Staub auf und verwehte.

7.
    »Ich werde es versuchen«, erklärte Scida. »Ich muß es wagen.«
    Mythor machte eine Geste der Zustimmung.
    »Wenn du gefunden hast, wonach du suchst, kannst du ja zu uns zurückkehren.«
    »Das werde ich tun«, versprach Scida.
    Sie wartete noch eine kleine Weile, bis sich die Freunde entfernt hatten.
    Sterbend hatte der Dämon ihr verraten, wie sie in eine andere Hermexe gelangen konnte – und diesen Weg zu gehen, war Scida gewillt. Die Teile von Orphals Reich, die in Hermexen eingeschlossen waren, stellten eine Verbindung zu Vanga her – und die Amazone wurde von Sehnsucht geplagt.
    Sie setzte sich in Bewegung.
    Der sterbende Dämon hatte sie nicht betrogen.
    Es war ein sanftes Land, das sich ihr öffnete, eine Ebene, die ungeheure Ruhe und tiefen Frieden ausstrahlte. Scida erkannte die Gegend wieder – solche Parks und Gärten waren auf Vanga angelegt worden, wenn es galt, einen Ort der inneren Ruhe und Einkehr zu gestalten.
    Scida sah an sich herab.
    Ihr Körper hatte wieder die ursprüngliche Gestalt angenommen. Eilig zog Scida die Kleider wieder an, dann machte sie sich auf den Weg – sie suchte einen Ort, an dem es Menschen gab.
    Sie wußte, daß jede der Hermexen ein anderes Land in sich barg. Dies war ein Ort der Meditation und Sammlung. Die Ruhe griff sofort auf Scida über.
    Es war das, was sie seit geraumer Zeit ersehnte – Frieden zu finden im Alter, unbehelligt zu sein von den Stürmen des Lebens. Kein Zank, kein Streiten mehr – nur Sammlung und Ruhe, die Muße, die vonnöten war, um die Erinnerungen eines langen Lebens aufzuräumen und zu durchdenken, Bilanz zu ziehen.
    Langsam schritt Scida weiter.
    Sie kam an einem Tempel vorbei, einem schlichten Bauwerk aus weißem Stein, ohne Zierrat – nichts weiter als eine schimmernde Kuppel auf schlanken Säulen, darunter ein Glasspiel. Lange bunte Stäbe, die sanft im Wind schwangen, sich berührten und feine Klänge zu Scida herüberschickten.
    Scida streckte sich auf dem Boden aus, lauschte dem Klingen und überließ sich ihren Gedanken. Sie spürte, wie Arme und Beine erst schwer, dann warm

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